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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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erwartet, dass ihr gewinnen würdet. Wie kann ich euch allen danken? Ihr wart großartig!« Takeo hatte Tränen der Rührung in den Augen.
    Â»Zum Glück war der Kaiser sehr beeindruckt von dir und hat es nicht gewagt, die Götter durch eine Entscheidung gegen dich zu beleidigen. Alles zusammengenommen hat ihn davon überzeugt, dass du den Segen des Himmels hast.«
    Â»Und zudem denkt er praktisch genug, um in mir eine Möglichkeit zu sehen, Sagas Macht einzudämmen«, erwiderte Takeo.
    Â»Ja, das auch«, stimmte Gemba zu. »Er ist natürlich ein göttliches Wesen – aber er unterscheidet sich nichtwesentlich von uns und handelt auf Grundlage einer Mischung aus Idealismus, Pragmatismus, Selbstschutz und guten Absichten!«
    Â»Durch euren Sieg haben wir seine Gunst errungen«, sagte Takeo. »Aber Takus Tod bedeutet, dass wir so rasch wie möglich heimkehren sollten. Jetzt müssen wir uns um Zenko kümmern.«
    Â»Ja, ich habe das Gefühl, dass es an der Zeit ist, nach Hause zurückzukehren«, sagte Gemba. »Nicht nur wegen Taku, sondern auch, um weiteren Problemen vorzubeugen. Da ist noch etwas anderes aus dem Lot.«
    Â»Etwas mit Maya?«, fragte Shigeko voller Angst.
    Â»Gut möglich«, antwortete Gemba, wollte aber nicht mehr sagen.
    Â»Hiroshi«, sagte Takeo. »Du hast deinen besten Freund verloren … das tut mir unendlich leid.«
    Â»Ich versuche, meinen Wunsch nach Rache zu zügeln.« Hiroshis Stimme klang rau. »Ich will, dass Zenko stirbt und auch Kikuta Akio und dessen Sohn. Am liebsten bräche ich sofort auf, um sie zur Strecke zu bringen – aber der Weg des Houou hat mich gelehrt, auf Gewalt zu verzichten. Wie sollen wir mit diesen Mördern verfahren?«
    Â»Wir werden sie zur Strecke bringen«, antwortete Takeo. »Aber es muss gerecht zugehen und sie werden gemäß den Gesetzen hingerichtet werden. Der Kaiser hat mich anerkannt, meine Herrschaft ist durch Seine Göttliche Majestät bestätigt worden. Zenko hat keine rechtliche Grundlage mehr, um mich herauszufordern. Wenn er sich nicht ernsthaft unterwirft, werden wir ihn in derSchlacht besiegen und dann wird er sich das Leben nehmen müssen. Akio wird gehängt werden, denn er ist ein gewöhnlicher Verbrecher. Doch wir müssen rasch aufbrechen.«
    Â»Vater«, sagte Shigeko. »Ich weiß, dass du Recht hast. Aber wäre ein hastiger Aufbruch nicht eine Beleidigung für Lord Saga und den Kaiser? Und um ganz ehrlich zu sein, mache ich mir auch Sorgen um das Kirin. Seine Gesundheit bildet die Grundlage dafür, dass du weiter hoch angesehen bist. Es wird traurig sein, wenn wir alle so plötzlich aufbrechen. Ich hatte gehofft, dass es sich vor unserer Abreise hier einlebt … Vielleicht sollte ich bei ihm bleiben?«
    Â»Nein, ich lasse dich um keinen Preis allein bei Saga zurück«, sagte Takeo mit einem Nachdruck, der alle Anwesenden überraschte. »Soll ich alle meine Töchter meinen Feinden überlassen? Wir haben dem Kaiser das Kirin geschenkt. Er und sein Hof sind verantwortlich für das Tier. Wir müssen noch vor dem Ende dieser Woche aufbrechen, dann können wir bei zunehmendem Mond reisen.«
    Â»Wir werden genau in den Regen reiten und den Mond vielleicht überhaupt nicht zu Gesicht bekommen«, murmelte Hiroshi.
    Takeo wandte sich an Gemba. »Gemba, bislang hast du dich als allwissend erwiesen. Wird uns der Himmel weiter seine Gunst erweisen und die Regenzeit hinauszögern?«
    Â»Mal schauen, was wir tun können«, versprach Gemba und lächelte trotz seiner Tränen.

KAPITEL 41

    Seit Takeo Shizuka vor einem Jahr gebeten hatte, die Führung des Stammes zu übernehmen, war sie viel durch die Drei Länder gereist. Sie hatte versteckte Bergdörfer besucht und auch die Kaufmannshäuser in den Städten. Dort tätigten ihre Verwandten ihre Geschäfte, die vom Reisweinbrauen über die Fermentierung von Sojaerzeugnissen und den Geldverleih bis zur selten gewordenen Spionage, dem Protektionismus und diversen Formen der Überredungskunst reichten. Die uralten Hierarchien des Stammes mit ihrer vertikalen Struktur und der traditionellen Familientreue waren immer noch wirksam, und das bedeutete, dass die Stammesangehörigen auch voreinander Geheimnisse hatten und häufig ganz eigene Wege gingen.
    Shizuka wurde meist höflich und achtungsvoll empfangen,

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