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Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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jeder Hinsicht vollkommen, leben wir einfach und naturverbunden. Die Tiere des Waldes sind uns näher als euch die nächsten Verwandten. Nicht die Technik und die Zivilisation formen uns, sondern wir formen die Zivilisation. Das ist es, was man als Kultur bezeichnet.“
    „Ich möchte Xo 2 gerne kennenlernen.“
    „Vielleicht dürfen Sie es; die Entscheidung ist noch nicht gefallen.“
    „Welche Entscheidung?“
    „Tod auf dem Mond, vegetieren auf dem Mars oder leben auf Xo 2.“
    James Freema starrte Kri La an.
    „Wer wird das entscheiden?“
    „Unser Herrscher, Xola 52, der in seinen Entschlüssen auch nicht frei ist. Es gibt noch Höhere, die uns kontrollieren, wenn es um galaktische Entscheidungen geht.“
    „Noch Höhere? Wer? Vielleicht ein … Gott?“
    „Ihr nennt ihn so“, war die seltsame Antwort.
     
4
 
Die Pyramide
     
    Kaum hatte James seinen Freunden von der Unterhaltung mit Kri La berichtet, als sich die Tür der Zelle öffnete und ein Xoaner mit einem Tablett voller Speisen eintrat. Freundlich grinsend stellte er es auf den kleinen Tisch und verschwand, ohne einen Laut von sich gegeben zu haben. Jetzt erst verspürten sie Hunger.
    „Nur Gemüse“, klärte James sie auf. „Die Bewohner von Xo 2 sind keine Kannibalen mehr. Eingefrorenes Gemüse – es hält sich Jahrhunderte frisch, wenn es sein muß.“
    Weder Anne noch Mike gaben eine Antwort. Sie waren noch zu sehr damit beschäftigt, die Neuigkeiten zu verarbeiten, die auf sie in so kurzer Zeit eingestürmt waren. Lediglich Jules Durant – praktischer Materialist – knurrte ein zufriedenes „Ah!“ und begann, mit Hilfe seines Taschenmessers in den Schüsseln zu stochern. Selbst die mißbilligenden Blicke Miß Annes konnten ihn nicht daran hindern.
    „Es wird uns nichts anderes übrigbleiben, als nach dem Sirius zu fliegen“, sagte James bereits zum zweiten Male, und man konnte heraushören, daß er über diese Möglichkeit nicht besonders erschüttert war.
    „Du bist wohl wahnsinnig!“ teilte ihm Mike ehrlich seine Meinung mit. „Verrückt! Nach dem Sirius! Stelle dir das vor: 9 Lichtjahre! Etwa 90 Billionen Kilometer! Zehn Monate tatsächliche Flugzeit! Zehnfache Lichtgeschwindigkeit! Lieber James, ich will dir mal etwas sagen: Wir haben es entweder mit Geschöpfen zu tun, denen es eine Freude ist, uns mit ihrer Überlegenheit zu düpieren – oder aber mit Irrsinnigen.“
    „Du gehst von dem veralteten Standpunkt aus, den Menschen als Maß aller Dinge zu nehmen. Das ist ein fundamentaler Fehler, Mike.“
    „Dein Fehler ist noch schlimmer, Freund: Du siehst in der möglichen Erfüllung dieser wahnwitzigen Ideen gleichzeitig die Erfüllung deiner jahrealten Wunschträume. Darum glaubst du schneller und leichter an sie, als ich, ein nüchterner, aber wirklichkeitsnaher Mensch.“
    „Ein Irrtum, lieber Mike, ein großer Irrtum! Ich bin der tatsächlich Nüchternere von uns beiden. Du bist entsetzt über die Möglichkeit, zehnfache Lichtgeschwindigkeit zu erreichen – ich war es zunächst auch. Dann aber sagte mir Kri La höhnisch, daß es auf Erden nur einen Menschen gäbe, der Einsteins Theorie bezüglich der Lichtgeschwindigkeit verstünde. Dieser Hohn – er meinte nämlich Einstein selbst – stachelte meine Wut an, und meinen Scharfsinn. Ich wußte in jener Sekunde, daß es noch einen Menschen gab, der diese Ideen begriffen hatte – einen Menschen, aber keinen Xoaner. Das ist der Unterschied, Freunde: Die Xoaner haben Einsteins Begriff der Relativität nicht verstanden. Sie glauben, mit zehnfacher Lichtgeschwindigkeit zu fliegen, bewegen sich in Wirklichkeit jedoch noch nicht einmal mit der des Lichtes. Es scheint nur so. Sie benötigen beispielsweise für die Strecke Erde-Sirius genau 12 Jahre. Aber diese 12 Jahre vergehen genau so schnell wie 10 Monate. Daher glauben sie, zehnmal so schnell wie das Licht durch den Weltraum zu sausen. Die Zeit! Sie haben bei ihren Berechnungen die Zeit vergessen!“
    Mike winkte ab.
    „James, höre auf! Das ist mir zu kompliziert. Reden wir ein andermal darüber – wenn wir mehr Zeit haben. Wir wollen lieber essen.“
    James Freema gab keine Antwort. Er lächelte nur.
    Ihm war ein phantastischer Gedanke gekommen.
     
    Luna-Station war eigentlich nichts anderes als eine gewaltige Kuppel aus einem unvorstellbar widerstandsfähigen Metall. Zahllose Gänge und Räume lagen unter der Oberfläche des Mondes, von dessen Hitze oder Kälte man nichts spüren konnte. Es war ein Zufall der

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