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Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Bärin sich leicht beschleunigte.
    Noch immer machte Faolan seine Ausflüge, um saftige Schneehasen und Murmeltiere zu jagen. Eines Tages – der Morgen ging schon in den Vormittag über – lief er weiter vom Bau fort, als er es seit Langem getan hatte. Die Luft war wärmer geworden. Von den Anhöhen rutschten die ersten dicken Eisbrocken herunter und schälten den Schnee von den Hängen, bis das stumpfbraune Gras durchschimmerte. Es war ein prächtiger Jagdtag und Faolan ignorierte die Sturmwolken, die sich am westlichen Horizont zusammenballten.
    Unterdessen regte sich Donnerherz im Winterbau. Eigentlich war es noch zu früh für die Bärin, sich aus ihrem Kaltschlaf zu erheben. Doch sie spürte eine Abwesenheit, eine Leere im Bau, die sie aus dem Schlaf rüttelte.
    Für Bären war es gefährlich, zu dieser Zeit des Jahres draußen zu sein, wenn der Winter sein letztes Wort noch nicht gesprochen hatte. Der Bär war dann geschwächt und seine Reflexe langsam, trotz des Hungers, der gegen Ende des Kaltschlafs fast unerträglich wurde. Wenn er sich hinauswagte, war die Begegnung mit einem anderen Bären, der genauso hungrig war, die größte Gefahr für ihn, abgesehen von einem plötzlichen Wetterumschwung. Das Territorium war noch nicht markiert, die Gemüter waren reizbar und Bärenkämpfe unvermeidlich. Donnerherz wusste das, trotz ihrer Schläfrigkeit. Sie war auch noch nicht besonders hungrig, aber als sie merkte, dass Faolan verschwunden war, geriet sie in Panik. In ihrer Verwirrung vergaß sie ganz, dass sie ihm selbst erlaubt hatte, den Bau zu verlassen und auf die Jagd zu gehen.
    Donnerherz war entschlossen, ihren Schützling zu suchen. Doch als sie aus dem Bau hinauskroch, blieb ihr fast die Luft weg. Ein Schneesturm war von Westen herangetobt und hatte die ganze Welt in Weiß verwandelt. Alle Spuren waren verwischt. Als sie aufblickte, konnte sie nicht den winzigsten Schimmer des Nordsterns sehen. Aber sie ging trotzdem los, um den Welpen zu suchen. Zum Glück kannte sie Faolans Geruch, den der Schneesturm nicht völlig überdecken konnte. Wenn der Wolfswelpe Beute geschlagen hatte, hatte er vielleicht ein kleines Jagdgebiet markiert. Verzweifelt und verwirrt trottete Donnerherz in den Sturm hinein. Sie hatte nur einen Gedanken im Kopf: ihr Junges finden.
    Der Schneesturm tobte inzwischen so heftig, dass es schwierig war, die Tageszeit zu erkennen. Die ganze Welt war in undurchdringlichem Weiß versunken. Aber Faolan kämpfte sich zum Bau zurück – und ihm stockte der Atem vor Entsetzen, als er ihn leer vorfand! War Donnerherz tiefer in die Gänge hineingekrochen, um dem Sturm zu entgehen? Faolan machte einen kurzen Erkundungsgang, aber nirgends fing er auch nur den geringsten Hauch ihres Geruchs auf. Unruhig lief er hin und her. Was war geschehen? Wo war sie hingegangen? Auch auf dem Rückweg zum Bau hatte er nichts gewittert. Donnerherz war wie vom Erdboden verschluckt. Aber sie würde mich doch nicht im Stich lassen … Nein, niemals! Das würde sie nicht tun. Bei dem bloßen Gedanken daran lief ein Schauder durch Faolans Körper, bis sein Nackenfell sich sträubte und jedes einzelne Härchen kerzengerade in die Höhe stand. Tief in ihm regte sich die Erinnerung an etwas, das vor langer, langer Zeit passiert war. Aber Donnerherz kommt zurück , dachte er bekümmert. Sie muss einfach wiederkommen!
    Er wartete die ganze Nacht und bis in den nächsten Tag hinein, ohne auf seinen knurrenden Magen zu achten. Essen bedeutete ihm jetzt nichts. Er wollte nur eines: Donnerherz. Im Bau war es noch stiller. Das Schlagen ihres gewaltigen Herzens, selbst in seinem langsamen Winterrhythmus, war verstummt. Doch ohne dieses Geräusch konnte Faolan nicht leben. Er kannte nichts anderes. Verzweifelt trat er aus dem Bau hinaus und heulte in das Toben des Schneesturms hinein. Heulte nach der großen Grizzlybärin, nach seiner Milchgeberin. Heulte nach allem, was er kannte und liebte.
    Und während er heulte, stieg ein merkwürdiges Beben durch den Tiefschnee herauf. Es kam aus dem gefrorenen Land unter ihm, aus dem Mittelpunkt der Erde. Ganz schwach nur drang das Beben zu ihm. Faolan presste die gespreizte Vorderpfote tief in den Schnee und die Erschütterungen wurden deutlicher. Einen Augenblick lang kam es ihm vor, als habe sich das ganze Schneefeld unter seinen Pfoten verlagert. Dann sah er in der Ferne den gefrorenen Wasserfall aufbrechen und zum Leben erwachen.
    Doch Faolan dachte in diesem Moment nur an den

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