Der Clan der Wildkatzen
eine bösartige, kalte Stimme ohne jede Wärme, doch aus irgendeinem Grund riss sie Southpaw aus seiner Erstarrung.
Der Hund hatte ihn fast erreicht. Southpaw stieß einen schrillen Jagdschrei aus, legte die Ohren an und rannte los.
Hinter ihm bellte der Hund. Und aus dem Baum rief Miao aufgeregt: » Southpaw, nicht dorthin! Dort rennst du in die Falle!«
Er spürte, wie Katar ihm folgte und über den Boden sauste, um den Hund anzugreifen. Und er merkte, dass der Köter ihn in Kürze einholen würde, mochte er noch so schnell rennen. Dessen Gestank stieg ihm in die Nase: feuchtes Fell, Adrenalin und der Schweiß des Jägers. Southpaw legte die Ohren flach an den Kopf. Zwei Raubtiere an einem Tag waren einfach zu viel für ein Kätzchen, das selbst noch nicht auf die Jagd gegangen war.
Katars eindringliche Warnungen kamen jetzt so scharf, dass seine Schnurrhaare knisterten. » Du kannst nicht umkehren, geh von der Veranda weg, sieh nach oben, Southpaw.« Zu spät. Der kleine Kater blinzelte. Er rannte direkt auf das Verrammelte Haus zu, und da der Hund so dicht hinter ihm war, hatte er keine Zeit, zur Seite auszuweichen. Aber obwohl die Veranda ein staubiger Ort war, der einsame Verlassenheit ausstrahlte, schlug sein Herz schneller, als er zwei oder drei zerbrochene Möbelstücke entdeckte.
Miao heulte immer noch trotzig den Hund an und versuchte, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und Southpaw spürte, dass die alte Siamkatze vom Baum gekommen war. Aber der Hund bellte laut und sprang hinter ihm die Steinstufen zur Veranda hinauf, wobei dessen Schnauze ihm gefährlich nah kam.
Southpaw wusste genau, wohin er wollte, und täuschte nach rechts an, bog dann jedoch scharf nach links ab und ließ den Hund an sich vorbeisausen, wobei er auf dem glatten Stein ins Rutschen kam. Vor der abgeblätterten Vordertür des Verrammelten Hauses stand eine niedrige Liege, und der kleine Kater hatte gerade genug Platz, um sich darunterzuquetschen. Seine Schnurrhaare knisterten, und er wusste, Miao rief alle anderen Katzen in der Umgebung zu Hilfe.
» Guter Einfall«, sagte Katar, » versteck dich dort, bis wir den Hund weggelockt haben– bleib unter der Liege, Southpaw, egal was passiert.«
Der Hund bellte abermals, und durch den Lattenrost konnte Southpaw die schwarzen Augen sehen, die nach einem tödlichen Biss gierten. Über ihm hörte er ein Scharren und eine große, schwere Tatze rammte sich durch das Holz der Liege. Splitter und Staub rieselten auf Southpaws Kopf herunter und er musste niesen. Das Holz war verrottet und hatte sich stark verzogen, da es vermutlich jahrelang dem Regen und der Sommerhitze ausgesetzt gewesen war. Es würde nicht lange Widerstand leisten. Die Hundepfote krachte erneut nach unten, diesmal gefährlich nah an Southpaws Nase, und er wimmerte. Er saß in der Falle.
Katar knurrte und versuchte, den Hund dazu zu bewegen, sich umzudrehen, doch das Untier wandte nur kurz den Kopf um, schnaubte warnend und bellte trotzig. » Meine Beute!«, sagte der Hund auf Wildisch, der Sprache des Busches. Alle Tiere kannten sie, obwohl die meisten nur einige einfache Warnungen oder Fragen beherrschten.
Zur Antwort biss der große Kater ihm in den Schwanz. Der Hund fuhr herum, heulte vor Wut und schüttelte den Kater mit solcher Wucht ab, dass Katar ein ganzes Stück durch die Luft geschleudert wurde und in einiger Entfernung aufkam. Benommen lag er im Gras. Miao lief zu ihm und hielt Wache, damit der Hund ihn nicht angreifen konnte, während er bewusstlos war.
Doch der Hund kümmerte sich wieder um sein ursprüngliches Opfer, drückte die Nase ins Holz, riss den Kopf hoch und brach das Holz weiter auf. Zitternd wich Southpaw zurück, so weit er konnte.
Erneut hörte er hinter der Tür jemanden flüstern. » Armes, hilfloses Kätzchen«, sagte die Stimme. » Schau dir nur an, wie die Bestie das Holz durchbeißt. Der Köter hat so kräftige Kiefer, nicht wahr? Sieh dir nur die Zähne an, so scharf und gelb. Das wird wehtun, wenn er zu dir durchkommt, Frischfleisch, aber es wird ja nicht sehr lange wehtun, denkst du nicht auch?« Es folgte ein kribbelndes Ziehen an seinen Schnurrhaaren, das sich wie düsteres Lachen anfühlte, und das Kätzchen schauderte.
Der Hund schlug mit der Pfote auf die Liege und sie ächzte und begann zu brechen. Southpaw jaulte, als ihm Holz ins Gesicht fiel und über seine Schnurrhaare strich. Jetzt saß er wirklich wie eine Ratte in der Falle. Er schob sich rückwärts, fühlte
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