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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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alle Maßen dankbar. » Tawny denkt, ich wäre ein Sonderling«, sagte sie dann.
    » Nein, Mara«, sagte Ozzy, » du bist kein Sonderling. Ich habe schon einige Sonderlinge gesehen: Ein Tigerjunges mit zwei Köpfen oder zwei Hirsche, die an der Hüfte zusammengewachsen waren. Du gehörst ganz bestimmt nicht in diese Gruppe. Aber du bist eine sehr ungewöhnliche Katze. Und auch wenn dir das jetzt vielleicht noch nicht klar ist, wirst du uns dennoch mit der Zeit nicht mehr so oft besuchen wollen. Auch wenn ich mir wünsche, dass du es doch tust. Aber denk mal darüber nach. Wenn Tantara sich mit den Gibbons anfreundet und Rudra eine Tigerfreundin gefunden hat, solltest du nicht vielleicht ein paar Kätzchen kennenlernen? Was ist denn zum Beispiel mit diesem Southpaw, den du erwähnt hast? Besucht der dich nicht hin und wieder?«
    Southpaw schaute gelegentlich vorbei, und Mara genoss es, mit ihm zu spielen. Aber er drängte sie ständig, nach draußen zu gehen, und das wollte Mara nicht– jedenfalls im Moment noch nicht. Ihr gefiel es besser, ihre Freunde hier im Zoo zu besuchen, denn dazu brauchte sie das bequeme Haus der Großfüße nicht zu verlassen. Als sie gerade Luft holte, um genau das zu sagen, sah der weise Ozzy ihr die Worte an den Schnurrhaaren an.
    Tantara und Rudra beobachteten, wie Mara flackerte und immer wieder unsichtbar wurde. Doch dann beherrschte sie sich und ihre Umrisse wurden wieder klarer.
    » Danke für die Erklärung, Ozzy«, sagte sie. » Ich komme euch öfter mal wieder besuchen.«
    Wortlos rieb sie ihren Kopf an Rudras und schlang den Schwanz kurz um Tantaras langen grauen. » Bis bald«, sagte das Kätzchen hilflos.
    » Bis bald, Mara«, sagte Rudra. » Pass gut auf dich auf und komm bald wieder. Vergiss uns nicht, wenn du andere Freunde gefunden hast.«
    Das Kätzchen ging, ehe jemand sehen konnte, wie traurig die Schnurrhaare herunterhingen. Rani spürte, wie einsam und traurig sich Mara fühlte. Sie tat ihr leid.
    » Hoffentlich wächst ihr bald jemand von ihrer eigenen Art ans Herz, Ozzy«, sagte sie am Abend zu ihrem Gemahl.
    » Bestimmt, Rani. Wenn dieses Kätzchen mit Tigern Freundschaft schließen kann, dann kann sie es mit allen auf der Welt. Lass ihr nur ein bisschen Zeit.«
    Zu Hause saß Mara traurig im Dämmerlicht auf der Treppe. Beraal beobachtete die Kleine, stellte über die Schnurrhaare eine Verbindung zu ihr her und hörte sich den Kummer des Kätzchens an. Als Mara fertig war, saß Beraal neben ihr.
    » Vielleicht können wir heute auf Lektionen verzichten?«, bat Mara.
    » Ja, Mara«, antwortete Beraal. » Kein Unterricht heute.« Sie berührte das Kätzchen mit den Schnurrhaaren und putzte Mara die Ohren, bis die Kleine sich ein wenig getröstet fühlte.
    Und als es dunkel wurde, sagte sie zu Mara: » Sie haben recht, die Tiger und deine Freundin, der Langur. Du musst aus dem Haus, Mara. Southpaw und ich würden gern einen Rundgang mit dir machen und dich den anderen Katzen vorstellen. Wir könnten zuerst ein bisschen im Park bleiben, damit du dich dort eingewöhnst.«
    Mara zog die Schnurrhaare zurück. » Mir gefällt es drinnen«, sagte sie. » Das Draußen ist mir unheimlich, es sei denn, ich sende und bewege mich über das Netz. Ich möchte nicht aus dem Haus, Beraal.«
    Und dabei blieb es. Nichts, was Beraal sagte, konnte sie umstimmen. Schließlich gab die Kätzin auf, und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass es Mara gut ging, zog sie davon, um im Schrein auf Mäusejagd zu gehen. Sie hätte Miao um Rat gebeten, aber die Siamkatze hatte sich in den letzten Tagen vor dem Verrammelten Haus postiert. Bevor sie dorthin aufgebrochen war, hatte sie mit Beraal gesprochen, und dabei hatte ihr Fell Gefahr ausgestrahlt. » Ich muss ständig an dieses Haus denken, seit Southpaw zurückgekommen ist und uns von Datura und den Unbezähmbaren erzählt hat«, hatte Miao gesagt. » Die Luft in dem Haus verändert sich, und wenn der Großfuß krank ist, müssen wir uns vielleicht auf schlimme Zeiten vorbereiten.«
    Beraal war nicht ganz klar, was Miao damit meinte. Für sie, wie für den Rest der Katzen von Nizamuddin, war das Verrammelte Haus ein finsterer Ort im Herzen ihrer Kolonie, um den man möglichst einen weiten Bogen machte.
    Miao hatte Beraals Verwirrung bemerkt. » Ich muss noch ein paar Tage in der Umgebung des Verrammelten Hauses verbringen, damit ich wittere, was die Unbezähmbaren vorhaben«, hatte sie erklärt. » Falls sie tatsächlich herauskommen wollen,

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