Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
anzutreiben versuchte.
    Der Unfall passierte zwei Blocks von ihrem Haus entfernt, als sie von der gepflasterten Straße in eine Nebengasse einbogen. Elisabeth übersah die tiefe Wagenspur am Straßenrand und stürzte. Der Picknickproviant fiel neben ihr auf den Boden.
    Ihre Freundin bremste. »Bist du verletzt?« fragte sie.
    Elisabeth schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie stand auf und säuberte ihr Kleid. Es war nicht allzu schlimm. »Hilf mir die Sachen aufheben!«
    Sie legte das Essen wieder in den Drahtkorb, da fiel ihr Blick auf ihr Vorderrad. »O nein!« stöhnte sie entsetzt.
    Das Rad war völlig verbogen, an Weiterfahren war so nicht zu denken. »Was jetzt?« fragte sie. Es war Sonntag, und alle Reparaturwerkstätten waren wohl zu. »Für mich ist der Ausflug zu Ende«, sagte sie. »Ich kann ebensogut nach Hause gehen.«
    Aber ihre Freundin widersprach: »Ich weiß, wo man es dir repariert.« Sie hob das letzte Päckchen mit belegten Broten auf. »Mein Vetter hat vor kurzem eine alte Scheune hinter seinem Haus an einen jungen Mann vermietet, der Fahrräder repariert. Der ist immer da, auch sonntags. Er arbeitet an irgendeiner Erfindung.«
    Zwanzig Minuten später erreichten sie die Scheune. Die Tür stand offen. Drinnen hörten sie einen Mann laut und falsch singen. Sein Lied wurde von Hammerschlägen auf Metall begleitet. Sie klopften an die offene Scheunentür, doch er hörte sie offenbar nicht, denn das Singen und Hämmern ging weiter.
    »Hallo!« rief Elisabeth»»Ist da jemand?«
    Das Singen hörte auf, das Hämmern auch. Dann ertönte eine Stimme aus dem dunklen Raum. »Nein, bloß ’n paar Feldmäuse.«
    »Können die Feldmäuse ein Fahrrad reparieren?« rief Elisabeth zurück.
    Stille. Dann tauchte ein junger Mann aus dem Dunkel auf. Er war groß und breit gebaut, seinen nackten Oberkörper bedeckte rotgoldenes Haar. Er blinzelte sie in der hellen Sonne an. Dann lächelte er. Es war ein warmes, sehr männliches Lächeln. »Was kann ich für Sie tun, meine Damen?«
    »Erst mal könnten Sie sich ein Hemd anziehen«, sagte Elisabeth. »Und wenn Sie dann ordentlich angezogen sind, können Sie mein Rad reparieren.«
    Loren schaute eine Weile auf das Rad, dann wieder auf sie. Er sagte nichts, starrte sie nur an.
    Elisabeth fühlte, wie sie rot wurde. »Aber brauchen Sie nicht den ganzen Tag dazu!« sagte sie scharf. »Sehen Sie nicht, daß wir einen Ausflug machen wollen?«
    Er nickte, wie zu sich selbst, und verschwand in der Scheune. Kurz darauf begann das falsche Summen und das Hämmern von neuem. Nachdem sie fünf Minuten vergeblich gewartet hatte, ging sie zur Tür und schaute in die Scheune. Am hinteren Ende war eine Esse mit offenem Feuer, der junge Mann stand davor und schwang einen Hammer gegen einen Amboß, auf dem ein Metallstück lag. »He - Sie!« rief sie.
    Er wandte sich mit erhobenem Hammer um: »Ja, bitte?«
    »Reparieren Sie mir das Fahrrad?« fragte sie.
    Seine Antwort kam sofort: »Nein, Gnädigste.«
    »Warum nicht?« »Weil Sie mir nicht gesagt haben, mit wem Sie zum Picknick fahren.«
    »Sie haben Nerven!« fauchte sie. »Was geht Sie das an, mit wem ich picknicke?«
    Er legte den Hammer sorgfältig auf eine Bank und kam auf sie zu. »Ich glaube, der Mann, den Sie heiraten, hat das Recht zu wissen, mit wem Sie picknicken.«
    Sie sah ihm ins Gesicht. In seiner Miene war etwas, das ihr die Knie schwach machte. Sie stützte sich mit der Hand an die Tür. »Sie?« sagte sie atemlos. »Ich weiß ja nicht einmal, wie Sie heißen.«
    »Loren Hardeman, meine Dame«, sagte er lächelnd. »Und Sie?«
    »Elisabeth Frazer.« Das Aussprechen ihres Namens schien ihr irgendwie Kraft zu geben. »Also, reparieren Sie mein Fahrrad?«
    »Nein, Elisabeth«, sagte er leise. »Was wäre ich für ein Mann, wenn ich ein Fahrrad reparieren würde, damit mein Mädchen fortgehen und mit einem anderen picknicken kann?«
    »Aber ich bin doch nicht Ihr Mädchen!« protestierte sie.
    »Dann werden Sie es bald sein«, erklärte er ruhig. Er ergriff ihre Hand. Sie spürte, daß sie wieder schwach wurde. »Aber meine Eltern«, sagte sie verwirrt. »Sie. die. kennen Sie nicht.«
    Er antwortete nicht, hielt nur ihre Hand fest und schaute auf sie herab.
    Sie senkte die Augen. »Mr. Hardeman«, sagte sie leise, die Augen auf den Boden gerichtet. »Wollen Sie jetzt bitte mein Fahrrad in Ordnung bringen?«
    Er antwortete noch immer nicht.
    Sie hob den Blick nicht, und ihre Stimme wurde sogar noch leiser. »Entschuldigen

Weitere Kostenlose Bücher