Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
Vom Netzwerk:
erschienen.
Sein Kirin ist ein Geschenk für den Kaiser.
Seine Pferde preschen durch unser Land.
Seid willkommen, Lord Otori!
    Â»Gestern Abend bin ich in die Stadt gegangen, um die Stimmung zu erkunden«, sagte Hiroshi. »Ich habe ein paar Menschen von den Hououfedern erzählt.«
    Â»Das scheint gewirkt zu haben!«, erwiderte Takeo und breitete die Arme aus, damit man ihm das schwere Gewand aus Seide anlegen konnte.
    Â»Die Menschen betrachten Ihren Besuch als einen Vorboten des Friedens.«
    Takeo antwortete nicht sofort, spürte aber, wie sich die innere Ruhe vertiefte, die er am Vorabend erlangt hatte. Er rief sich seine ganze Ausbildung ins Gedächtnis, die er durch Shigeru und Matsuda und auch durch den Stamm erhalten hatte. Er fühlte sich geerdet und unerschütterlich. Alle Beunruhigung wich von ihm.
    Seine Begleiter strahlten das gleiche Selbstvertrauen und die gleiche Sicherheit aus. Takeo wurde in der reich verzierten Sänfte getragen. Shigeko und Hiroshi ritten auf den fahlgrauen Pferden mit der schwarzen Mähne, Ashige und Keri, jeweils auf einer Seite des Kirin. Sie hielten die scharlachroten Seidenkordeln, die mit dem mit Blattgold dekorierten Halsband des Kirin verbunden waren. Es schritt so anmutig und ruhig wie immer und drehte den langen Hals hin und her, um die staunende Menge zu betrachten. Es ließ sich genauso wenig wie seine Begleiter von den Rufen und der Aufregung beirren.
    Der Kaiser hatte den kurzen Weg vom Kaiserpalast zum Großen Schrein bereits in einer prunkvoll lackierten und von schwarzen Ochsen gezogenen Kutsche zurückgelegt, und vor dem Eingang stauten sich weitere Kutschen von Edelmännern und Edelfrauen. Die Gebäude des Schreins, frisch renoviert und gestrichen, leuchteten zinnoberrot. Vor diesen Gebäuden erstrecktesich innerhalb der Mauern eine große Arena, deren konzentrische Kreise bereits mit unterschiedlichen Farben gekennzeichnet worden waren. Dort würde der Wettkampf ausgetragen werden. Die Sänftenträger überquerten die Arena, gefolgt von Takeos Begleitern. Die Wachtposten versperrten der aufgeregten Menge gutmütig den Weg, ließen die Tore der Außenmauer aber offen. Kiefern säumten den Rand des Geländes, und darunter hatte man Holzbuden, Seidenzelte und Pavillons für die Zuschauer errichtet. Hunderte von Fahnen und Bannern flatterten im Wind. Viele Menschen, Krieger und Edelleute, hatten dort schon Platz genommen, obwohl die Hundejagd erst am nächsten Tag stattfinden würde. Doch sie nutzten die hervorragende Aussicht, um einen ersten Blick auf das Kirin zu erhaschen. Die Frauen trugen die langen schwarzen Haare offen, die Männer hatten kleine, festliche Hüte aufgesetzt und Seidenkissen, Sonnenschirme und Essen in lackierten Kisten mitgebracht. Vor dem nächsten Tor wurde die Sänfte abgesetzt und Takeo stieg aus. Shigeko und Hiroshi glitten aus dem Sattel. Hiroshi nahm die Zügel, und Takeo ging mit seiner Tochter und dem Kirin zum Hauptgebäude des Schreins.
    Die weißen Mauern und roten Balken leuchteten in der hellen Nachmittagssonne. Unten vor der Treppe warteten Saga Hideki und Lord Kono mit ihrem Gefolge, alle feierlich und überaus prächtig gekleidet. Sagas Gewand war mit Schildkröten und Kranichen bestickt, Konos mit Pfingstrosen und Pfauen. Man tauschte Verbeugungen und Höflichkeiten aus, und im Anschlussführte Saga Takeo in eine dämmrige, durch Hunderte von Lampen erhellte Halle. Oben auf einem Stufenpodest saß der Kaiser, die Verkörperung der Götter, hinter einem fein gearbeiteten Wandschirm aus Bambus, der ihn vor den profanen Augen der Welt beschirmte.
    Takeo warf sich zu Boden. Er roch das rauchige Öl, Sagas Schweiß, der vom süßen Weihrauch überlagert wurde, und die Düfte des kaiserlichen Gefolges, der Minister der Rechten und der Linken, die unterhalb ihres Herrschers auf den Stufen saßen.
    All das entsprach dem, was er sich erwartet hatte: Zutritt zum unsichtbaren Kaiser zu erhalten, eine Ehre, die ihm seit dem legendären Takeyoshi als erstem Otori zuteilwurde.
    Saga verkündete deutlich und zugleich ehrerbietig: »Lord Otori Takeo ist aus den Drei Ländern gekommen, um Eurer Majestät ein herrliches Geschenk zu überreichen und Eure Majestät seiner demütigen Treue zu Eurer Majestät zu versichern.«
    Diese Worte wurden von jenem Minister, der am weitesten oben auf dem Podest stand, mit

Weitere Kostenlose Bücher