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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Loren. Dann änderte sich sein Ton. »Wie geht es meinem Enkel?«
    Zum erstenmal seit dem Beginn ihrer Besprechung lächelte Junior. »Er wächst, du solltest ihn sehen. Er wiegt schon fast fünf Kilogramm und ist erst zweieinhalb Monate alt. Wir glauben, er wird einmal so groß und stark wie du.«
    Loren erwiderte das Lächeln. »Klingt ja gut. Vielleicht komme ich bald mal an einem Vormittag raus.«
    »Tu das. Sally freut sich auch, dich zu sehen.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Ausgezeichnet, sie ist wieder so schlank wie früher, beklagt sich aber ständig, daß sie zuviel wiegt.«
    »Gib ihr keine Möglichkeit, sich auszuruhen.« Loren lachte. »Seht dazu, daß ihr schnell ein zweites bekommt. Und mach ihr diesmal ein Mädchen. Es wäre nett, es nach deiner Mutter zu nennen.«
    »Ich weiß nicht. Sally hat mit dem ersten ziemlich was mitgemacht.«
    »Sie ist doch gesund?« fragte Loren hastig. »Es fehlt ihr doch nichts?«
    »Alles völlig in Ordnung«, antwortete Junior.
    »Dann sorg dich nicht um sie. Frauen müssen immer was zu meckern haben. Tu einfach, was du zu tun hast, und du wirst bald merken, daß sie sich nicht beklagt.«
    »Sonst noch etwas, Mr. Hardeman?« fragte die Sekretärin.
    Junior schüttelte müde den Kopf. »Ich glaube, das genügt, Miss Fisher.«
    Sie suchte die Papiere zusammen, ging hinaus und machte leise und respektvoll die Tür hinter sich zu. Er lehnte sich in seinem
    Stuhl zurück und schloß die Augen. Die Kleinarbeit nahm kein Ende. Immer wieder staunte er, wie gut sein Vater über alles Bescheid wußte, was im Geschäft vorging, ohne sich anscheinend irgendwie anzustrengen. Er selbst mußte bis zur Erschöpfung arbeiten, um allein mit den täglichen Routineangelegenheiten auf dem laufenden zu bleiben, von der Gesamtleitung der Gesellschaft ganz zu schweigen.
    Im Augenblick hätte er einen Verwaltungs-Vizepräsidenten gebrauchen können, nur um die Organisation einwandfrei in Gang zu halten. Aber sein Vater war dagegen.
    »Man kann ein Geschäft nur führen, wenn man es selbst führt«, hatte er gesagt, als Junior um seine Einwilligung bat, einen Assistenten einzustellen. »Auf diese Weise weiß jeder, wer der Boß ist. Ich habe das mein Leben lang so gehalten, und es hat gut funktioniert.«
    Junior versuchte ihm zu erklären, daß die Zeiten sich geändert hatten und die Anforderungen größer geworden waren - es nützte nichts. Das letzte Wort seines Vaters zu diesem Thema war, daß er ihn nicht zum Präsidenten des Unternehmens gemacht habe, damit Junior sich vor der Verantwortung drücke. Daß er nicht bereit sei, fortzugehen und sein Geschäft in den Händen von Fremden zu lassen. Und daß er sich nur deshalb sicher genug fühle, im Mai den ersten Urlaub seines Lebens in Europa zu verbringen, weil eben sein Sohn das Unternehmen führe.
    Junior hatte ihm mit einer gewissen Skepsis zugehört. Diese Geschichten kannte er nur zu gut. Er würde es erst glauben, wenn sein Vater auf dem Schiff war. Er zog die Uhr aus der Tasche. Neun Uhr fünfundvierzig. Er griff nach dem Telefon.
    »Verbinden Sie mich mit Mrs. Hardeman«, bat er seine Sekretärin.
    Es klingelte, und gleich darauf meldete sich Sally: »Hallo.«
    »Hallo, Liebling«, sagte er. »Entschuldige, ich wußte nicht, daß es schon so spät ist. Hoffentlich hast du mit dem
    Abendessen nicht auf mich gewartet.«
    »Nachdem ich bis acht nichts von dir gehört habe«, sagte sie kühl, »habe ich angenommen, daß du aufgehalten worden bist und noch zu tun hast.«
    »Wie geht es dem Kleinen?«
    »Ausgezeichnet.«
    »Hör zu, es ist spät«, sagte er, »und es wird mir einfach zuviel, jetzt noch eine Stunde am Steuer zu sitzen. Außerdem habe ich hier morgen um sieben Uhr bereits wieder eine Verabredung. Macht es dir was aus, wenn ich im Klub bleibe?«
    Aus ihrer Stimme klang ein leises Zögern. »Nein, wenn du so müde bist.«
    »Dafür komme ich morgen früh nach Hause«, versprach er.
    »Schön. Ruh dich nur gut aus.«
    »Du auch. Gute Nacht, Liebling.«
    Es klickte, sie hatte aufgelegt. Langsam stellte er das Telefon ab. Sie war verärgert, das wußte er. Es war das zweite Mal in dieser Woche, daß er in der Stadt blieb. Sein Vater hatte recht gehabt, es war ein schwerer Fehler gewesen, so weit hinaus nach Ann Arbor zu ziehen. Am Wochenende wollte er sich ernsthaft mit Sally über einen Umzug nach Grosse Point unterhalten.
    Er griff nochmals zum Telefon. »Rufen Sie im Klub an«, beauftragte er seine Sekretärin. »Sagen Sie, ich

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