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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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seine Kleider und ein Paar Reservestiefel, in der anderen hartes Brot und Käse und etwas getrocknetes Wildbret.
    Seine Jacke steckte in der improvisierten Bettrolle, die schon auf den Satteltaschen lag. Außerdem waren in den Satteltaschen die paar Dinge verstaut, die zu seinem persönlichen Besitz zählten. Dafür, dass er im Grunde zwei Leben gelebt hatte, war es sehr wenig. Wieder einmal wurde ihm bewusst, dass er keine Ahnung hatte, wohin er gehen und was er tun sollte, abgesehen davon, dass er Ryba entkommen musste.
    Er holte tief Luft und schluckte. Hoffentlich war Ayrlyn bereit, dachte er, und dann wurde ihm klar, dass sie schon lange vor ihm bereit gewesen war. Sie hatte sich auf dem Dach der Welt nie richtig heimisch gefühlt, während er den Schwarzen Turm gebaut hatte. Er blickte zum offenen Fenster, durch das er die dicken Wolken sehen konnte, die im Nordosten über den grünblauen Himmel zogen.
    Noch einmal holte der Schmied tief Luft, richtete sich entschlossen auf, ging über den Treppenabsatz und betrat das Quartier der Marschallin.
    Ryba, die Marschallin von Westwind, saß im Schaukelstuhl, Dyliess auf dem Schoß. Mit hellgrünen Augen betrachtete sie Nylan. »Du hast dich also entschlossen zu gehen?«
    Nylan nickte. »Du hast es die ganze Zeit gewusst. Deine Visionen haben dir gesagt, dass ich gehen müsste. Du hast es schon vor Jahreszeiten gewusst, aber du wolltest mir nichts sagen. Nie hast du mir von diesen Visionen erzählt und du wirst es auch nie mehr tun. Du wolltest nicht eingreifen, weil du damit Westwind gefährdet hättest, und das würdest du um keinen Preis zulassen.«
    Ryba legte unwillkürlich die Arme etwas fester um ihre Tochter. »Ich würde auch nichts tun, das Dyliess gefährden könnte.«
    Das silberhaarige Mädchen strampelte, als Ryba es etwas zu fest drückte. »Ah... wah...«
    »Ich weiß.« Nylans Stimme war tonlos. »Nichts darf sie oder deine Träume gefährden.«
    »Was ist denn mit deinen eigenen Träumen? Mit deinem mächtigen Turm? Was ist mit den Plänen für die Sägemühle?«
    »Ich habe die Pläne aufgezeichnet und mit Huldran alles besprochen, einschließlich der Getriebe. Sie kann die Mühle allein zu Ende bauen. Sie wird genau wie alle anderen tun, was du willst.«
    »Der Schmied und die Sängerin ... dem Sonnenuntergang ziehen sie entgegen und lassen die schwere Arbeit für die anderen liegen.« Rybas Lippen zuckten, die Augen schienen etwas heller als sonst zu strahlen. Sie starrte einen Moment den Holzboden an, dann sah sie aus dem Fenster. Mit der linken Hand streichelte sie Dyliess' Haar.
    »Du hast eigenartige Vorstellungen von harter Arbeit, Ryba«, gab Nylan schnaubend zurück. »Ich habe das Bauen übernommen, während du und alle anderen mich für besessen und verrückt gehalten haben. Aber im letzten Winter hat sich niemand beklagt, als es warm und gemütlich war und als es fließendes warmes und kaltes Wasser gab. Du hast hinter meinem Rücken Ränke geschmiedet. Du hast mich benutzt, um Siret und Istril zu schwängern. Wer weiß, mit wem du es sonst noch versucht hast. Und ich habe es nicht gesehen. Ich hätte es sehen sollen, aber ich habe es nicht gesehen. Auf meine eigene, naive Art und Weise habe ich dir vertraut.« Er blickte zum leeren Kinderbett in der Ecke. Die Wiege, die er gebaut hatte, stand unten bei den Wächterinnen. Er schluckte. Sollte er noch mehr sagen? »Du traust niemandem.«
    »Du hast dich entschieden, nicht wahr?«, fragte sie noch einmal. »Die Worte spielen keine Rolle mehr. Du hast dich entschieden. Du und Ayrlyn, ihr wollt gehen. Also geht. Nehmt mit, was ihr braucht. Ich kenne dich, du bist so von Schuldgefühlen geplagt, dass du mehr als gerecht sein wirst. Geh einfach. Und lass uns unser Leben führen.«
    »Gib mir noch einen Augenblick mit Dyliess.«
    »Warum? Du gehst doch weg.«
    »Du bist mir mehr als das schuldig. Ich bitte nur um etwas Zeit mit meiner Tochter. Sie wird sich nicht daran erinnern, aber ich werde mich erinnern.«
    »Du musst nicht gehen.« Rybas Stimme war ruhig, fast ohne Emotion. »Du hast Westwind aufgebaut, wie du mir immer wieder sagst.«
    »Nein, ich muss nicht gehen. Ich kann warten, bis mich alle Wächterinnen hier bemitleiden. Ich kann den Rest meines Lebens hier verbringen und mich fragen, ob ich dir trauen kann. Ich kann alles riskieren und mich fragen, ob es dir etwas bedeutet oder ob du nur an Monumente für die Ewigkeit oder Hinterlassenschaften für die Zukunft denkst. Und da mir

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