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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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seinen »hohen Magen«, wie man das elegant nannte. Außerdem war es inzwischen auch wieder akzeptabel, Hut zu tragen, was ebenfalls von Vorteil für ihn war, da sein Haar schon recht schütter wurde. Er war froh, seinen Kopf bedecken zu können. Er hatte eine natürliche
    Veranlagung zur Feistigkeit, um es dezent zu sagen, und war dabei zwar größer als sein Vater, aber nicht so groß wie Nummer eins. Mit etwas mehr Bewegung und Training und weniger Trinken hätte er eine ganz ordentliche Figur abgeben können. Aber er gab sich mit dem zufrieden, wie er war.
    Er saß auf dem Rücksitz eines Sundancer. Sein Chauffeur fuhr ihn nach Hause. Neben dem Chauffeur saß noch sein Leibwächter. Seit er diesen Überfall auf Angelo Perino veranlaßt hatte, war es ihm ratsam erschienen, sich einen solchen zu halten. Früher oder später würde dieser Itaker-Schweinepriester selbstverständlich auf Revanche aus sein, und wenn schon nicht persönlich, dann über einen dieser Ganoven, die die Familie Perino sich hielt oder die ihr ergeben waren. Sein einziger Fehler war gewesen, daß er nicht bestellt hatte, Perino gleich ganz totzuprügeln. Denselben Fehler würde er aber kein zweites Mal machen, falls sich jemals noch die Gelegenheit ergeben sollte. Perino war schließlich gefährlich.
    Roberta hätte nicht zugelassen, daß er diesen Fehler machte.
    Der nachteiligste Aspekt davon, Präsident von Bethlehem Motors zu sein, war, daß dies ihn zwang, in diesem blödsinnigen Sundancer herumzukutschieren. Er hatte im Auge gehabt, eine Luxusmodellserie aufzulegen, eben den Cadillac oder Lincoln des Werks, den man vielleicht sogar hätte Loren taufen können. Aber es war von vornherein klar gewesen, daß er damit bei Nummer eins auf Granit beißen würde. War ja auch egal, die Händler hätten sowieso nicht mitgezogen. Sie hatten Mühe genug, den Sundancer zu verkaufen.
    Dieser Sundancer, sein persönlicher Wagen, war der einzige mit dieser Ausführung und Ausstattung. Buchstäblich alles, bis auf die Karosserie, war ausgewechselt, um zu kaschieren, daß sich hinter der Fassade eines biederen Sundancer ein ausgesprochenes Luxusgefährt verbarg. Der Motor war durch einen starken, hochkomprimierten Mercury-Motor ersetzt. Ein Vierganggetriebe - ein sogenannter Shifter - holte alles aus diesem starken Motor heraus. Damit das Chassis das zusätzliche Gewicht und die stärkeren Belastungen der Beschleunigung aushielt, war es verstärkt und mit einem total neuen Federungssystem versehen worden. Loren fuhr den Wagen gelegentlich selbst und freute sich diebisch, wenn er sah, wie Mustang- und Carger-F ahrern der Mund offen blieb, wenn er mit einer vermeintlich behäbigen Sundancer-Familienkut- sche mühelos an ihnen vorbeirauschte und ihnen die Rücklichter zeigte.
    Aber meistens ließ er doch den Chauffeur fahren. Schon weil er das Innere seines Geheimautos besonders liebte. Da war nirgends billiger Kunststoff oder Plastik, dafür alles echt Leder und poliertes Walnußholz. Statt der phantasielosen und rechteckigen simplen Armaturen des echten Sundancer gab es in dem seinen das letzte des neuesten technischen Stands. Die hinteren Sitze waren zwei veritable Leder-Clubsessel mit einer Bar dazwischen.
    Das ganze getarnte Ungetüm hatte Bethlehem-Motors 550000 Dollar gekostet. Nummer eins hatte es natürlich niemals gesehen und sollte es auch niemals zu sehen bekommen. Die halbe Million hatte Loren in den verschiedensten Budgets gut verstecken lassen, bei Forschung und Entwicklung, Werbung, Maschinenerneuerung und dergleichen.
    Jetzt widmete er sich seiner Bar und schenkte sich einen Scotch ein. Ein ursprünglich eingebauter kleiner Kühlschrank hatte sich als ziemlich unpraktisch erwiesen, weshalb er sich mit einer einfachen Eisbox begnügte. Es gehörte zu den Pflichten seines Chauffeurs, dafür zu sorgen, daß sie stets mit frischem Eis aufgefüllt war, außerdem natürlich, daß stets die richtigen Sorten Scotch, Gin und Brandy ausreichend vorhanden waren.
    Daß er nach Hause gefahren wurde, stimmte nicht ganz. Genaugenommen war es Robertas Haus. Er war vor einem Vierteljahr bei ihr eingezogen. Sie waren übereingekommen, nicht gleich zu heiraten, sondern erst einmal auszuprobieren, wie es mit ihnen laufen würde, aber das war kein Grund gewesen, nicht gleich zusammenzuziehen. Im Gegenteil, so konnte das Kennenlernen noch intensiver geschehen. Sie hatten sich versprochen, bis spätestens zum Jahresende entweder zu heiraten oder sich wieder zu

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