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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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setzte sich Miao mit gespitzten Ohren auf. Sie hörten Katzenpfoten, die eilig zum Stufenbrunnen zurücktapsten.
    Qawwali kam mit schlammbespritzten Flanken herein und seine Schnurrhaare strahlten Elend aus. Er ging geradewegs zu Hulo und berührte entschuldigend dessen Nase.
    » Ich habe es nicht besser gewusst«, sagte er und wandte sich an Miao und Katar. » Das Netz hat auch seine Grenzen. Die Unbezähmbaren stinken nach Blut und Wahnsinn. Ich habe ihnen einen Gruß geschickt und gefragt, ob wir zu ihnen kommen dürfen, und daraufhin hat Datura so schroff geantwortet, dass meine Schnurrhaare jetzt noch kribbeln.«
    Der Regen ging immer noch sanft auf die Wilden Katzen nieder und wusch die Steine sauber. Die letzte Nachtbrise strich ihnen durch das Fell. Das Morgengrauen stand bevor und die Großfüße würden bald aufstehen.
    » Was hat Datura gesagt?«, fragte Miao.
    » ›Komm näher, Frischfleisch, und ich bringe dich um‹«, antwortete Beraal und ahmte Daturas kaltes Miauen perfekt nach.
    Miao wandte sich an Hulo und Katar. » Wir dürfen nicht als Erste angreifen«, sagte sie. » So gern ihr das auch möchtet, sagt mir, was eure Pfoten davon halten, in ihr Revier einzudringen und sich mit Zähnen und Krallen über sie herzumachen.«
    Widerwillig akzeptierte Hulo, dass sie recht hatte. Oft hatte er darüber nachgedacht, Datura zu töten. Seit der Unbezähmbare Southpaw gequält hatte, wollte er ihm an die Kehle gehen. Doch sie hatten viele Sommer und Winter lang einen großen Bogen um das Verrammelte Haus gemacht, und es wäre nicht leicht, diese Abmachung zu brechen.
    » Nein«, sagte er und zuckte mit dem Schwanz zu einer Seite. » Wir können sie nicht angreifen, aber wir müssen uns auf ihren Überfall vorbereiten. Qawwali, auf welcher Seite stehen du und die Schreinkatzen?«
    Der alte Kater starrte auf den Pfad in Richtung des Verrammelten Hauses, obwohl er davon in der Dunkelheit nichts sehen konnte. » Auf eurer«, antwortete er. » Ruft uns, wenn ihr uns braucht, und wir werden kommen.«
    Lautlos atmete Miao tief durch. Wenn die Wilden Katzen vom Schrein ihre Pfoten mit ihnen in die Schlacht warfen und Tooths Milane ihre Krallen, dann hatten sie vielleicht eine Chance.
    » Katar«, rief sie dem grauen Kater zu, » wie sollen wir uns vorbereiten?«
    Qawwali sah hinauf zum Himmel, an dem sich die ersten blauen Boten der Dämmerung zeigten. » Dastan und ich bleiben hier und leihen euch unsere Schnurrhaare bei der Beratung des Schlachtplans, aber können die anderen Schreinkatzen vielleicht aufbrechen? Es wird Tag, und sobald die Großfüße ihre Läden und Werkstätten öffnen, wird es schwierig für eine so große Katzenschar, unbemerkt heimzukehren.«
    Nachdem die Schreinkatzen die Versammlung verlassen hatten, blieben noch ungefähr ein Dutzend Wilde Katzen im Stufenbrunnen– Miao, Katar, Hulo, Qawwali, Dastan und Southpaw sowie einige Marktkatzen, unter denen ein paar gute Kämpfer waren.
    » Wie viel Zeit mag uns noch bleiben?«, erkundigte sich Miao bei Beraal.
    Die junge Kätzin zögerte. Es war schwierig, abzuschätzen, ob die Unbezähmbaren einzeln oder im Rudel herauskommen würden und ob sie sofort aufbrächen, sobald sie kein Futter mehr von den Großfüßen bekamen. Aber ihre empfindliche Nase hatte noch nicht die unverkennbaren Signale wahrgenommen, die Katzenkolonien von sich gaben, wenn der Hunger sie beherrschte, und das erklärte sie auch der Gruppe.
    » Die Großfüße trampeln dort noch herum«, sagte Hulo. » Ich denke, die Unbezähmbaren werden nicht herauskommen, solange sie noch dort sind.«
    Der Himmel grollte und in der anbrechenden Dämmerung ging der Regen wieder prasselnd nieder. Die verwobenen Äste der Bäume, die wild über dem Stufenbrunnen wuchsen, schützten die Katzen vor dem Schlimmsten, und die Versammlung schaute zu, wie der Pfad unter dem Wasser verschwand.
    Katar schritt an den Steinstufen entlang, zuckte mit dem grauen Schwanz, um die Regentropfen abzuschütteln, und plusterte das Fell gegen die Kälte auf. » Wir haben vielleicht nicht viel Zeit«, sagte er. » Die Großfüße werden wohl noch eine Weile dort sein, aber Datura erscheint mir nicht als die Art Katze, die sich lange damit abfindet. Miao, wir sollten Abol und Tabol so bald wie möglich zurückrufen. Ich schätze, Datura und seine Unbezähmbaren werden allerspätestens in ein paar Tagen herauskommen.«
    Qawwali schaute aus den wässrigen Augen in die Ferne und sein Schwanz sank zu Boden. »

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