Der Clan der Wildkatzen
in ihre Kehle zu senken, dann wäre der Kampf vorüber.
Wenn er siegte, dann hätte Mara keine Chance. Das wusste Beraal. Nicht nur der verlotterte Kater würde das Kätzchen jagen, sondern jeder Krieger in Nizamuddin würde es als seine Aufgabe betrachten, den Eindringling zu töten, wann immer sich die Gelegenheit bot. Langsam bewegte Hulo sich auf sie zu.
Katar und Miao umkreisten die zwei Katzen. Oben in den Ästen des Baums gähnte Qawwali und bereitete sich darauf vor, hinunterzuspringen. » Guter Kampf«, sagte er. » Hervorragende Fußarbeit und genug Blut vergossen, um auch als Verlierer ehrenvoll vom Platz zu gehen.«
Die Katzen beobachteten Hulo, um zu sehen, was er vorhatte; natürlich könnte er Beraal töten, aber wahrscheinlich würde er sie einfach mit einem Biss und einer Narbe als Warnung davonkommen lassen.
Beraal schloss die Augen. Nicht weil sie Angst vor Hulos Zähnen oder seinen Krallen hatte. Aber sie wünschte, sie hätte mehr für Mara tun können. Ehe Beraal vom Haus der Großfüße aufgebrochen war, hatte das Kätzchen bereitwillig ihre Milch mit ihr geteilt, wobei sie die Köpfe aneinandergerieben und laut und glücklich geschnurrt hatten. Die Kleine hatte geduldig gewartet, bis die Großfüße die Küchentür öffneten, und dann war sie durch die Zimmer gelaufen und hatte Beraal nach draußen geführt, als die Großfüße abgelenkt waren. Bevor die Kätzin dann schließlich gegangen war, hatte Mara den Kopf ihrer neuen Freundin angestupst und dann ihren kleinen Schwanz um den prächtigen plüschigen von Beraal geschlungen.
» Komm zurück«, hatte sie gesagt.
Beraals Schnurrhaare zitterten. Es fühlte sich an, als hätte Mara diese Worte gerade gesagt und nicht schon heute Morgen– was war das? » Ich bin gerade aufgewacht! Hier ist es dunkel und sehr stickig! Wo bin ich? Wo sind die Großfüße? Wo ist Beraal? Niemand ist hier! Ich Arme!«
Die Stimme dröhnte so in ihrem Kopf, dass sie zusammenzuckte, und Hulo fuhr erschrocken zur Seite. Gerade hatte er ihr in die Kehle beißen wollen, um sich den Sieg zu holen, als Maras Klage die Luft erfüllte und laut in den Köpfen aller Katzen dröhnte. Hulos Zähne schlossen sich nun im Leeren, und fluchend drehte er sich um, weil er Beraal erneut angreifen wollte.
Die Kätzin kam auf die Beine und schwankte von einer Seite zur anderen. Wacklig trat sie einen Schritt vor und spürte, wie ihr das Blut von Hulos früherem Treffer das Gesicht hinunterlief. Hulo warf sich auf sie, und Beraal drückte sich absolut flach auf den Bauch, klappte die Ohren ein und sah zu ihm auf. Der Sprung brachte ihn in Reichweite. Hulos Krallen fuhren über ihren Bauch, als sie ihm entgegensprang, doch Beraal dachte nicht an den Schmerz.
Sie jaulte einmal auf, stieß einen wilden Schlachtruf aus und stürzte sich auf ihren Gegner. Mit seinem Gewicht warf Hulo sie beide um und drückte Beraal auf den Boden, aber er war ebenfalls aus dem Gleichgewicht geraten und musste sich mit den Hinterpfoten abstützen. Auf dem Rücken liegend riss Beraal leicht mit den Krallen über seine Vorderbeine. Dann reckte sie den Kopf in die Höhe, obwohl sie auf den Boden gedrückt wurde. Hulos Kehle befand sich direkt vor ihr. Beraal biss zu, wobei sie darauf achtete, die Haut zu verletzen, ohne eine Ader zu erwischen.
Miao und Katar stießen ein triumphierendes Miauen aus. » Ein guter Kampf, und beide Katzen dürfen sich stolz empfehlen, aber Beraal gewinnt.«
Das Blut rann Beraal an den Seiten hinunter. Niedergeschlagen untersuchte Hulo seinen Hals und stellte fest, dass die Haut sauber durchstochen war. Die Kätzin und der Kater lösten sich voneinander, Beraal schüttelte sich und leckte sich zunächst die Pfoten und dann die Wunden an Bauch und Flanken sauber. Hulo strich sich das Fell glatt und leckte das Blut ab, damit der Speichel beim Heilen der Wunden half. Beide würden vom Kampf noch einige Tage lang Schmerzen haben.
Beraal ging zu ihm und rieb ihren Kopf an seinem. » Gut gekämpft«, sagte sie. » Ich erinnere mich, dass du mir beigebracht hast, wie man auf die Kehle losgeht.«
» Ich wünschte, ich hätte diese Lektionen selbst ein bisschen ernster genommen«, sagte Hulo trocken und erwiderte das Kopfreiben. » Jetzt hast du zwar gewonnen, aber wie willst du es diesem fürchterlichen Kätzchen austreiben, die ganze Gegend zusammenzuheulen?«
» Frei! Ich bin endlich frei!«, verkündete Maras Stimme fröhlich über den Äther. » Danke, liebe Großfüße,
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