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Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Warum verfolgt es mich so?
    Erneut erklang das Kra! Kra! des Raben. Die kreisenden Linien und das heisere Krächzen vermischten sich in den Tiefen ihres Gedächtnisses miteinander. Zögernd machte sie ein paar Schritte auf das gegenüberliegende Ufer zu.
    Kaum hatte Morag den Bach verlassen, entdeckte sie gleich zwei Raben, die ein Stück weiter vorn in der Luft kreisten. Auf einer Lichtung erspähte sie den riesigen Kadaver eines Grizzlybären. Im ersten Moment konnte sie es kaum glauben. Warum sollte ein Grizzly um diese Jahreszeit so weit nach Süden kommen? Er müsste doch noch in seinem Winterbau schlafen.
    Langsam richtete sie den Kopf erst nach Norden und dann nach Westen, zu den fernen Regionen der Hinterlande, den Gebirgsausläufern, in denen die Grizzlys häufig lebten und überwinterten. Von ihren Wanderungen mit dem Clan der MacDuncan wusste sie, dass es immer schlecht war, wenn ein Grizzly zu früh aus seinem Winterbau kam.
    Morag fasste den Kadaver näher ins Auge. Falls der Bär in einem Kampf gestorben war, konnte er nur wenige Wunden davongetragen haben. Zumindest nicht genug, um den Raben die Arbeit zu erleichtern. Langsam wanderte sie um den Kadaver herum, bis sie eine klaffende Kopfwunde in der Nähe des Ohrs entdeckte. Dort hatten die Raben schon alles Fleisch weggerissen, an das sie herangekommen waren. Der Bär lag auf der Seite. Aus seinem Rücken stachen blanke Knochen hervor. Morag blieb stehen und studierte die Wunde.
    Der Rücken des Grizzlys war von einer gewaltigen Kraft zertrümmert worden. Als die Wölfin aufblickte, sah sie in geringer Entfernung einen riesigen, blutverschmierten Felsbrocken. Natürlich, das Erdbeben! Der Felsbrocken war vom Bergkamm heruntergestürzt. Der Bär musste ihm direkt in den Weg gelaufen sein. Kein Tier hatte das Leben dieses Bären beendet, sondern die Erde selbst, als ihr Inneres von Krämpfen geschüttelt worden war.
    Die beiden Raben hockten auf der Hüfte des Bären und gaben Morag auf diese Weise zu verstehen, welchen Teil des Kadavers sie aufreißen sollte, um ihnen zu ihrem Festmahl zu verhelfen. Die Vögel waren schon ganz berauscht vom Blutgeruch. Aber Morag fing den Hauch eines anderen Geruches auf. Das Narbengewebe, das sich so unmerklich in ihrem Inneren aufgebaut hatte, löste sich auf. Die ersten Schatten der Dunkelheit stahlen sich in ihr Bewusstsein zurück.
    Morag wurde unruhig. Beklommen lief sie um den Kadaver herum und vergrub die Nase in dem dichten Pelz des Bären, erst unter seinem riesigen Arm, dann unter seinen Hüften. Die Raben schrien sich heiser und waren bald völlig durcheinander. Was machte die Wölfin da?
    Morag kehrte zur Schulter des Grizzlys zurück, zu der Stelle, an der ein riesiger Buckel wie ein Berg aufragte. Noch bevor sie ihre Schnauze hineindrücken konnte, wehte ihr ein vertrauter Geruch aus dem dichten Fell entgegen. Ihr Nackenfell sträubte sich und ihre Augen verdrehten sich nach hinten. Sie kannte diesen Geruch. Das Junge vom Vorjahr. Das Junge aus der Zeit, als sie durch die Hinterlande gewandert war, um eine Wurfhöhle zu finden, die weit genug von ihrem alten Rudel entfernt war. Das Junge, das die Obea mitgenommen hatte, weil es eine gespreizte Pfote hatte – und ein Spiralmuster am Fußpolster.
    Mit aller Macht flutete diese traurige Zeit in ihre Erinnerung zurück, jeder einzelne Moment: wie sie gezwungen worden war, mit der Obea und den restlichen Jungen zurückzukehren. Wie sie den Clan verlassen musste. Danach war sie einen ganzen Mondzyklus lang Nacht für Nacht auf den höchsten Punkt des Landes gestiegen, hatte den Kopf zum Himmel erhoben und nach der Sternenspur gesucht, dem Geisterpfad, der zum Sternbild des Großen Wolfs und zur himmlischen Höhle der Seelen führte. Sie wartete auf Lochinmorrin , auf das Zeichen, dass ihr namenloses Junges mit der gespreizten Pfote den Sternenpfad erklimmen würde. Dann wusste sie, dass seine Aussetzung mit dem Tod geendet und es Frieden in der Höhle der Seelen gefunden hatte. Aber das Zeichen war nie gekommen. Morag hatte nie den zarten Nebel seiner Lochin gesehen, wie die Seele eines verstorbenen Wolfs genannt wurde.
    Das Junge war also nicht gestorben. Aber bis zu diesem Moment hatte sie es völlig aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Morag setzte sich so dicht wie nur möglich neben dem Kadaver auf ihre Hinterläufe und drückte den Kopf in die Flanken des riesigen Tiers. Diese Bärin hatte für ihr Junges gesorgt. Deshalb würde sie ihren Kadaver nicht

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