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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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gestanden. Das Fell auf seinem Gesicht und die Tasthaare auf seiner Stirn stellten sich auf, als er die Anwesenheit der anderen spürte.
    Er stand mit dem Rücken zur Tür und versuchte, sich zu orientieren. Das Licht war schwammig und dicht wie ein schwerer Winternebel. Mithilfe seines Geruchsinns und der Schnurrhaare bekam er ein besseres Gefühl für den Ort.
    Noch immer war es still im Verrammelten Haus, wenn man einmal vom Rascheln der Käfer absah, das viel lauter war, als Southpaw gefiel. Außerdem konnte er die Bewegungen vieler anderer Tiere hören. Im Stockwerk über ihm klickten Krallen über den Boden, erst von einem Tier, dann von noch einem und schließlich von mehreren. Rechts von ihm wurde die Dunkelheit ein wenig schwacher und er erkannte einen langen Raum. Angeekelt stellte er fest, dass der Boden unter seinen Pfoten schmutzig und mit einer dicken Schicht alter Zeitungen und vergammelten Essens übersät war. Am anderen Ende des Flurs, in dem er stand, waren unzählige Schüsseln aufgereiht, und der Geruch von altem Futter stieg säuerlich in die Luft.
    Die zerrissenen Vorhänge waren zugezogen und durch die Schlitze sah man die verschmierten Fensterscheiben. Auf den Fensterbänken hatten sich tote Fliegen angesammelt. Diese Türen und Fenster, das wusste Southpaw, ohne dass man es ihm sagen musste, waren seit Ewigkeiten nicht geöffnet worden. Der faulige Gestank der Abfälle im hinteren Teil des Raums setzte seiner Nase zu und gesellte sich zu dem unangenehm eindringlichen Geruch, den er schon von draußen wahrgenommen hatte. Plötzlich hatte Southpaw einen Geistesblitz. » An diesem Ort«, sagte er zu sich selbst, » haben die Katzen vergessen, wie es sich anfühlt, wenn die Sonne auf ihre Schnurrhaare scheint.«
    » Ich bin beeindruckt«, sagte die kalte Stimme aus der Ferne. » Unser kleiner Besucher glaubt, uns fehlt das Sonnenlicht? Er glaubt, wir haben keine eigenen Spiele? Sollen wir sie ihm zeigen? Aconite? Ratsbane?«
    Southpaw fauchte und zuckte mit den Schnurrhaaren, um ausmachen zu können, wo sich der Besitzer der Stimme befand. Aber es war immer noch zu düster, und seine Augen hatten sich noch nicht genug an die Dunkelheit gewöhnt, um sich noch weiter in das Haus vorzuwagen. Das war eindeutig zu gefährlich. Noch immer konnte er den Hund draußen riechen und sein Knurren hören, doch er hoffte, der Köter würde sich verziehen, ehe es zu spät war, damit Southpaw das Schlupfloch zur Flucht benutzen konnte.
    » Ach, habe ich denn alle guten Manieren vergessen?«, sagte die Stimme. » Ich heiße Datura, kleines Frischfleisch. Verzeih mir, wenn ich mich erst jetzt vorstelle. Aber wir sind hier keine Besucher gewöhnt.« Die Stimme bewegte sich durch den Raum und Southpaw fauchte und fletschte die winzigen Zähne.
    Diesmal spürte er das Lachen von mehreren verschiedenen Schnurrhaaren im Raum, während über ihm die Geräusche lauter wurden. Southpaw versuchte sich zu erinnern, auf welche Weise man mit den Schnurrhaaren den Aufenthaltsort von Feinden erspürte. Aber obwohl er es genauso machte, wie Katar es ihm beigebracht hatte, konnte er niemanden ausmachen. Die Feinheiten des Schnurrhaarsinns hatte er noch nicht gelernt. Hoffentlich würden die unsichtbaren Feinde nicht bemerken, wie verwundbar er war.
    » Frischfleisch«, wisperte eine andere Stimme, und Southpaw sträubte sich alarmiert das Fell. Es klang, als käme die Stimme von der anderen Seite des Raums.
    » Augenblick, Aconite«, sagte Datura und miaute dabei schärfer als bisher.
    » Aber wir hatten schon so lange keine Besucher mehr.« Die Stimme der zweiten Katze hatte etwas Aalglattes an sich und Southpaws Fell sträubte sich erneut. » Zwei Jahre ist es her, dass die Dachlatten durchgefault sind und dieser streunende Kater hereingefallen ist. Das war im Sommer, erinnerst du dich?«
    » Ja, ich erinnere mich«, sagte Datura. Durch die unsichtbaren Katzen im Raum ging ein Seufzen, und Southpaw spürte, wie sich seine Schnurrhaare gemeinsam mit denen der anderen aufrichteten. Es war ein unangenehmes Gefühl, als habe jemand ohne seine Erlaubnis daran gezogen. Die Luft schien zu knistern und war fürchterlich drückend. Obwohl Datura gar nicht mehr sprach, fühlte sich Southpaw in die stillen Bilder mit einbezogen, welche die Katzen des Verrammelten Hauses miteinander teilten.
    Der Streuner war im Hochsommer hereingefallen, als die Katzen von der Hitze unruhig geworden waren, angefangen hatten, zu streiten und um die

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