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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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könnte die Fähigkeiten seines Vaters geerbt haben«, sagte Shizhuka.
    Â»Dann würde er unser Attentäter werden?«
    Sie nickte und sie schauten einander an. Er wollte sie in die Arme nehmen. Das war mehr als Dankbarkeit, dachte er, während Begehren ihn durchströmte. Er sah etwas in ihren Zügen und wusste, dass er nur nach ihr greifen musste, dann würde sie sich ihm schenken, sie wünschten es beide gleichermaßen, weder er noch sie würden es je wieder erwähnen und es wäre kein Betrug, nur die Erfüllung tiefer Bedürfnisse. Lust durchflutete ihn, nach dem Körper einer Frau, dem Duft einer Frau … ihren Händen, ihren Haaren – sie würde ihn aus Einsamkeit und Leid retten. Sie würde seine Erregung und seine Hoffnungen teilen.
    Beide rührten sich nicht.
    Der Moment war vorüber. Shizuka sagte: »Auch aus diesem Grund darf ich nicht mehr hierher. Wir kommen einander zu nah. Sie wissen, was ich meine.«
    Er nickte schweigend.
    Â»Gehen Sie nach Mino«, sagte sie. »Gehen Sie so bald wie möglich.«
    Â»Nie kann ich dir genügend danken für alles, was du für mich getan hast.« Shigeru gebrauchte die förmliche Rede, um seine Gefühle zu verbergen. »Ich werde immer in deiner Schuld sein.«
    Â»Ich habe mein Leben für Sie riskiert«, sagte Shizuka. »Ich bitte nur, dass Sie davon guten Gebrauch machen.«
    Nachdem sie gegangen war, saß Shigeru eine Weile im Garten. Die Luft war feucht und heiß, kein Blatt rührte sich. Von Zeit zu Zeit platschte ein Fisch, Zikaden zirpten. Er erkannte, dass sein Herz nicht nur wegen des plötzlichen und unerfüllten Begehrens so hämmerte, sondern auch aus Erregung und Erwartung. Dieser Junge war genau das Element im Spiel, das die Möglichkeit zu einem neuen Angriff eröffnete, der unerwartete Zug, der zur Niederlage des Gegners führte. Aber mehr als das: Der Junge war die Verbindung zwischen den verschiedenen Teilen seines Lebens, der Katalysator, der alle Teile vereinte und sie einander zugänglich machte. Er war Lord Shigemoris Enkel, Shigerus nächster Verwandter nach Takeshi, sein Erbe. Er war der Sohn eines Stammesattentäters mit den Fähigkeiten, Iida zu zerstören …
    Er konnte nicht mehr still sitzen, er wollte sofort eines der Pferde ausprobieren. Er musste den Rhythmus des Tieres spüren, während er seine Pläne schmiedete. Er musste diese Neuigkeit mit jemandem teilen. Er würde sie Takeshi erzählen.
    Takeshi war mit den sechsjährigen Fohlen in denFeuchtwiesen, die früher den Mori gehört hatten. Er hatte die Fohlen zwei Jahre zuvor zugeritten und saß jetzt auf dem Fuchs, den er Kuri genannt hatte.
    Shigeru rief ihn und Takeshi ritt herüber.
    Â»Dieses Pferd ist so klug«, sagte er. »Ich wünschte, es würde besser aussehen.«
    Kuri legte die Ohren zurück und Takeshi lachte. »Siehst du, er versteht jedes Wort, das man sagt. Er wird ein gutes Schlachtross sein – nicht, als ob ich viel Aussicht hätte, je in einer Schlacht zu kämpfen!«
    Â»Ist er schnell?«
    Â»Raku ist schneller«, antwortete Takeshi und betrachtete liebevoll den Grauen mit der schwarzen Mähne und dem schwarzen Schwanz.
    Â»Lass uns ein Wettrennen mit Raku und Kyu machen«, schlug Shigeru vor, »dann sehen wir, ob das neue Blut das alte schlagen kann.«
    Takeshi lächelte und seine Augen strahlten, als er Raku Zaumzeug und Sattel anlegte. Solche Herausforderungen liebte er. Sie ritten bis ans Ende der Wiese und wendeten die Pferde. Takeshi zählte von fünf bis eins und beide Pferde sprangen in einen Galopp, erfreut über die losen Zügel und angefeuert von den aufmunternden Rufen ihrer Reiter.
    Shigeru war es gleichgültig, ob er gewann oder verlor. Ihm kam es nur auf die Entspannung an, die der Galopp brachte, wobei ihm der Wind Tränen aus den Augen peitschte.
    Zu Takeshis Freude gewann Raku um Kopfeslänge. Kuri folgte ihnen nicht, schien aber das Wettrennen mit Interesse zu betrachten.
    Takeshi hatte offensichtlich die Unruhen der Vergangenheit hinter sich gelassen und Shigeru war stolz auf seinen Bruder, beeindruckt vom guten Aussehen und dem Verhalten der Pferde. Impulsiv sagte er: »Komm heute Abend zum Essen nach Hause. Das wird Mutter glücklich machen und ich habe etwas mit dir zu bereden.«
    Â»Ich komme«, sagte Takeshi, »wenn ich mich nach dem

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