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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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die Ecke des Hauses kam, hatten sich die drei Katzen im Schatten des Unterholzes versteckt: Southpaw rechts vom Verrammelten Haus, die anderen beiden links. Für gewöhnlich mieden die Großfüße das Verrammelte Haus, obwohl es ihnen schwer gefallen wäre, dafür einen Grund zu nennen. Die meisten machten einfach instinktiv einen Bogen darum. Zwar nisteten auch hier die Vögel in den dichten Hecken und den Bäumen, doch sie waren leiser. Das Grundstück verlangte einfach Stille, und obwohl gelegentlich die Spatzen sangen, wurde die Ruhe nicht durch das laute Plappern der Drosslinge oder das endlose Geschwätz der Stare gestört.
    Dieser Großfuß schien es eilig zu haben und vermutlich wollte er nur eine Abkürzung nehmen. Er ging ganz nah an Southpaw vorbei, der zu ihm hochsah und zum x-ten Mal die unbeschreibliche Selbstvergessenheit der Großfüße bewunderte. Vielleicht lag es an den fehlenden Schnurrhaaren, oder sie konnten einfach nicht so gut riechen, überlegte Southpaw.
    Miao wartete, bis sie sicher war, dass der Großfuß nicht zurückkehren würde. Sie und Katar ruhten sich nach Katzenart aus, der Kater ließ die Schnurrhaare angespannt und ausgestreckt, während er sich gestattete, die Augen zu schließen und das Kinn für eine Weile auf die Pfoten zu legen.
    Southpaw dagegen fand keine Ruhe, denn er war für ein Katzennickerchen viel zu aufgeregt. Unter den Lidern hervor beobachtete ihn Miao. Sie war zufrieden, weil er es schaffte, still zu bleiben. Nur die kleine rosa Nase zuckte alle paar Sekunden, weil er herausfinden wollte, was es mit den eigenartigen Gerüchen aus dem Verrammelten Haus auf sich hatte.
    Weit über ihnen kreischte ein Milan und der Schrei gellte durch die Stille. Southpaw sah auf und fragte sich, ob es der gleiche Vogel war, der ihn angegriffen hatte. Der Schrei hatte sie alle zusammenzucken lassen; doch schon war ein anderes Geräusch zu hören: ein geheimnisvolles Rascheln im Gebüsch auf der anderen Seite des Hauses.
    Der Angriff kam so plötzlich, dass er sie alle überraschte. Miao brachte mit den Schnurrhaaren eine Warnung heraus: » Achtung! Hund!«, und dann sprang die Siamkatze in einen Baum und fauchte einen riesigen schwarzen Hund an, der ihr hinterherbellte. Katar sah, dass Southpaw vor Schreck erstarrt war, und rannte auf ihn zu; doch der Kater musste ausweichen, als sich der Hund von Miaos Baum abwandte und in seine Richtung lief, wobei er knurrte und die Zähne fletschte.
    Southpaw erschien der Hund so riesig wie eine Kuh– aus solcher Nähe hatte er noch keines dieser Tiere gesehen, und als der Hund nach Katars Schwanz schnappte, schloss das Kätzchen die Augen und zitterte. Aber er musste einfach hinschauen, und als er die Augen wieder aufmachte, sah er zu seiner Erleichterung, dass Katar die Situation unter Kontrolle zu haben schien.
    Der ausgewachsene Kater sauste davon, doch als der Hund folgte, bremste Katar vor einer Akazie ab, drehte sich um, machte einen Buckel und fauchte. Erschrocken wich der Hund zurück und bellte. Katar hatte das Fell gesträubt und sah dadurch doppelt so groß aus. Miao unterstützte den Kater, indem sie vom Baum aus ein Geschrei ausstieß, das durch Mark und Bein ging.
    Der Hund legte die Ohren an und blickte von einer Katze zur anderen. Katar fauchte weiter, allerdings sah Southpaw, dass der Kater eine Fluchtroute ins Auge gefasst hatte. Falls notwendig, konnte er sich einfach umdrehen und an den Ästen eines großen Tempelbaums hinaufklettern. Es sah so aus, als wären sie trotz allem in Sicherheit. Doch dann drehte sich der Hund um. Er beachtete Katars Fauchen und Miaos kämpferisches Jaulen nicht länger. Mit einem Mal sah Southpaw die bedrohlichen roten Augen und bemerkte den Schaum auf den glänzenden schwarzen Lefzen.
    Der Hund sprang auf ihn zu.
    » Lauf, Southpaw!«, hörte er Katar wie aus großer Ferne sagen.
    » Auf die Bäume hinter dir!«, rief Miao.
    Doch der kleine Kater konnte seine Pfoten nicht mehr bewegen. Voller Schrecken schaute er zu, wie der Hund immer näher und näher kam. Der Köter hatte die Zähne gefletscht, und Southpaw konnte sich vorstellen, wie es sich anfühlte, wenn die sich durch seine Haut bohren würden.
    Und dann hörte er aus den Tiefen des Verrammelten Hauses ein spottendes Wispern, das sich so nah anhörte, als würde der Redner genau neben ihm stehen. » Dummes, törichtes Ding. Du bist gleich tot, wenn du nicht bald die Pfoten in Bewegung setzt. Nicht dass es mich etwas anginge.« Es war

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