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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Angelo zögerte, ehe er weitersprach. »Da wäre doch die gesamte Hardeman-Familie die Wände hochgegangen!«
    »Angelo! Als ob Ihnen das nicht mindestens ebenso egal wäre wie mir!«
    »Nein, aber Sie sollten sich lieber mehr um Ihren Urgroßvater kümmern. Nummer eins ist imstande ...«
    Als er erneut zögerte, vollendete sie selbst seinen Satz: »... sogar zu morden. Na, und? Mein Vater ist der, der wirklich die Wände hochginge. Ich habe gehört, wie er Sie den verdammten Enkel eben jenes Alkoholschmugglers nannte, der damals während der Prohibition Nummer eins mit Stoff versorgte. Er hat selbst überhaupt kein Gefühl dafür, daß wir Hardemans auch nur Neureiche sind. Nummer eins hat mit nichts als einer Fahrradreparatur angefangen und dann erst eigenhändig sein erstes Auto gebastelt, genauso wie der erste Henry Ford. Diese beiden Alten waren einer wie der andere einfallsreiche Tüftler und Bastler, mehr doch nicht. Ich meine, wie kommt da mein Vater dazu, sich einzubilden, er sei mehr als der Enkel des Mannes, der seinen Großvater mit Alkohol versorgte. Übrigens, stimmt das eigentlich?«
    »Ja, das stimmt. Mein Großvater war der Alkohollieferant von Nummer eins. Und zwar von gutem. Nummer eins hat in all den Jahren damals nie sein täglicher Schluck gefehlt, und er hatte auch nie Grund, ihn nicht ausgezeichnet zu finden.«
    »Das ärgert ihn am meisten«, sagte Betsy. »Nicht einmal so sehr der Rollstuhl. Sondern, daß er nicht mehr seinen täglichen Canadian Whiskey bekommt wie einst.«
    »Ich kann es ihm gut nachfühlen«, sagte Angelo.
    Sie nahm kurz seine Hand. »Sie sind also wirklich verheiratet? Ganz offiziell und formell meine ich? Ist sie schon schwanger?«
    »Nein. Noch nicht. Jedenfalls wissen wir noch nichts davon.«
    Betsy schüttelte seine Hand und ließ sie dann los. »Angelo Perino, ich werde eines Tages noch ein Kind von Ihnen haben. Das habe ich so beschlossen. Warten Sie nur ab, wenn Sie es nicht glauben.«
    »Was Betsy will, bekommt Betsy auch«, sagte er halb singend nach der Melodie von Damn Yankees.
    Und Betsy sang zu Ende: »Und, kleiner Mann, Betsy will dich.«
    Angelo lachte. »Wie Roosevelt einst immer sagte: Das müssen Sie mit Mrs. Roosevelt abklären. Sprich mit Cindy.«
    4
    Dies war nun schon sein drittes Gesicht. Das erste, mit dem er aufgewachsen war, hatte ihm der Unfall auf der Rennstrecke zerstört. Mit dem zweiten, das ihm Dr. Hans daraufhin zurechtoperiert hatte, war er nie so recht zufrieden gewesen. Es hatte immer falsch ausgesehen, gefälscht, weil es für sein Alter zu jugendlich war. Jetzt also hatte er aufgrund der Schlägerei sein drittes Gesicht, das in etwas über drei Jahren rekonstruierte zweite neue.
    Cindy bestand darauf, mit im Raum zu sein, als ihm die Bandagen abgenommen wurden, obwohl Dr. Hans und die Schwestern sie gewarnt hatten, daß er anfangs nicht gerade hinreißend aussehen werde. Es stockte ihr dann auch tatsächlich der Atem. »Er sieht aus, als sei er zu lange in der Sonne gewesen.«
    »Richtig«, sagte der Chirurg gelassen. »Er ist krebsrot, aber das haben wir Ihnen ausdrücklich angekündigt. In einer Woche ...«
    In einer Woche war er sein eigener dritter Mann. Er hatte auch jetzt nicht das Gesicht wie vor dem Unfall. Das erste genau wiederherzustellen, war eine unmögliche Aufgabe für die plastische Chirurgie. Aber er hatte zumindest nicht mehr das zu junge zweite Gesicht, das er einige Jahre lang tragen mußte. Seine römische Adlernase war nicht wiederhergestellt, sie war jetzt gerade, »teutonisch« - was für Dr. Hans korrekt und gutaussehend war. Seine gebrochenen Kieferknochen waren wiederhergestellt, teilweise mit Knochenmaterial, das ihm aus dem Becken entnommen worden war. Weiteres Knochenmaterial aus seinem Becken hatte dazu gedient, sein Kinn neu zu formen, das ihm die Schläger in Detroit zerschmettert hatten. Das Beste an seinem jetzigen Gesicht war, daß sich die Leute nun nicht mehr nach ihm umdrehten und ihn anstarrten.
    »Es gefällt mir«, sagte Cindy.
    Für Angelo war dies das einzige, was zählte.
    5
    In London, in Amsterdam und an der Riviera hatten Angelo und Cindy nur einen einzige Anruf bekommen, der nicht von ihren Familien kam. Es war ein Anruf von Präsident Nixon, der ihnen zur Hochzeit gratulierte und die besten Genesungswünsche in die schweizerische Klinik übermittelte. Ein Mann wie Angelo, sagte er, sollte sich überlegen, ob er sich nicht der Regierung zur Verfügung stellen wolle. Und er bat ihn, sich

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