Der Clark Darlton Reader
sehen.“
„Ich? Wieso?“
„Musik, also Radio wellen. Oder wollen Sie behaupten, daß Sie die Wellen schon mal gesehen haben?“
„Hört mit dem dummen Gerede auf“, mischte sich James ein. „Man glaubt, kleine Kinder um sich zu haben.“
Der Pilot Mla Ga gab ein glucksendes Geräusch von sich, was sehr gut ein Lachen sein konnte. Das entschied Mikes Handlungsweise.
Schon längst hatte er in der Tasche seines Raumanzuges, den jeder von ihnen bekommen hatte, einen harten, festen Metallgegenstand gefühlt, ihn aber als zu klein befunden. Als er jetzt das Lachen des Eidechsenmenschen hörte, verwandelte die Wut diesen Gegenstand zu einer schweren Brechstange. Blitzschnell fuhr seine Hand in die Tasche, kam mit dem Metallstück heraus und zuckte hoch. Surrend durchquerte das Ding – sicher war es ein Werkzeug – die Kabine und traf den überraschten Xoaner an der Schläfe. Der Mann sackte augenblicklich zusammen, griff aber unwillkürlich nach einem Halt. Die beweglichen Finger faßten zu und hielten fest.
Es gab einen Ruck, und der rote Fahrthebel sprang auf eine andere Einstellung. James wurde blaß und rannte, Anne von sich stoßend, auf den fallenden Xoaner zu.
„Der Fahrthebel! Hinlegen! Wir haben keine fünf Sekunden mehr!“
Ein ungeheures Gewicht drückte ihn zu Boden. Er sah nur noch, wie die drei anderen ebenfalls in die Knie gingen. Ein letzter Blick auf die Bildscheibe des Fernsehers bestätigte seine schreckliche Ahnung: Die Oberfläche des Mondes entfernte sich von ihnen mit höchster Geschwindigkeit.
Er kam nicht mehr hoch; der Andruck hielt ihn gefangen. Bis er sich daran gewöhnt hatte, wären Stunden vergangen.
Zehn Sekunden nach dem Zwischenfall versank James Freema in dem Dunkel eines regelrechten „Blackout“.
Die fliegende Untertasse raste mit ihren fünf Insassen in die Unendlichkeit des Weltalls hinein.
Merkwürdigerweise war es Jules Durant, der als erster die Besinnung wiedererlangte. Er stöhnte einige Male, wälzte sich zur anderen Seite hinüber und rollte auf Mike Conney. Die unsanfte Berührung ließ diesen ebenfalls unruhig werden und einen nicht verständlichen Fluch ausstoßen. Der Fluch war es, der Jules in die Wirklichkeit zurückfinden ließ. Es war ein Fluch gewesen, den er noch nicht kannte.
Mühselig richtete er sich hoch und blickte erstaunt um sich. Zum Donnerwetter, das kam ihm doch bekannt vor! Hatte er nicht so einen verrückten Traum gehabt, in dem …? Ihm kam plötzlich die Idee, daß es vielleicht gar kein Traum gewesen war.
Mike brummte erneut vor sich hin. Jules betrachtete ihn genauer. ja, das war ja der verrückte Engländer oder Amerikaner, der das Fernsehgerät kaufte, mit dem sie die Untertasse repariert hatten.
„Untertasse!“ schrie Jules auf und versuchte, sich zu erheben.
„Welche Untertasse?“ murmelte Mike und drehte sich auf die andere Seite. „Ich habe nicht gespült.“
Jules blieb für eine Sekunde sprachlos, ehe er den Zusammenhang begriff.
„Aufwachen! Wir sind … wir fliegen …! Werde doch endlich wach, Mike! He – es brennt! Geldbriefträger!“
Mike begann zu schnarchen.
Da gab Jules es vorerst auf und versuchte, sich zu erheben. Obwohl sich sein Gewicht scheinbar verdreifacht hatte, gelang ihm das endlich. Sicherlich gewöhnte sich der Körper an die tollsten Veränderungen, wenn man ihm die nötige Zeit dazu ließ.
Jules’ Blick fiel auf die immer noch glühenden Bildschirme. Die Mattscheiben waren mit unzähligen Sternen bedeckt, und auf der einen war die Erde zu sehen. Der Mond hing dicht daneben und eilte schnell über die gewölbte Scheibe dahin. Das war merkwürdig. Auch schien er viel kleiner zu sein. Jules stand da und überlegte. Auf einem anderen Bildschirm stand die Sonne.
Die Sonne?
Sie war ja nur halb so groß, wie er sie kannte!
Langsam beschlich Jules eine gräßliche Angst. Das konnte doch nicht sein, daß die Sonne plötzlich kleiner wurde!
Sich wieder der Mattscheibe zuwendend, auf der die Erde mit dem Mond hing, entdeckte er noch etwas anderes: Die Erde hatte zwei Monde.
Soeben kroch dieser zweite Mond hinter der Erde hervor, wesentlich langsamer als der erste.
„Mike Conney! Wir haben einen neuen Mond!“ rief Jules bestürzt, kniete neben dem Astronomen nieder und versuchte, diesen zum Leben zu erwecken. Als das vergeblich war, kam ihm eine andere Idee. War er nicht Techniker? Warum sollte er den Fahrthebel nicht selbst verstellen können? Er blickte zur Erde, die sich
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