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Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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schimmerten. Tief in seinem Inneren stieg ein Hunger auf, jedoch nicht nach Nahrung oder nach Blut. Es war der Drang zu nagen, etwas Schönes aus diesen schimmernden Knochen zu schaffen, so wie die Bilder, die er an den Wänden der Höhle der Vorzeit gesehen hatte. Diesen Instinkt besaßen alle Knochennager, die als Welpen ausgesetzt worden waren und überlebt hatten – die wilde Gier, blank gefressene Knochen zu benagen. Nicht alle Wölfe erkannten jedoch so klar die Möglichkeit, etwas Besonderes daraus zu erschaffen. Kaum einer sah es so deutlich vor seinem geistigen Auge wie Faolan, der sich genau vorstellen konnte, wie aus den Linien machtvolle Zeichnungen wurden.
    Er benagte die Knochen nicht nur, sondern ritzte Gestalten und Muster ein. Manche erzählten eine Geschichte, andere waren einfach nur kunstvolle Verzierungen, ohne Anfang, Mitte oder Ende. Stieg ein Knochennager in die Vulkangarde auf, wurden die Knochen, die er benagt hatte, auf die restlichen Knochen aus früheren Jahrhunderten getürmt. Die Hügel, die dabei entstanden, hießen Drumlyns . Auf diesen Drumlyns hockten die Wölfe der Vulkangarde in ihren Wachzeiten. Faolan hatte die Hügel auf den Bildern der Höhle gesehen und obwohl er noch nie einen Knochen auf diese Weise benagt hatte, wusste er instinktiv, was er tun musste. Er würde ein Muster schnitzen, eine Botschaft für das Sternenrentier. Gleichzeitig stieg eine unstillbare Sehnsucht nach seinesgleichen in ihm auf. Er wollte mit den Wölfen laufen.
    Bis zum Morgengrauen hatte Faolan seinen ersten Drumlyn geschaffen, auch wenn er das Wort noch nicht kannte. Er setzte sich darauf und heulte in die Dämmerung hinaus. Dann brach die Sonne über dem Horizont hervor und zerstäubte das Wasser des Flusses in unzählige Lichtsplitter – rosa, rostrot, blutrot. Der Fluss blitzte und funkelte, als Faolan seinen wilden Abschiedsgesang in den Morgen heulte.



Faolan hatte seinen Abschiedsgesang für den Geist der Rentierkuh zu Ende geheult. Jetzt wusste er, dass sie den Weg zum Rentier-Himmel gefunden hatte, gleich hinter den funkelnden Geweihsprossen des Sternbildes. Trotzdem verweilte er noch tagelang an seinem Drumlyn und ritzte neue Botschaften in jede freie Stelle – auf einem Schenkelknochen, einer Schulter oder einer Rippe. Er lernte schnell und setzte die Zähne so behutsam ein, dass nur die feinsten Linien entstanden. Hätte er das Heulen anderer Wölfe gehört, wäre er weitergezogen, um sich ihnen anzuschließen. Aber es blieb still. Dennoch war er überzeugt, dass er die Grenze zu den Hinterlanden überschritten hatte. Die Wölfe hier mussten wie die sein, die er gehört hatte, als er noch mit Donnerherz im Winterbau lebte. Sorgfältig hatte er das ganze Gebiet um den Knochenhügel herum markiert, damit keine anderen Tiere eindrangen. Aber wenn Wölfe in der Gegend gewesen wären, hätte er sie gehört.
    Nicht nur die Wölfe ließen auf sich warten, es gab auch sonst nur wenig andere Tiere. Die Stelle, an der er den Knochenhügel errichtet und den größten Teil des Sommers verbracht hatte, war sehr abgelegen. Wenn er jagen ging, musste er ein gutes Stück wandern, um große Beute wie Rentiere aufzuspüren. Gejagt hatte er reichlich und die Knochen immer weiter aufgehäuft, sodass der Drumlyn inzwischen eine beachtliche Höhe erreicht hatte.
    Es fiel ihm schwer, diesen friedlichen Ort zu verlassen, an dem der Geist des Rentiers seine Himmelsreise angetreten hatte. Aber der Sommer schwand dahin und die Erde drehte sich immer weiter von der Sonne weg. Das Sternbild des Rentiers sank tiefer am westlichen Himmel hinab, bis eines Nachts nur noch die Geweihsprossen über den Horizont heraufkamen. Am nächsten Abend würde das Sternbild ganz verschwunden sein. Er musste fort. Die Tage wurden kürzer, der Herbst hielt Einzug. Er musste einen Winterbau suchen.
    Nein , dachte er plötzlich. Ich muss ein Wolfsrudel suchen, keinen Winterbau. In aller Klarheit stiegen die Bilder von den Höhlenwänden in ihm auf. Er sehnte sich danach, zu etwas Größerem zu gehören, vor allem aber zu etwas Besserem als die verkommenen Wolfsrotten aus den Frostlanden.
    In der Höhle der Vorzeit hatte er zwei Wolfs-Anordnungen gesehen. Eine davon war das Sternbild an der Höhlendecke, die andere die Jagd- und Laufordnung der Wölfe. Was ihn daran so fasziniert hatte, war die Einmütigkeit, der Geist der Freundschaft, der darin zum Ausdruck kam. Je mehr er daran dachte, desto einsamer fühlte er sich. Seit er

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