Der Chirurg von Campodios
werden dem Zimmermann zugeteilt. Allerdings erst nach der Vereidigung. Weiter: Wie sich herumgesprochen haben dürfte, habe ich Fernandez als Schiffsführer auf den Guineaman abkommandiert. Ebenso McQuarrie und zwanzig weitere Männer. Sie sollen die Prise segeln. Geht mit Fernandez die wichtigsten Flaggenzeichen durch, ich will, dass die Verständigung zwischen den Schiffen wie am Schnürchen klappt. Und dann lasst neuen Kurs für beide Schiffe absetzen. Wir gehen durch die Floridastraße Richtung Heimat. Wenn uns dabei ein versprengter Don über den Weg läuft, soll es uns recht sein, wenn nicht, dann eben nicht. Die Fahrt war ohnehin schon recht erfolgreich. Das war’s zunächst, Erster.«
»Aye, aye, Sir.« John Fox grüßte und wollte davoneilen, wurde vom Kommandanten aber zurückgehalten. »Bleibt, Erster, ich bin noch nicht fertig, die weiteren Befehle dürften Euch ebenfalls interessieren: Doktor Hall, ich nehme an, Ihr habt nichts dagegen, Eure Kammer wieder mit dem Cirurgicus und seinen Freunden zu teilen?«
»Aber nein, Sir, natürlich nicht.« Man sah, dass Hall sich ehrlich freute. »Das ist ja wie in alten Zeiten!«
»Schön. Weiter: Tipperton, Ihr fertigt eine extra Mannschaftsliste für die Männer des Guineaman an. Sofort, hier an meinem Kartentisch. Ich will, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Ferner prüft Ihr, ob auf der bestehenden Liste noch Platz für die Neuzugänge ist, nehmt gegebenenfalls ein weiteres Blatt. Und kleckert nicht wieder so, Papier ist teuer. Außerdem tragt Ihr die Beuteanteile eines jeden neuen Mannes ein. Wieviel das ist, sage ich Euch später.«
Taggart, der die ganze Zeit kerzengerade dagestanden hatte, machte eine Pause. »So weit die Pflicht, Gentlemen. Und nun zu etwas Angenehmerem: Ich denke, das glückliche Wiedersehen mit dem Cirurgicus und seinen Freunden ist ein kleines Essen wert. Wir können dabei über alte Zeiten plaudern und dazu all die Fragen stellen, die zu stellen sind. Ich darf die Gentlemen bitten, sich heute Abend um acht Glasen hier in der Kajüte einzufinden.«
»Aye, aye, Sir.« Die Einladung wurde mit Begeisterung angenommen.
Taggart hatte von einem kleinen Essen gesprochen, was sich als stark untertrieben erwies. Der große Kartentisch, an dem außer den zuletzt Anwesenden auch Fernandez Platz genommen hatte, war beladen mit den leckersten Früchten, Fleischgerichten und Köstlichkeiten. Es gab frisches Obst, knusprige Kapaune, ein halbes Ferkel vom Spieß, Käse, kandierte Früchte, süßen andalusischen Wein und vielerlei mehr – alles Kostbarkeiten, die auf einem Kriegsschiff Seltenheitswert hatten und die nur deshalb vorhanden waren, weil der
Falcon
kurz zuvor die
Nuestra Señora de la Caridad
über den Weg gelaufen war, ein riesiger Schatzfahrer, nicht nur voll gestopft mit Gold und Silber aus Peru, sondern auch wohl versehen mit frischer Speise aus Habana. Mit eben jenem Segler hatte Taggart ohnehin noch eine Rechnung offen gehabt, und umso schneidiger hatten die
Falcons
ihn niedergekämpft.
Die Gespräche am Tisch, an dem auch Hewitt sitzen durfte, allerdings nur in seiner Eigenschaft als Freund des Cirurgicus und nicht als Mitglied der Mannschaft, hatten sich lange um die Erlebnisse gedreht, welche die Freunde durchgestanden hatten, und ein ums andere Mal waren den Zuhörern Augen und Ohren übergegangen bei dem, was sie hörten.
Langsam begann die Stimmung sich zu lockern, was nicht bedeutete, dass die Herren die Hemden öffneten, doch der eine oder andere Scherz stahl sich schon zwischen die gesetzten Reden. Taggart, mit Leib und Seele Fahrensmann und allem Ländlichen abhold, unterdrückte ein Rülpsen: »Wie sage ich immer, Gentlemen? Die schönste Gegend ist doch ein gedeckter Tisch!« Dann hob er sein leeres Glas und hielt es Tipperton, der zu seinem Leidwesen wie üblich zum Butler umfunktioniert worden war, entgegen: »Tipperton, seid so gut und schenkt uns allen noch einmal ein.«
Es dauerte geraume Weile, bis der Schiffsschreiber den Befehl ausgeführt hatte, denn bei dieser Tätigkeit war er womöglich noch langsamer als gewöhnlich. Nachdem alle endlich versorgt waren, stand der Kommandant auf: »Gentlemen, aus erfreulichem Anlass trinke ich auf unsere erlauchte Majestät, unsere Jungfräuliche Königin Elisabeth I., der ein langes Leben beschieden sein möge und der ich wünsche, dass, äh … die
Falcon
eine glückliche Heimreise hat, weil sie, unsere Herrscherin, dann wieder um einiges reicher sein
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