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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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am Platz, und er stieß wieder zu seinem Gefolge und gab sich offizieller. Viele Leute folgten ihm in der Hoffnung, das Kirin mit eigenen Augen zu sehen, und als sie schließlich Sanda erreichten, wurden sie von einer großen Menschenmenge begleitet. Diese schwoll noch weiter an, als die Bürger der Stadt dazustießen, Banner und Quasten schwenkend, tanzend und Trommeln schlagend. Sanda war ursprünglich um einen Markt entstanden und hatte daher weder Schloss noch Befestigungsanlagen. Man konnte noch Kriegsschäden sehen, aber die meisten niedergebrannten Läden und Wohnhäuser waren wieder aufgebaut worden. In der Nähe des Tempels standen mehrere große Herbergen. Auf der vor ihnen liegenden Hauptstraße wurde Takeo von einer kleinen Schar Krieger erwartet, die Banner mit den zwei Berggipfeln, dem Wappen des Sagaclans, trugen.
    Â»Lord Otori«, sagte ihr Anführer, ein großer, fleischiger Mann, der Takeo unangenehm an Abe erinnerte, Iidas obersten Gefolgsmann. »Ich bin Okuda Tadamasa. Dies ist mein ältester Sohn, Tadayoshi. Unser hoher Herr, der General des Kaisers, heißt Sie willkommen. Man hat uns geschickt, um Sie zu eskortieren.« Er sprach floskelhaft und höflich, doch bevor Takeo antworten konnte, wieherte Tenba laut, und hinter der gefliesten Oberkante der Gartenmauer der größten Herberge erschien das Kirin mit seinem langen, gefleckten Hals, den fächerförmigen Ohren und den großen Augen, und die Menge schrie wie aus einem Mund erregt auf. Das Kirin witterte und sah sich um, als suchte es seinenalten Freund. Beim Anblick Tenbas entspannte sich sein Gesicht und der Menge kam es vor, als lächelte es Lord Otori an.
    Selbst Okuda konnte nicht anders, als kurz hinzuschauen. Ein Ausdruck des Erstaunens überflog sein Gesicht. Er straffte die Muskeln, um sich zu beherrschen, und machte große Augen. Sein Sohn, ein achtzehnjähriger Jüngling, konnte sein Grinsen nicht verbergen.
    Â»Ich danke Ihnen und Lord Saga«, sagte Takeo gelassen und sah über die Aufregung hinweg, als wäre das Kirin ein so schnödes Tier wie eine Katze. »Ich hoffe, Sie erweisen mir die Ehre, heute mit meiner Tochter und mir zu Abend zu essen.«
    Â»Ich glaube, Lady Maruyama erwartet Sie in der Herberge«, sagte Okuda. »Es wird mir eine große Ehre sein.«
    Alle stiegen aus dem Sattel. Die Pferdeknechte eilten herbei, um die Zügel zu nehmen. Mägde rannten mit Schüsseln voll Wasser zum Rand der Veranda, um den Gästen die Füße zu waschen. Dann erschien der Wirt selbst, ein wichtiger Mann im Rat der Stadt. Er schwitzte vor Nervosität. Er verneigte sich bis zum Boden, sprang dann auf und verteilte mit viel Gezische und Handgefuchtel Aufgaben an die Mägde und Diener. Im Anschluss führte er Takeo und Gemba in den zentralen Gästeraum.
    Dieser Raum wirkte freundlich, war aber keineswegs luxuriös. Die Matten waren neu und dufteten süß, und die Hintertüren öffneten sich zu einem kleinen Garten mit ein paar herkömmlichen Büschen und einem außergewöhnlichen schwarzen Felsen, der wie eine Miniaturausgabe des Berges mit den zwei Gipfeln aussah.
    Takeo betrachtete ihn und horchte dabei auf das Treiben in der Herberge, hörte die aufgeregte Stimme des Wirtes, die hektische Aktivität in der Küche, wo man das Abendessen zubereitete, Tenbas Wiehern in den Ställen und schließlich die Stimme seiner Tochter, ihre Schritte vor der Tür. Als sie eintrat, drehte er sich um.
    Â»Vater! Ich konnte es kaum erwarten, dich zu sehen!«
    Â»Shigeko«, sagte er und dann, mit tiefer Zuneigung: »Lady Maruyama!«
    Gemba hatte auf der inneren Veranda im Schatten gesessen. Nun erhob er sich und sagte wie Takeo: »Lady Maruyama!«
    Â»Lord Miyoshi! Ich freue mich sehr, Sie zu sehen.«
    Â»Hmm, hmm«, sagte er, lächelte breit und brummte vor Freude. »Sie sehen gut aus.«
    Tatsächlich stand seine Tochter nicht nur in der Blüte ihrer jugendlichen Schönheit, wie Takeo dachte, sondern strahlte zugleich Machtbewusstsein und Selbstvertrauen einer reifen Frau und Herrscherin aus.
    Â»Und dein Schützling ist auch wohlbehalten eingetroffen, wie ich sehe«, sagte Takeo.
    Â»Ich war gerade im Gehege des Kirin. Es war so glücklich, als es Tenba wiedergesehen hat. Es war rührend. Aber geht es dir gut? Deine Reise war viel mühsamer. Sind deine Schmerzen nicht zu

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