Der Clark Darlton Reader
Schließlich meinte er:
„Es steht also fest, daß die Zeichen zwar lauter wurden, je mehr sich euer Schiff dem Mars näherte, aber trotzdem hörten sie plötzlich auf? Hm, das ist schon mehr als merkwürdig. Das ist unglaublich!“
„Aber es ist wahr!“ ereiferte sich Kennedy und zog sich beim Binden der Krawatte fast den Hals zu. „Perkins – puh, man bekommt kaum Luft in diesem Sarg! – kann das bezeugen.“ Ihm viel unvermittelt ein, daß ja Perkins und nicht er selbst das Vorhandensein der Funkzeichen entdeckt hatte, und lenkte ein: „Sie hörten also einfach auf und waren nicht mehr da. Komische Sache! Ging es euch auch so?“
„Genauso! Aber wir nahmen an, es seien Störungen von der Sonne, die in der Atmosphäre verschluckt würden.“
„Nichts wird verschluckt“, stellte Kennedy fest. „Auch keine Sonnenstörungen!“ Er hatte seine Toilette beendet und wartete auf den Chinesen, der sich sorgfältig mit dem Batteriegerät rasierte. „Wir können ja den Empfänger mal einstellen. Bin gespannt, was wir zu hören bekommen.“
Ohne weiter auf eine Entgegnung Lin Fuus zu achten, drehte er an den Knöpfen und Schaltern. Im Lautsprecher begann es leise zu summen. Und dann wurde das Summen deutlich durch ein regelmäßiges Knacken übertönt, das ständig, aber gleichmäßig undeutlicher und wie weiter entfernt wurde. Walt Kennedy starrte mit offenem Mund auf das Radio, während Lin Fuu pedantisch das Kinn von überflüssigen Haaren befreite. Dann erst, als dies geschehen war, wandte er sich an den Amerikaner.
„Nun? Glauben Sie jetzt immer noch nicht, daß die Atmosphäre die Sendungen von der Sonne verschluckt?“
„Das wäre paradox, mein Lieber! Die Sonne steigt am Himmel empor, und die Zeichen müßten deutlicher werden, wenn sie von der Sonne kämen. Sie kommen aber nicht von der Sonne!“
Lin Fuu war überrascht.
„Nicht von der Sonne? Ja, von wo denn?“
Kennedy schaute aus dem Quarzfenster und hörte gleichzeitig auf die immer leiser werdenden Knacktöne im Lautsprecher. Er blickte gen Osten und bemerkte hinter dem See und dem Wäldchen die Tundra, die allmählich, aber sicher in eine rote Sandwüste überging. Und am Horizont, winzig wie ein Sternchen und kaum sichtbar, sank der Mond Phobos unter den Rand des vierten Planeten. Er ging im Westen auf und im Osten unter, da seine Bahngeschwindigkeit ungewöhnlich hoch war.
In derselben Sekunde, in der Phobos unter den Horizont sank und nicht mehr zu sehen war, verstummten auch die letzten Töne der kaum noch vernehmbaren Störzeichen im Radio.
In diesem Moment wußte Walt Kennedy, von wo die geheimnisvollen Funk wellen kamen, die ihm und Perkins schon manche nachdenkliche Stunde verursacht hatten.
Sie kamen von dem größeren Mond des Mars.
Nach dem gemeinsamen Frühstück wurde der Plan gefaßt, die nähere Umgebung des Landeplatzes zu erforschen. Man stellte eine regelrechte Expedition zusammen, die die Aufgabe hatte, zehn Kilometer nach Osten zu marschieren, sich dann nach Südwesten zu wenden und wieder zehn Kilometer zu gehen, dann nach Nordwesten, bis sie dann, von Osten kommend, ins Lager einrücken würden. Ein Tagesmarsch, aber nicht weiter anstrengend, da das geringere Gewicht sehr viel Erleichterung verschaffte.
Jane Weißfeld, Pawlowa und Dr. Fuu blieben bei dem Raumschiff zurück, um mit Hilfe der verbliebenen russischen Ausrüstungsgegenstände und der Ersatzmittel der Amerikaner ein festes und sicheres Zeltlager in der Nähe des Sees aufzubauen.
Hal Perkins hatte darauf bestanden.
Die Expedition brachte keine neuen Ergebnisse. Haller fand zwar einige neue Pflanzen, und Kennedy brachte es fertig, zwei jüngere Karnickel zu fangen, aber das war auch alles von Bedeutung.
Die beiden Kaninchen sperrte Kennedy in einen schnell erbauten Käfig und gab den erstaunten Zuhörern seiner abendlichen Unterhaltung bekannt, daß er am morgigen Tag damit beginnen würde, die Tiere auf ihren Verstand hin zu untersuchen; was wiederum Lin Fuu zu der Bemerkung veranlaßte, das gleiche würde wohl auch mit ihm geschehen müssen.
Die Nacht verlief friedlich und ohne Zwischenfälle.
Nur Hal lag noch lange wach und ließ sich die Theorie Kennedys durch den Kopf gehen, die rätselhaften Funkzeichen kämen von Phobos.
Morgen würden sie das feststellen können.
Morgen? Es war schon heute, als er endlich einschlief.
Um elf Uhr würde Phobos am westlichen Horizont aufgehen.
Kennedy hatte das Gerät eingeschaltet; außer dem
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