Der Chaos-Pakt
einmal eine vom Himmel.«
»Außerdem«, erwiderte Ayrlyn ruhig, »kommen wir in Frieden und das Volk von Lornth hat wie das Volk von Westwind teuer für diesen Frieden bezahlt.«
»Frieden mag herrschen, aber nur wenige lieben die Engel«, erwiderte Tonsar. »Ich habe Befehl, Euch nach Lornth zu bringen und zu den Regenten zu führen.«
»Haben die Regenten Euch eine Botschaft mitgegeben?«, wollte Nylan wissen.
Der kräftige Bewaffnete verdrehte die Augen. »Kommt jetzt.« Er nahm sein Pferd herum und die Bewaffneten seines Trupps bildeten eine Gasse, um Ayrlyn und Nylan vorbeizulassen.
Ayrlyn sah Nylan an und verdrehte ebenfalls die Augen.
»Man wird doch fragen dürfen«, sagte der Schmied leise zu Ayrlyn, während er seine Stute antrieb, um neben Tonsar zu reiten. Ayrlyn ritt auf der anderen Seite, den Grauen im Schlepp. Die übrigen Bewaffneten folgten ihnen.
Sie ritten fast eine Meile, ehe Tonsar wieder das Wort ergriff. »Auf dem Dach der Welt sind viele aus Lornth gestorben.«
»Das ist wahr«, räumte Nylan ein. Er spreizte die Finger, damit Weryl mit ihnen spielen konnte, und zog den Zeigefinger, den Weryl begeistert packte, nicht zu heftig wieder weg. »Aber wir haben nicht als Erste angegriffen und wir hatten keinen anderen Ort, an den wir gehen konnten.«
»Konntet Ihr nicht zum Himmel zurückkehren?«
»Nein«, antwortete Ayrlyn. »Unser Schiff ist kaputt.«
»Ihr seid doch Engel«, wiederholte Tonsar, als wäre das die Antwort auf alle Fragen. »Engel.«
»Unser Schiff wurde zerstört, als wir die Abgründe zwischen den Sternen durchkreuzten. Wir konnten noch von Glück reden, dass wir überhaupt auf dem Dach der Welt landen konnten«, erklärte Nylan. »Nur wenige Engel können lange im heißen Tiefland überleben. Unsere Welten sind kälter.«
»Hmm ...«, machte Tonsar. »Das haben Kurpat und Jegel auch gesagt, bevor sie in die letzte Schlacht gezogen sind. Jegel trug schwere Lederkleidung und wäre trotzdem beinahe erfroren. Er sagte, die Engel hätten nur dünne Sachen getragen und dennoch geschwitzt wie wir im Hochsommer in den Grashügeln.«
Eine Weile waren nur die Hufschläge zu hören.
»Wenn es wahr ist, dass die meisten Engel nicht in heißen Gegenden leben können, warum seid Ihr dann hier?«, fragte der Anführer nach einer Weile.
»Ich kann zur Not in wärmeren Gegenden leben«, räumte Nylan ein, »aber es ist nicht angenehm. Die Händlerin hier stammt als Einzige von einer wärmeren Welt. Ihr ist es auf dem Dach der Welt zu kalt. Alle anderen würden sehr leiden, wenn sie versuchten, in Lornth zu leben.« Nylan fragte sich, ob es richtig war, ihm zu verschweigen, dass Ayrlyn eine Heilerin war ... aber gelogen hatte er wenigstens nicht.
»Dennoch sind viele unserer Frauen in die Kälte geflohen. Das will mir einfach nicht in den Kopf.« Tonsar wandte sich an Ayrlyn. »Könnt Ihr es mir erklären?«
Nylan war froh, dass Ayrlyn diese Aufgabe übernehmen sollte.
»Alle, die nach Westwind geflohen sind, zum Dach der Welt, sind misshandelt und zum Teil stark verletzt worden. Sie hatten keinen anderen Ort, zu dem sie fliehen konnten.«
»Ein Ort für Frauen und Engel, die keinen anderen Platz zum Leben finden ... wie seltsam.«
»... ja, seltsam mag es sein ... denn viele sind auch in den vergangenen Jahren aus Cyador nach Lornth geflohen ...«, murmelte ein Bewaffneter, der hinter den dreien ritt.
Nylan runzelte die Stirn. Es gefiel ihm nicht, dass immer wieder Cyador zur Sprache kam, und es gefiel ihm nicht, dass Frauen aus Cyador nach Lornth geflohen waren. Er hatte keinen sehr guten Eindruck von Cyador. Jetzt wollten die Regenten in Lornth mit ihnen reden. Vielleicht war das ein gutes Zeichen, vielleicht aber auch eine Wendung zum Schlimmsten.
Weryl packte den vorderen Rand des Sattels und zerrte daran. Nylan löste die Finger seines Sohnes vom Leder und nahm den Anblick von Lornth in sich auf. Es war kaum mehr als eine mittelgroße Stadt, soweit er es erkennen konnte. Dann sah er fragend zu Ayrlyn.
Sie lächelte rätselhaft und zuckte mit den Achseln.
Welch große Einsichten, dachte Nylan. Welch große Hilfe.
»Waaa-daaa?«, machte Weryl.
Nylan holte die Wasserflasche hervor. Wenigstens dies konnte er dem Kind geben.
XXXVII
D er Mann mit dem schwarzen Bart betrat den langgestreckten Raum.
Zeldyan, die im Schaukelstuhl saß, hob eine Hand und schüttelte den Kopf, dann klopfte sie Nesslek auf den Rücken und wiegte sich weiter mit ihm. Fornal schloss
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