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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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sprachen sie über die Zeremonien rund um die Hundejagd, die Feierlichkeiten und die Rituale, die Prozession des Kaisers und die Regeln des Wettstreits. Auf dem Wettkampfgelände markierte man mit Seilen zwei konzentrische Kreise. In jeder Runde ließ man maximal sechs Hunde los, immer einen auf einmal. Der Bogenschütze galoppierte durch den äußeren Kreis, und die Punkte, die er erhielt, hingen von der Stelle ab, an der er den Hund traf. Es ging um Geschick, nicht um das Töten, und schwer oder tödlich verwundete Hunde waren unerwünscht. Die Hunde waren weiß, so dass man sofort sah, wenn sie bluteten. Shigeko stellte einige technische Fragen: nach dem Durchmesser der Arena und danach, ob die Größe von Bogen und Pfeilen irgendwelchen Beschränkungen unterlag. Saga beantwortete sie genau und ging scherzhaft auf Shigeko ein, was seinen Gefolgsleuten ein Lächeln entlockte.
    Â»Und nun sollten wir auf das Endergebnis zu sprechen kommen«, sagte er freundlich. »Welche Bedingungen stellen Sie im Falle des Sieges von Lady Maruyama, Lord Otori?«
    Â»Dass der Kaiser meine Frau und mich als die rechtmäßigen Herrscher der Drei Länder anerkennt. Dass Sie uns und unsere Erben unterstützen. Dass Sie Arai Zenko befehlen, sich uns zu unterwerfen. Im Gegenzug werden wir Ihnen und dem Kaiser die Treue schwören, um Einheit und Frieden der Acht Inseln zu bewahren. Wir werden Ihnen für zukünftige Feldzüge Proviant, Männer und Pferde zur Verfügung stellen und unsere Häfen für Ihren Handel öffnen. Friede und Wohlstandder Drei Länder hängen von unserem Regierungssystem ab, das daher nicht verändert werden darf.«
    Â»Von diesem letzten Punkt abgesehen, über den ich gern noch einmal mit Ihnen reden würde, betrachte ich all das als rundum akzeptabel«, sagte Saga und lächelte selbstsicher.
    Meine Bedingungen machen ihm keine Sorgen, weil er nicht damit rechnet, sie erwägen zu müssen , dachte Takeo. »Und die Bedingungen Lord Sagas?«, fragte er.
    Â»Dass Sie sich sofort aus dem öffentlichen Leben zurückziehen und die Herrschaft über die Drei Länder an Arai Zenko übergeben, der mir bereits die Treue geschworen hat und der rechtmäßige Erbe seines Vaters, Arai Daiichi, ist. Dass Sie sich entweder das Leben nehmen oder auf der Insel Sado ins Exil gehen. Dass mir Ihr Sohn als Geisel geschickt wird. Und dass Sie mir Ihre Tochter zur Frau geben.«
    Sowohl Wortwahl als auch Tonfall waren beleidigend, und Takeo spürte, wie die Wut in ihm zu schwelen begann. Er sah die Mienen der Männer und merkte, dass sie sich der Macht und Lust ihres obersten Lords bewusst waren, sah, wie sie dies befriedigte und wie sie seine Demütigung genossen.
    Warum bin ich hierhergekommen? Besser, in der Schlacht zu sterben, als das hier ertragen zu müssen . Er saß da, ohne einen Muskel zu rühren, und wusste, es gab für ihn keinen Ausweg und keine andere Wahl. Entweder stimmte er Sagas Bedingungen zu oder er lehnte sie ab. Dann müsste er wie ein Verbrecher aus der Hauptstadt fliehen und sich auf einen Krieg vorbereiten, vorausgesetzt, erund seine Gefährten lebten lange genug, um es zurück zur Grenze zu schaffen.
    Â»Ganz gleich, wie der Wettkampf ausgeht«, fuhr Saga fort, »ich bin der Meinung, Lady Maruyama wäre mir eine ausgezeichnete Frau, und ich bitte Sie, mein Angebot sehr sorgfältig zu erwägen.«
    Â»Ich habe von Ihrem kürzlichen Verlust erfahren und drücke Ihnen hiermit mein Beileid aus«, sagte Takeo.
    Â»Meine verstorbene Gattin war eine gute Frau: Sie hat mir vier gesunde Kinder geschenkt und sich um all meine anderen Kinder gekümmert. Ich glaube, inzwischen sind es zehn oder zwölf. Meiner Ansicht nach gibt es vieles, was für eine Verbindung unserer Familien spricht.«
    All der Schmerz, den Takeo verspürt hatte, als man ihm damals Kaede geraubt hatte, regte sich in seinem Inneren. Der Gedanke, seine geliebte Tochter diesem brutalen Mann zu überlassen, war unerträglich, zumal Saga älter war als er selbst, bereits zahlreiche Konkubinen hatte und Shigeko niemals als eigenständige Herrscherin anerkennen, sondern sie einfach nur besitzen wollte. Trotzdem war er der mächtigste Mann der Acht Inseln, und die Ehre sowie der politische Vorteil einer solchen Ehe waren gewaltig. Das Angebot war in der Öffentlichkeit gemacht worden, und wenn Takeo es

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