Der Clark Darlton Reader
Summen war noch nichts zu hören.
10 Uhr 55 Minuten!
Genau um elf Uhr stellte Mankow mit dem ausgezeichneten Fernrohr fest, daß der winzig scheinende Mond sich über die Sandhügel der Wüste schob. Und in derselben Sekunde begann es im Lautsprecher leise und kaum vernehmlich zu knacken. Regelmäßig kehrten die gleichen Zeichen wieder und wurden ständig lauter und lauter, je mehr der Mond sich in den Himmel empor schraubte.
Jawohl, schraubte! Mankow stellte fest, daß sich der kleine, nur knapp 15 Kilometer im Durchmesser betragende Satellit des Mars förmlich vorwärts drehte. Er besaß somit eine beträchtliche Eigendrehung.
„Leider wird er durch die Einwirkung des Sonnenlichtes immer undeutlicher“, beschwerte sich der Russe ärgerlich. „Aber ich bin davon überzeugt, daß wir bei Nachtbeobachtung allerhand auf ihm entdecken werden.“
„Auf Phobos?“ fragte Hal Perkins erstaunt.
„Ja. Wenn ich mich nicht irre, habe ich ein gleichmäßiges Gebilde gesehen. Natürlich kann ich mich getäuscht haben, obwohl das Teleskop mehr als nur ausgezeichnet ist, es ist phantastisch!“
Jane Weißfeld stellte fest, daß sie in einigen Tagen eine sehr gute Gelegenheit haben würde, den einen Mond des Mars die ganze Nacht über betrachten zu können. Vom Aufgang bis zum Untergang, was beides ja nur ungefähr elf Stunden auseinanderlag.
Eines jedoch wußten sie alle schon jetzt: Die seltsamen Funkzeichen kamen von Phobos, eine Entdeckung, die nicht nur überraschend, sondern fast erschreckend auf sie wirkte. Wer sollte wohl die Zeichen von dort senden? Noch ein anderes Raumschiff der Erde?
Es gab keinen, der an eine solche Möglichkeit geglaubt hätte, obwohl sie die einzig wahrscheinliche zu sein schien.
Und ruhig vergingen die Tage, ohne daß etwas Erwähnenswertes geschehen wäre. Haller hatte seine „Unsitte“, im Tagebuch von allen wichtigen und unwichtigen Dingen zu berichten, nicht aufgegeben. Es lag aufgeschlagen in seiner Kabine, die letzten beiden Seiten.
… und so möchte ich auf Grund aller meiner Beobachtungen fest behaupten, daß auch die Pflanzen des Mars schon ‚bessere Tage’ gesehen haben. Das, was ich heute hier sammle und zusammensuche, sind nichts anderes als nur Reste. Reste einer vergangenen und regelrecht vertrockneten Flora, die sich müht und plagt, nicht einfach auszusterben. Eine plötzliche – oder auch langsame – Katastrophe muß über diesen Planeten hereingebrochen sein. Der Sauerstoff schwand und oxydierte in den Boden, das Wasser versickerte in der sandigen Erde und machte das Leben schwerer und schwerer. Die Pflanzen verkümmerten – und paßten sich an. Die Kaninchen, die Insekten und die wenigen Vögel, die wir in den letzten Tagen entdecken konnten, überlebten ebenfalls das kosmische Unglück. Was aber geschah mit den anderen Lebewesen? Wo blieben sie? Keine Spuren künden von ihrem Schicksal, sie verschwanden einfach – falls sie jemals existiert hatten. Ja, noch nicht mal das wissen wir!
Die Funkzeichen kommen von Phobos, das ist jedenfalls erwiesen. Gestern stellten wir die vorausberechnete Untersuchung an. Sie brachte uns nur die Entdeckung, daß der Mond rotiert – und zwar sehr schnell – und einige merkwürdige helle und glatte Stellen aufweist. Es ließ sich nicht feststellen, um was es sich handelt. Soll ich meine private Meinung meinen Aufzeichnungen beifügen? Gut. Es handelt sich bei diesen Stellen um nichts anderes als um Gebäude. Der Mond Phobos ist eine einzige, riesige Sendestation. Sie ist ausgestattet mit einem starken und niemals versiegenden Automatensender, der schon seit ewigen Zeiten seinen Ruf in das All schickt – und noch schicken wird. Phobos war das Funkfeuer der Raumfahrer eines schon längst versunkenen Jahrtausends. Wer sie waren und wo sie blieben – wer soll das wissen? Vielleicht wird uns Smith eines Tages davon erzählen – wenn er jemals in unserer Zeit auftauchen sollte.
Und noch etwas Neues gab es. Kennedy behauptet steif und fest, daß die Energie seiner Funkgeräte nachlasse, obwohl er sie kaum benütze. Das ist eine sehr ernste Feststellung; denn die Funkenergie wird von unserer Treibenergie genommen. Eins ist vom anderen abhängig. Wenn der Empfänger schweigt, können wir nicht mehr starten.
Morgen wollen wir versuchen, die Ursache des Energieschwunds zu finden. Hal meint, es sei das Wasser – oder der Sand.
Ich glaube, daß er der Wahrheit sehr nahe kommt.
Meine Gedanken weilen sehr oft auf der Erde. Ich
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