Der Clan
wechseln, beim Loren II nur alle sechstausend. Das gleiche gilt für die Bremsnachstellungen. Der Loren ist zur Zeit der einzige Wagen, der selbstregulierende Bremsen besitzt.«
»Willst du anregen, daß wir die Qualität des Wagens senken sollen?« fragte sein Vater.
»Ich rege gar nichts an«, erklärte Junior. »Ich mache dich nur darauf aufmerksam, weil ich glaube, wir sollten da etwas unternehmen. Wir verlieren an dem Wagen fast vierzehn Millionen jährlich.«
Loren betrachtete die feine graue Asche am Ende seiner Havanna. »Es ist der beste Wagen, den ich je gebaut habe«, sagte er. »Und wenn man Gewicht und Preis in Betracht zieht, der beste Wagen, den es heute auf der Straße gibt.«
»Das bestreitet keiner«, sagte Junior ruhig. »Aber wir reden jetzt vom Geld. Die Leute kaufen Wirkung, nicht Qualität. Gib ihnen einen großen Wagen mittlerer Qualität zu einem durchschnittlichen Preis oder einen mittelgroßen Wagen hoher Qualität zum gleichen Preis, und sie werden immer den großen wählen. Buick, Olds, Chrysler und Hudson beweisen das Tag für Tag. Sie überflügeln uns.«
Loren schaute wieder auf seine Zigarre. »Was schlägst du also vor?«
»Der Absatzmarkt für elektrische Kühlschränke und Kochherde wird täglich größer«, sagte Junior. »Ich habe die Gelegenheit, ein kleines Unternehmen zu kaufen, das ein sehr gängiges Sortiment herstellt und in Schwierigkeiten ist. Die Leute brauchen Kapital für ihre Expansion und treiben es nicht auf. Ich könnte sie in dem Werk unterbringen, wo wir den Loren produzieren, und wir würden dadurch am Ende eine Menge Geld verdienen.«
»Nichts wird je den Eiskasten ersetzen«, meinte Loren. »Hast du mal an etwas gerochen, das aus diesen elektrischen Kühlschränken kam?«
»Das war vor Jahren so«, sagte Junior. »Jetzt ist es anders. General Electric, Nash, sogar General Motors, alle sind in diesem Geschäft. Es ist eine Sache mit Zukunft.«
»Und was geschieht mit dem Loren II?« fragte sein Vater.
Junior sah ihn an. »Wir geben ihn auf. Wir haben keinen Erfolg damit, am besten, wir ziehen die Konsequenzen.«
Loren legte seine Zigarre sorgfältig in einen Aschenbecher auf dem Schreibtisch. Er stand auf und stellte sich ans Fenster. Überall, wo er hinschaute, wurde eifrig gearbeitet. Am anderen Ende des Werksgeländes fuhr eine Lokomotive langsam an, die mit Autos beladene Waggons zog. Auf der Flußseite der Fabrik löschte ein Frachter Kohlen für die Öfen des Feinstahlwerks bei den Docks. In den langen, fast tunnelartigen Montagewerken summte es von pausenloser Arbeit. An einem Ende gingen die Rohstoffe hinein und kamen am anderen als Automobile heraus. Und über allem hing schwerer grauer Rauch - das war die Industrie.
»Nein«, sagte er schließlich, ohne sich umzudrehen. »Wir bauen den Loren II weiter. Wir werden eine Möglichkeit finden, ihn in Schwung zu bringen. Ich kann es nicht glauben, daß mitten in der größten Konjunktur, die unser Land je erlebt hat, ein Qualitätswagen nicht zu verkaufen sein soll. Denk an die Worte unseres Präsidenten - zwei Wagen in jeder Garage, zwei Hühner in jedem Topf. Und Mr. Hoover weiß, was er sagt. Es liegt an uns, dafür zu sorgen, daß in diesem Jahr 1929 einer der zwei Wagen von uns kommt.« Nach kurzem Schweigen sagte Junior: »Dann müssen wir etwas unternehmen, um den Herstellungspreis zu drücken. Unter den jetzigen Umständen verlieren wir um so mehr, je mehr wir verkaufen.«
Loren wandte sich vom Fenster ab. »Das werden wir sofort in die Hand nehmen. Sag diesem jungen Mann, wie heißt er doch, in der technischen Produktion, er soll zu mir heraufkommen. Seine Einfälle gefallen mir.«
»Du meinst John Duncan?«
»Ja. Ich habe ihn Charley Sorensen von Ford wegengagiert. Wir lassen Duncan an dem Fließband des Loren arbeiten. Mal sehen, was er ausrichtet.«
»Bannigan wird sich ärgern«, meinte Junior.
Bannigan war der leitende Herstellungstechniker und Leiter der Abteilung. »Tut mir leid«, sagte Loren. »Wir bezahlen Arbeit, nicht gute Laune.«
»Vielleicht kündigt er. Er hat ein Angebot von Chrysler.«
»Ausgezeichnet. Dann laß ihm keine Wahl. Sag ihm, er soll das Angebot annehmen.«
»Und wenn er es nicht tut?«
»Du bist jetzt Präsident der Gesellschaft, wirf ihn auf jeden Fall raus«, sagte Loren. »Ich habe es gründlich satt, mir von ihm anzuhören, warum es sich nicht machen läßt. Ich will einen haben, der es macht.«
»Gut. Ist das alles?«
»Ja«, antwortete
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