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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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brauchen wir vielleicht Verbündete. Hilf Katar, auf den Clan aufzupassen, Beraal. Ich bin bald zurück.«
    Nachdem Beraal gegangen war, blieb Mara länger als sonst auf der Treppe sitzen und schaute den zwitschernden Mainas und den Eichhörnchen beim Fangspiel zu. Die Milane kreisten paarweise hoch über ihnen. Die Bisamratten wechselten sich weit unten am Stamm eines Baums damit ab, ihre Erdhügel aufzuschütten. Mara hatte den Eindruck, jedes Wesen in Nizamuddin habe Freunde und Gefährten, nur sie nicht.
    Southpaws Besuche waren nicht vorherzusagen, und traurig dachte sie daran, wie sie manchmal, wenn ihre Großfüße ausgegangen waren und sie allein war, durch das leere Haus wanderte und den Schwanz hängen ließ und auf dem Boden hinter sich her zog. Wenn sie die Tiger nicht mehr so häufig besuchen konnte wie früher, würde es viele Stunden geben, die Mara auf andere Weise herumbringen musste.
    Als die Großfüße sie leise weinend auf der Treppe vorfanden, nahmen sie sie hoch, und Mara war froh, gestreichelt zu werden. Sie gaben ihr einen dicken Fleischeintopf zu fressen, schmusten mit ihr und ließen sie auf ihrem Bett schlafen. Nach und nach fühlte Mara sich besser. Aber die Leere in ihrem Herzen wollte nicht vergehen, und in den nächsten Tagen spürte sie sie immer wieder, selbst wenn sie mit Beraals Unterricht beschäftigt war oder fröhlich mit ihren Großfüßen spielte.
    Als sich einige Tage später die Wolken ballten und Donner über den Himmel grollte, saß Mara am Fenster und schaute dem Monsunregen zu. Das Grau draußen war ein Spiegel dessen, wie sich das Kätzchen fühlte. Der Wind wehte vom Universum der Wilden Katzen das Wispern der regennassen Bäume und Büsche heran. Aber Mara glaubte nicht, dass sie sich je in der großen weiten Welt zu Hause fühlen würde– dort, wo sich der Himmel endlos erstreckte und die anderen Katzen die Schnurrhaare sträubten, wenn sie über den Sender sprachen.

10
    Erstes Blut
    J a, Katar. Nein, Katar.«
    Leider fühlte sich das alles viel zu bekannt an, und Southpaw tat immer noch der Hintern weh, weil Katar ihm gerade einen ordentlichen Klaps verpasst hatte.
    Der große Kater starrte den kleinen an. » Zuerst machst du einen Spaziergang ins Verrammelte Haus, dann schleichst du durch ein Haus der Großfüße, und nun treibst du dich im Kobrabaum herum! Was bei allen guten Schnurrhaaren und Pfoten hast du…«
    Er brach ab, denn in diesem Moment erschien Miao leise zwischen ihnen. Es war, als wäre sie aus den Wurzeln des alten Flammenbaums gewachsen, zu dem Katar Southpaw geführt hatte. Sie saß mit verschränkten Pfoten da, so als wäre sie schon die ganze Zeit anwesend. Ihr Blick ruhte eine gefühlte Ewigkeit auf dem gestreiften kleinen Kater. Dann trat sie vor. Southpaw spürte das cremefarbene Fell weich und seidig auf dem Gesicht, während es unglaublich zart über seine eigenen Haare strich. Die Siamkatze stellte die Schnurrhaare auf, die sich bebend um die von Southpaw wickelten. Er wagte es nicht, sich zu bewegen, und so verharrten sie ein paar Augenblicke in dieser Position. Miao blickte ihm aus den versonnenen blauen Augen in seine verängstigten braunen, dann seufzte sie, trat zurück und rekelte sich elegant.
    » Ich stimme Katar zu. In einem Haus der Großfüße herumzulaufen, ist eine schlechte Idee, aber das Haus des Senders kannst du besuchen, solange du dich von den Großfüßen fernhältst«, sagte Miao. » Es wäre möglicherweise für euch beide gut, wenn ihr Freunde werdet– vielleicht sogar notwendig. Und was deine mangelnde Fähigkeit angeht, deine Schnurrhaare aus Schwierigkeiten herauszuhalten, so treffen wir uns bei Anbruch der Dämmerung auf der Mauer an der Kuhscheune. Sei pünktlich.« Damit drehte sie sich um, und ihr wunderschöner Schwanz mit der schwarzen Spitze zuckte, als sie davonging.
    » Miao«, rief Southpaw ihr nach, und sein eigener Schwanz schwang unsicher hin und her. » Was machen wir denn dann?«
    Die Siamkatze sah ihn erneut an. » Wenn du alt genug bist, in den Kobrabaum zu klettern und ohne Erlaubnis in das Haus des Senders einzudringen, bist du auch alt genug für die Jagd.«
    Katars Ohren zuckten vor Protest. » Aber er hat noch keine sechs Monate hinter sich!«, sagte er. » Und seine Schnurrhaare sind noch schwarz, er hat nicht ein einziges weißes!« Ein Kätzchen brauchte mindestens drei weiße Schnurrhaare, damit es an der Jagd teilnehmen durfte.
    Die Siamkatze ließ den Schwanz einmal scharf zucken.

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