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Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2)

Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2)

Titel: Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Folsom
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ihrer Todesstunde denken wollte, nicht an den Schmerz, der gefolgt war, oder die hässlichen Worte, die er ihr an den Kopf geworfen hatte.
    Ein kleines Schluchzen riss sich aus ihrer Brust, als sie die Waffe an ihre Schläfe setzte und die Augen schloss. Sie spannte den Hahn der Pistole an und der Klang hallte durch die Gasse und prallte von den Steinmauern ab, um der ganzen Welt anzukündigen, dass sie diese verließ. Ihr Finger am Abzug zitterte, aber sie holte einen beruhigenden Atemzug, dann noch einen.
    Tränen drängten unter ihren geschlossenen Lidern hervor und kullerten über ihre Wangen. Sie drückte ab und in dem Moment, als der Schuss ertönte, fühlte sie etwas gegen ihren Körper prallen.
     

6
     
    Der Schuss hallte in der Gasse wider, als Dante mit Viola zusammenstieß und ihr gleichzeitig die Pistole aus der Hand riss. Sie stürzten gemeinsam auf das Kopfsteinpflaster und Dante landete auf ihr. Er rollte sich unmittelbar von ihr ab, aber sie bewegte sich nicht.
    Seine empfindliche Nase vernahm den Geruch ihres Blutes sofort. „Nein!“, schrie er. Er war zu spät gekommen. Als er sie unter der Gaslampe hatte stehen sehen, hatte er gezögert, sich ihr zu nähern. Er hatte nicht gewusst, was er zu ihr sagen sollte. Zu spät hatte er die Pistole in ihrer Hand gesehen. Erst als sie diese an ihre Schläfe gehoben hatte, hatte er reagiert und war auf sie zugelaufen.
    Dante blickte auf die Wunde an Violas Stirn und verdrängte gleichzeitig den Hunger auf ihr Blut. Er sollte sich schämen. Selbst jetzt, wo Blut aus ihrem Kopf sickerte, wünschte er sich nichts mehr, als dieses zu kosten. Er schüttelte den Gedanken ab, so wie ein Hund sein Fell von Wasser befreite.
    Zögernd strich seine Hand über die Wunde und wischte das Blut weg, voller Furcht vor dem, was er finden würde. Doch seine Finger trafen auf keine klaffende Wunde. Im Gegenteil: Er fühlte nur eine Abschürfung. Sie blutete nur leicht. Er beugte seinen Kopf näher und begutachtete die Verletzung genauer. Die Gaslampe spendete etwas Licht und seine überlegene Nachtsicht kompensierte den Rest.
    Es gab kein Einschussloch. Die Kugel hatte sie nur gestreift und vermutlich hatte die rohe Art und Weise, mit der er sie zu Boden geworfen hatte, sie in Ohnmacht fallen lassen. Dante drückte seine Hand auf ihre Brust und tastete nach ihrem Herzschlag, obwohl er ihn hören konnte. Er tat es, um sich selbst zu beruhigen. Instinktiv umklammerte seine Hand eine Brust. Dann entfernte er sie ruckartig.
    Um Gottes willen, wie verdorben er doch war, dass er sogar eine bewusstlose, verletzte Frau betatschte. Sein Magen knurrte und der Geruch ihres süßen Blutes überwältigte ihn. Er konnte nicht anders, aber so lange sie aus ihrer Kopfwunde blutete, würde er nicht in der Lage sein, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Er näherte sich mit seinen Lippen ihrer Wunde und leckte mit einem einzigen Zungenschlag darüber, bevor er sich zwang, von ihr abzulassen.
    Sein Speichel schloss die Wunde und heilte die Haut sofort, doch er nahm keine Notiz davon. Ihr Geschmack auf seiner Zunge lenkte ihn ab. Ihr Blut war süß und reichhaltig, wie er erwartet hatte, doch ein anderer Geschmackston lag darin verborgen, und er wusste nicht, was es war. Es schmeckte fremdartig, genauso wie ihr Duft ihm fremdartig vorgekommen war, als er ihr zum ersten Mal in dem Club begegnet war. Er schmeckte etwas Bedrohliches heraus. Dante schüttelte den Kopf. Sein Geist war wohl verwirrt von dem Schock, den er erlitten hatte.
    Viola hatte versucht, sich wegen ihm umzubringen.
    War er wirklich so schrecklich gewesen? Vielleicht war er nicht besser als Salvatore. Zumindest waren die Wunden, die Salvatore den Frauen zufügte, sichtbar und würden mit der Zeit heilen, doch die Wunden, die Dante bei dieser unschuldigen Frau hinterlassen hatte, hatten sich tief in ihrem Inneren eingegraben. Er hatte nicht erkannt, wie sehr er sie verletzt hatte. Aber er hatte ihr wehgetan – so sehr, dass sie Trost im Tod suchte.
    Das Wissen traf ihn wie ein Schlag in den Magen. Augenblicke, nachdem sie sein Bett verlassen hatte, hatte sie versucht, ihr Leben zu beenden. Augenblicke, nachdem er sie beschuldigt hatte, ihn mit ihrer Lüge in eine Falle zu locken. Augenblicke, nachdem er in ihr gewesen war und sie körperlich verletzt hatte. Sie wollte diese Welt mit dem Missverständnis verlassen, dass Sex eine schreckliche Sache war und Frauen nur Schmerz bereitete. Und dass er ein schrecklicher Liebhaber

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