Der Chaos-Pakt
eilte durch den Raum und hob ihre Tochter auf, um sie zu ihm zu bringen.
Als Nylan seine Tochter umarmte, mussten sie beide weinen. Er hätte am liebsten gegen das Schicksal, gegen Ryba und gegen sich selbst gewütet. Warum musste er nur für alles einen so hohen Preis zahlen?
Schließlich gab er seine silberhaarige Tochter der Mutter zurück. »Pass gut auf sie auf.«
»Das werde ich. Und ich werde dafür sorgen, dass sie erfährt, wer Ihr seid. Ein Mann und keine Legende.«
Halb ging er und halb taumelte er die Treppen hinunter, bis er die Haupttür hinter sich schließen konnte. Möglicherweise hatten ihn noch andere Wächterinnen gesehen, aber Istril war nicht unter ihnen und auch von Weryl war weit und breit nichts zu sehen, als er zu den Ställen ging.
Die meisten Wächterinnen waren draußen auf den Feldern oder unterhalb der Klippe mit Baumfällen beschäftigt. Als er an der Schmiede vorbeikam, hörte er Hammerschläge, aber er blieb nicht stehen. Er fühlte sich nicht imstande, noch einen weiteren traurigen Abschied hinter sich zu bringen. Huldran würde es sicher verstehen. Dennoch ... schweren Schrittes ging er weiter und fragte sich, wo Istril und Weryl steckten.
Unter der Last, die er trug, schwitzte und keuchte er trotz der Muskeln, die er beim Schmieden entwickelt hatte, als er den Stall erreichte.
Ayrlyn hatte bereits beide Pferde gesattelt und erwartete ihn im Schatten der Stalltür. »Du siehst aus wie das nackte Chaos. Was ist passiert?«
»Ich musste mich von Dyliess und Kyalynn verabschieden ...« Er hustete. »Weryl konnte ich nicht finden.« Er warf seine Sachen auf einen Haufen, hob die Satteltaschen hoch und schnallte sie an den richtigen Stellen fest.
Die Hühner flohen erschrocken aus dem Stall in die Hütte, in der das Geflügel während des langen Winters untergebracht gewesen war.
Ayrlyn hob den Bogen. »Wird Ryba deshalb nicht etwas ungehalten sein?«
»Sie sagte, ich könnte nehmen, was ich brauche, und ich hätte ohnehin solche Schuldgefühle, dass ich auf jeden Fall fair wäre.«
»Da hat sie wohl Recht«, erwiderte Ayrlyn leise. »Ich bin froh, dass du ihn mitgenommen hast. Du hast wirklich viel für die anderen getan. Ich habe sechs Klingen mitgenommen – zwei von den Schwertern, die du geschmiedet hast, und vier kleine einheimische Prügel zum Eintauschen. Ryba wird die Prügel nicht vermissen und dass du zwei von deinen eigenen Schwertern mitnimmst, hast du sicher verdient. Mir war klar, dass du selbst es nicht tun würdest, aber du wirst wohl so schnell keine Gelegenheit finden, dir neue zu schmieden. Sie sind alle gut verpackt. Und ich habe die Silberstücke von meinen Handelsexpeditionen.«
»Du bist praktisch veranlagt. Ich glaube, ich habe nicht mehr als ein halbes Dutzend Silberstücke und ein paar Kupfermünzen.« Der Ingenieur band die Bettrolle hinter dem Sattel fest. »Abgesehen von den beiden Schwertern, mit denen ich bewaffnet bin, habe ich nur ein weiteres mitgenommen.«
»Gut. Ich habe auch noch ein paar Wasserflaschen für dich. Du wirst sie brauchen, wenn wir hinunter nach Lornth kommen.«
»Glaubst du immer noch, dass das der richtige Ort für uns ist?«
Ayrlyn hob die Schultern, während sie eine Wasserflasche festband. »Wenn wir nach Osten gehen, stoßen wir auf Karthanos und Gallos, und die Völker im Osten fühlen sich erheblich unfreundlicher an als die Leute in Lornth. Was den Westen angeht, so ...«
»Fühlt er sich insgesamt besser an?«
Die Heilerin nickte. »Den Grund kann ich aber auch nicht genau sagen.«
»Ich vertraue Gefühlen inzwischen erheblich mehr als steriler Logik. Besonders an einem Ort wie diesem.«
»Ich weiß nicht«, überlegte Ayrlyn, »hinter der Ordnungs-Magie dieser Welt steckt erheblich mehr. Es sind nicht einfach nur Gefühle. Irgendwo muss es auch ein System geben.«
»Du redest wie eine Ingenieurin, nicht wie eine Heilerin.«
»Ist das nicht ein und dasselbe?«
Nylan lachte, dann rückte er das Schultergeschirr zurecht, das seine zweite Klinge aufnehmen sollte. Mit einer Klinge auf der Schulter und einer zweiten am Gürtel sollte er eigentlich jederzeit eine Waffe zur Hand haben. Er hoffte zwar, es würde nicht nötig werden, aber im Grunde wusste er genau, dass es unvermeidlich war. Candar war eine Welt voller Gewalt.
Nachdem er sein Geschirr zurechtgerückt und sich vergewissert hatte, dass er die Waffe leicht ziehen konnte, wandte er sich an Ayrlyn. »Bist du bereit?«
Ayrlyn blickte zur offenen
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