Der Clan
Bewährung schon bestanden.«
»Wieso, was meinst du damit?«
»Der Doktor sagt, ich bin schwanger.«
»Cindy!«
»Na, nun tu mal nicht so überrascht. Was sonst sollte denn wohl passieren, wenn ich aufhöre, die Pille zu nehmen, wir aber flott weitermachen?«
Angelo drehte sich herum und zog sie in seine Arme, doch nur ganz vorsichtig, wie es alle Ehemänner der Welt tun, wenn sie zum erstenmal vom »delikaten Zustand« ihrer Frau hören.
Sie umarmte ihn heftiger. »Na, zerbrechlich bin ich deswegen ja nicht gleich. Und der kleine Wurm da drin auch nicht, dazu ist er noch viel zu winzig. Ich sag dir schon, wenn es Zeit ist, Rücksicht zu nehmen. Jetzt jedenfalls noch nicht. Wir können uns sofort betätigen.«
Angelo lächelte. »Wie immer.«
1973
Loren Hardeman Nummer drei hatte begriffen, daß er ein Mann mit Glück war. Er war in die Jauche gefallen und hatte beim Aufstehen trotzdem nach Rosen gerochen. Und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht.
Er war jetzt der absolute Chef der Firma. Sein Großvater, Nummer eins, hatte sich wieder nach Palm Beach verzogen, und obwohl er es immer noch nicht lassen konnte, sich in alles einzumischen und seinen Dickkopf durchzusetzen, überließ er das Alltagsgeschäft nun doch endlich ihm und seinen Managern und Direktoren. Er bestand allerdings darauf, daß das Werk auch weiterhin Autos baute. Also fertigten sie den altehrwürdigen Sundancer immer noch weiter. Aber der Tag würde schon noch kommen, an dem - er kam schon noch, dieser Tag.
Und er war Angelo Perino los. Perino kam nicht einmal mehr nach Detroit. Er war OUT. Mehr noch, Nummer eins hatte ihm sogar ausdrücklich befohlen, sich nicht mehr in die Geschäfte der Firma einzumischen. Allerdings, völlig ignorieren konnte man einen Mann, der zweihunderttausend Aktien hielt, leider doch nicht. Aber Perino war seinerseits klug genug, den Alten nicht herauszufordern und zu reizen.
Nummer eins war seinerseits gerissen und klug. Immer schon gewesen. Er hatte sich Perinos bedient und diesem verdammten Itaker auch noch das Gefühl gegeben, daß ihm das gefiel. Dann aber hatte er ihm klar gemacht, daß Blut dicker als Wasser war. Als er, Loren, den Karren in den Dreck gefahren hatte, hatte er als Familienangehöriger bei seinem Großvater eben doch mehr gezählt als jemand von außen, wie hoch er auch stehen mochte, es jemals schaffen konnte.
Doch dies alles war nicht das Entscheidende, warum Loren sich für einen so glücklichen Mann hielt. Das alles war Busi-
neß. Viel wichtiger war, daß er zu Hause Glück hatte, glücklich war.
Alicia, seine erste Frau, Betsys Mutter, saß ihm nicht mehr im Nacken. Sie lebte jetzt in Connecticut und war offensichtlich zufrieden, Golf spielen und segeln zu können - vermutlich mit einem Liebhaber. Sie besaß fünf Prozent von Bethlehem-Motors und hatte ihm einen bösen Brief geschrieben, in dem sie sich über die geringere Dividende beschwerte und über den fallenden Kurs der Firmenaktien. Aber mit ihren fünf Prozent konnte sie zum Glück nichts Entscheidendes tun oder verlangen.
Bobbie, Lady Ayres, seine zweite Frau, hatte eine Scheidung bekommen, die ihn nicht sehr viel gekostet hatte. Während eines überaus hitzigen und zornigen Wortwechsels zwischen ihnen eines Abends hatte sie zugegeben, daß sie mit Perino einmal im Bett gewesen war. (»Und dieser verlogene Schweinepriester hat mir geschworen, niemals meine Frau gevögelt zu haben!« Bobbie hatte nur gelacht. »Hat er doch auch nicht! Er hat es mit seiner Freundin gemacht, die ich damals war, nämlich bevor wir verheiratet waren!«) Lady Ayres haßte ihn nicht. Sie hielt nur überhaupt nichts von ihm, was viel schlimmer war. Wie auch immer, er war sie jedenfalls los.
Das Ende dieser Ehe war obendrein genau zur rechten Zeit gekommen. Schon einen Monat, nachdem er Roberta kennengelernt hatte, war er frei und konnte sie zu seiner Ehefrau Nummer drei machen. Und obendrein war sie das Beste, was ihm je passiert war.
Und so war alles wieder in schönster Ordnung, und die Zukunft sah rundum rosig aus. Nixon war ein guter Präsident, wenn er auch in mancher Hinsicht ein wenig schwamm, aber er stand jedenfalls wie eine Eins für die Werte ein, die das Land groß gemacht hatten. Loren trug seit einiger Zeit demonstrativ einen Button mit der amerikanischen Flagge im Knopfloch, genau wie Nixon. Er fand es auch gut, daß Nixon den Anzug mit Weste wieder populär gemacht hatte. Loren liebte Westen, weil er glaubte, sie kaschierten
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