Der Clark Darlton Reader
Natur – oder war es keiner? –, daß die atmosphärischen Verhältnisse auf Xo 2 genau denen der Erde glichen und somit auch die künstliche Atmosphäre der Station für die Erdenmenschen atembar war. Luftschleusen führten ins Freie, gigantische Druckkammern, durch die die Flugscheiben ungehindert in das Weltall fliegen oder von dort zurückkehren konnten.
Im höchsten Teil der Kuppel war die Zentrale. Es war jener Raum, den James Freema schon kannte.
Kri La saß hinter seinem Tisch.
„Hör zu, Kommandant“, sagte ein Xoaner soeben zu Kri La, indem er sich einen Augenblick von dem überdimensionalen Fernsehschirm abwandte, „ich hielte es für ratsam, die vier Menschen einfach unschädlich zu machen. Xola würde nichts davon erfahren. Wir gingen damit allen Schwierigkeiten aus dem Wege.“
„Ich würde nicht zögern, deinen Rat anzunehmen, wenn nicht dieser Dr. Freema ein Mensch mit außergewöhnlichen Fähigkeiten wäre. Man würde uns seine Vernichtung niemals verzeihen. Er ist einer der Menschen, die stets für eine Fühlungnahme mit uns – den Völkern aus dem Weltall – plädierten. Er ist gewissermaßen unser Freund und sehr klug. Ich habe ihn sogar stark im Verdacht, daß er die Sache mit der tatsächlichen Flugzeit begriffen hat. Dabei wollte ich ihm den Schock ersparen. Nein, Ma To, wir werden ihn und seine Freunde nach Xo 2 bringen lassen. Xola soll ihn kennenlernen und entscheiden.“
Ma To, der Chef der Fernbeobachtung, nickte zustimmend.
„Wenn das so ist, Kommandant, dann gebe ich dir recht.“ Er wandte sich dem Bildschirm zu, als ein leises Summen ertönte. „Wieder eine Begegnung“, brummte er dann vor sich hin.
Die Mattscheibe zeigte deutlich den südlichen Teil der Vereinigten Staaten, und über Mexiko krochen zwei helle Lichtpünktchen. Ma To betätigte den Hebel. Das Bild verschwamm und wurde gleich darauf wieder klar. Jetzt lag Mexiko stark vergrößert vor ihnen, und die beiden Lichtpünktchen erwiesen sich als zwei fliegende Untertassen, die einen anderen Gegenstand in weiten Kurven umkreisten.
„Schalte auf die Fernsehautomaten um, Ma To!“
Einige Griffe, und ein anderer Schirm glühte auf.
Das Bild zeigte eine irdische V-Rakete.
Mit flammenspeiendem Heck stürmte sie in den Himmel, die Erde weit unter sich zurücklassend. Schon krümmte sich der Horizont deutlich sichtbar zu einer Kugel. Die Höhe betrug mindestens 400 Kilometer.
Die Fernsehkamera, die das Bild zum Mond sendete, mußte sich in einer der beiden Flugscheiben befinden; denn ständig waren nur die andere Scheibe und die Rakete zu sehen. Die Kamera umkreiste das Objekt mit rasender Geschwindigkeit. Höher und höher stiegen die drei Flugkörper.
„Hoch genug“, knurrte Kri La und gab Ma To einen Wink.
Der schob einen Hebel vor.
Aus der zweiten Disk kam etwas Glänzendes heraus und eilte wie ein Lichtstrahl auf die himmelstürmende Rakete zu, traf sie in der Mitte …
Entsetzt starrten in Mexiko die Bedienungsleute des modernen Radargerätes auf die runde, grünlich schimmernde Mattscheibe. Die große Blase auf dem gewölbten Bildschirm war plötzlich verschwunden, während die beiden kleinen Bläschen mit zunehmender Geschwindigkeit in den Weltraum rasten und bald versanken. Die große Blase war das Versuchsobjekt V-X.
Der Film der Fernsehkamera zeigte die Einzelheiten deutlicher.
Zwei undeutlich erkennbare, schimmernde Flugscheiben, sogenannte Ufos, hatten die Rakete bis zu einer Höhe von 430 Kilometern begleitet. Dann hatte es plötzlich einen ungeheuren Flammenblitz gegeben – und die Rakete V-X gab es nicht mehr. Die Flugscheiben hatten innerhalb drei Sekunden auf zehnfache Schallgeschwindigkeit beschleunigt und waren im Weltall verschwunden.
„Gut“, sagte Kri La auf dem Mond und nickte Ma To zu. „Sie werden bald soweit sein – und bald werden wir sie auch nicht mehr stören. Aber es wäre zu gefährlich, sie mit Atombomben spielen und in den Weltraum zu lassen. Entweder vernichten sie sich selbst – oder sie werden uns eines Tages vernichten. Man soll aus der Geschichte lernen.“
Ma To lächelte.
„Eben deshalb bin ich für den Tod dieses Dr. Freema.“
„Und ich bin aus dem gleichen Grunde dagegen!“
Zwei Tage später war es Mike endlich gelungen, seinen Freund James von der Notwendigkeit ihrer Flucht zu überzeugen. Sie schmiedeten Pläne, verwarfen sie und schmiedeten neue. Da sie annahmen, daß sich die Xoaner lediglich der Mühe unterzogen hatten, die
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