Der Chaos-Pakt
Schulter. Sie kamen an einer anderen Gruppe von Trompetenblumen vorbei, an die er sich nicht erinnern konnte. Er fing den Duft von Reisera auf, der von irgendwo zum natürlichen Amphitheater wehte. »Das versucht der Wald ja gerade in Ordnung zu bringen, aber er ist blind.«
»Wie kann er uns oder Lornth beim Kampf gegen Cyador helfen?« Ayrlyn holte tief Luft, ohne langsamer zu werden. »Das riecht gut.«
»Wo ist die Echse?«
»Oh, sie hat am Rand des Teichs angehalten. Dort schleichen auch zwei Katzen herum, eine davon ist vielleicht diejenige, die wir vorhin gesehen haben. Ich glaube, auch sie können die Veränderungen der Ordnung spüren.«
»Warum folgen sie uns nicht?«
»Nylan ... ob du es erkennst oder nicht, du hast eine große Menge Ordnung und Chaos in dir ins Gleichgewicht gebracht. Dagegen wirkt die Echse winzig. Wenn ich eine große Katze wäre, würde ich mich viel eher für die Echse interessieren.«
»Wie schön ... ich weiß nicht einmal, wie ich die Energien einsetzen soll.« Dann fiel ihm etwas ein und er sah in ihr das, was sie in ihm beschrieben hatte. Er schluckte. »Du ...«
Sie schüttelte den Kopf.
Er lachte. »Du! Du bist genau wie ich oder die Echse.«
»Es ist beängstigend«, gab sie zu. Sie sah sich nervös über die Schulter um, aber im grünen Dämmerlicht rührte sich nichts. »Ich hätte nie gedacht, dass man mich als jemanden beschreiben könnte, der Macht besitzt.«
»Der Wald würde es tun.«
»Wassah«, verlangte Weryl und begann wieder zu strampeln.
Nylan griff hoch und hielt seinen Sohn fest. »Wenn wir wieder bei den Pferden sind.« Er kniff die Augen zusammen. »Schau dir Weryl an ...«
»Auch er hat das Gleichgewicht in sich.«
»Glaubst du ...«
»Ich weiß es nicht.«
Auch Nylan wusste nicht wie, aber sein kleiner Sohn, der noch nicht einmal richtig sprechen konnte, war anscheinend in der Lage, instinktiv einen Ausgleich zwischen Ordnung und Chaos herzustellen. Lag es an dem, was sie erlebt hatten, am Wald? Er wusste es nicht.
Sie gingen weiter. Die einzigen Geräusche waren das Zirpen der Insekten, das Rauschen des hohen Blätterdachs, ihr eigener Atem und hin und wieder der Ruf eines Vogels.
Als sie die Wächterbäume des alten Waldes hinter sich gelassen hatten, blieb Ayrlyn vor ihrem Pferd stehen und spielte nachdenklich mit den Zügeln. »Nylan ... was haben wir heute gelernt?«
»Wir haben gelernt, dass es Kraftströme gibt, die wie in einem Kraftnetz ... je größer der Unterschied im Energiepotenzial und je besser das Gleichgewicht, desto ... ja, das ist der Schlüssel.« Er hob Weryl auf den Sitz hinter seinem Sattel. »Und das macht es für Kinder wie Weryl so leicht.«
»Ich finde es immer noch beunruhigend. Wir gehen hinein und kommen heraus und jedes Mal sind wir etwas verändert und ich kann mich kaum erinnern, wie es überhaupt geschehen ist. Nur dass ich die Veränderung spüre und weiß, dass wir anders sind als vorher.«
»Haben wir uns zu unserem Nachteil verändert?« Nylan schnallte Weryl fest.
»Nein ... nein, ich glaube nicht. Aber wie könnten wir es wissen? Würden wir es bemerken, wenn der Wald es uns nicht wissen lassen will?«
»Vielleicht nicht. Genau deshalb müssen wir weggehen und es herausfinden.«
»Oh ... damit wir erkennen, wie wir uns fühlen, wenn wir außerhalb seines Einflussbereichs sind?«
Er nickte. »Und wenn er uns gehen lässt ...«
»Dann bedeutet das, er überlässt uns die Entscheidung.«
»Genau.«
»Wird er es tun?«
»Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er uns jederzeit gehen lässt.« Nylan stieg auf. »Der Wald lässt sogar den Tieren in beschränktem Maße ihren freien Willen. Die Echse konnte sich entscheiden, uns anzugreifen oder nicht, ebenso die Katzen.«
»Er will etwas von uns.« Auch Ayrlyn stieg auf.
»Natürlich. Irgendwie ... irgendwie werden wir dem Wald helfen.« Er lachte grimmig. »Und er wird uns helfen.«
»Wird er das auch über große Entfernungen hinweg noch können?«
»Die alten Rationalisten haben mit ihren Geräten den Planeten umgeformt und den Westen Candars neu gestaltet. Irgendwie haben sie die alte Topografie überlagert, obwohl es teilweise nicht nötig gewesen wäre. Wahrscheinlich hatten sie nicht genug Energie, um es gründlich und ordentlich genug zu machen. Sie haben den Sumpf und das Wasser neu verteilt, Grasland geschaffen, wo vorher Wüste war, und Flüsse verlegt. Das konnte nicht ewig halten und vielleicht hätte es genau genommen nicht einmal
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