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Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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der gespreizten Pfote trug. Er stockte, nahm den Stein zwischen die Zähne und hob ihn vorsichtig auf. Am Ufer ließ er ihn fallen und starrte ihn lange Zeit an. Der Anblick des Musters war seltsam tröstlich – als sei ein Teil von ihm in diesen Stein eingeschrieben.
    Behutsam legte er den Stein in den Bach zurück, wandte sich ab und ging weiter.
    Die Sonne versank bereits und ein kaltes blaues Licht stahl sich durch die Kiefern. Der Wald schimmerte gespenstisch bleich, als wäre er in ein Reich eingetreten, das weder Erde noch Himmel war. Geisterhafte Nebelgirlanden schlangen sich um die Bäume, sodass die Stämme in der Luft zu schweben schienen. Trotzdem spürte Faolan festen Boden unter den Füßen. Vorsichtig ging er weiter, die Ohren nach vorn gerichtet, den Schwanz leicht erhoben. Sein Nackenfell sträubte sich knisternd.
    Vor ihm war etwas Weißes, weißer als die Nebelschwaden. Blendend weiß. Zuerst sah er nur Bruchstücke, gestaltlos wie der Nebel. Dann erkannte er den Schädel eines gewaltigen Grizzlys. Faolan stockte kurz – und stürzte darauf zu. Der Schädel seiner geliebten Donnerherz ragte im milchigblauen Licht des Waldes auf, so majestätisch, so hoheitsvoll, dass Faolan auf die Knie fiel. Er hob den Kopf und blickte zum Himmel empor, der jetzt tiefblau und sternfunkelnd war. Verzweifelt suchte er nach dem Großen Bären. Als er das Sternbild fand, warf er den Kopf zurück und heulte, heulte Donnerherz nach Ursulana. Die ganze Nacht heulte er und blickte in die Sterne, die langsam über den nachtblauen Himmel zogen.
    In der Bilderhöhle hatte Faolan gesehen, dass sich die Zeit zu einem unausdenklichen Nebel ohne Anfang oder erkennbares Ende zurückspulen konnte. Und als er jetzt am Himmel den Sternenpfad nach Ursulana suchte, begriff er, dass die Erde, auf der er stand, ein Stern von vielen in einer grenzenlosen Weite war, so gewaltig wie die Zeit. In all dieser Zeit, unter all diesen Sternen waren Donnerherz und ich für einen Augenblick vereint. Es gibt andere Sterne, andere Himmel und so viel Zeit. Und doch …
    Kreisend, für immer kreisend,
    Bär, Wolf, Rentier.
    Wer kann sagen, wann alles begann
    und wann es enden wird?
    Wir alle sind Teil eines Ganzen,
    von einfachsten Anfängen nur.
    Jeder ist anders
    und doch sind wir eins.
    Eins und immerdar,
    Donnerherz währt ewig,
    jetzt und für alle Zeit.

Langsam drehte die Maskenschleiereule Gwynneth die Zange im Feuer. Es war ihr dritter Versuch, ein Weidenblatt aus Metall zu schmieden. In den Hinterlanden gab es keine Weidenbäume oder Weidenblätter, nicht ein einziges. Und ein solcher Gegenstand war auch nicht besonders gefragt. Die meisten Schmiede begnügten sich damit, praktische Alltagsdinge herzustellen – Töpfe, Kessel, Kampfkrallen und verschiedene Waffen. Aber seit dem Ende des Glutkrieges war der Waffenbedarf stark zurückgegangen. Gwynneths Vater Gwyndor, der an seinen Kriegswunden gestorben war, war ein berühmter Waffenschmied gewesen, der Meister der doppelten Kampfkralle. Gwynneth dagegen arbeitete mehr im künstlerischen Bereich, zumal sie ihr Handwerk zu einem großen Teil von ihrer Tante erlernt hatte. Nicht von ihrer richtigen Tante, sondern von einer Schnee-Eule, die ihre Talente nicht für militärische Zwecke vergeuden wollte und sich daher fast ausschließlich mit Kunstschmiedearbeiten befasste. Doch sie hätte besser daran getan, auch ein paar Kampfkrallen anzufertigen und in ihrer Schmiede bereitzuhalten. Denn eines Tages war die Schnee-Eule von Nyra ermordet worden, dem skrupellosen Anführer eines Volks von Eulen, die sich „die Reinen“ nannten.
    Gwynneth hätte die Schmiede ihrer Ziehtante in den Ruinen eines ummauerten Gartens übernehmen sollen, aber irgendwie schreckte sie davor zurück, nachdem die Schnee-Eule dort ums Leben gekommen war. Der Gedanke, dass die Schnee-Eule ihr über die Schulter blicken würde, sobald sie die Zange in die Hand nahm, war ihr unheimlich.
    Im Übrigen waren Schmiede von Natur aus Eigenbrötler und lebten gern abseits. Hin und wieder kamen sie zum Kreis der Heiligen Vulkane, um Glut von den Vulkanhängen zu sammeln. Und bei Waldbränden errichteten sie manchmal zeitweilige Schmieden am Rand des Feuers. Aber meistens hausten sie an trostlosen Orten. Dass Schmiede sich einen Gefährten nahmen, kam selten vor. Geschweige denn, dass sie Kinder aufzogen. Gwynneth hatte ihre Mutter nie gekannt, aber ihr Vater hatte eine enge Beziehung zu der Schnee-Eule unterhalten, der er

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