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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Tunnels gestürzt. Rohes Gelächter von oben gellte Jeff in den Ohren, als Jagger sie beide sicher zurück auf den Boden brachte.
    »Scheißkerle«, knurrte Jagger mit vor Wut erstickter Stimme, als Jeff sich mit seinem schmutzigen Ärmel die brennenden Augen rieb. »Ich sollt mal einen von denen in die Finger kriegen...« Er verstummte, als er sich hastig auf den anderen Laufstegen umsah. »Scheißkerle sin überall – was wolln die nur, verdammt? Wenn sie uns umbringen wolln, warum tun sie's dann nich einfach?«
    Jeff wusste die Antwort. »Weil es ein Spiel ist.« Er schaute zu den Gesichtern hinauf, die höhnisch herunterstarrten. »Sie sind nicht hier, um uns zu töten – sie wollen nur, dass wir hier unten bleiben.« Er spürte, dass Jaggers Hand seine Schulter fester umschloss und ballte die Hände, als etwas von der Wut des anderen auf ihn überging. »Aber sie können nicht überall sein. Irgendwo gibt es einen Ausweg – muss es einen geben. Also los, finden wir ihn.«
    Das Gelächter folgte ihnen, als sie den Weg zurück nahmen, den sie gekommen waren und dann einen Gang wählten, der nach rechts führte. Jeff glaubte, dass sie, wenn er ihren Standort richtig einschätzte, auf den East River zugingen. Doch bald gabelte sich der Gang und dann wieder und noch einmal, und von einem bestimmten Punkt an wurde ihm klar, dass er nicht mehr wusste, in welcher Richtung sie unterwegs waren.
    Ein paar Meter weiter mochten sie die Lexington Avenue U-Bahn finden oder wieder auf die Gleise unter der Park Avenue geraten. Da ihre Körper unerbittlich ihre kleinen Reserven an Nahrung und Wasser verbrauchten, begann alle Hoffnung zu schwinden. Schließlich fanden sie, ein paar oder viele Minuten später, eine kleine Nische im Tunnel, die gerade so groß war, dass sie sich beide ausstrecken konnten, und beschlossen, sich auszuruhen.
    Jeff schlief ein, und als er aufwachte, fühlte er, dass Jagger schützend den Arm um ihn gelegt hatte. Er blieb einen Augenblick reglos liegen, aber sein Rücken schmerzte unerträglich, sodass er sich rühren musste. Die Bewegung weckte Jagger, der ihn sekundenlang fester umschlang. Aber im nächsten Moment war auch er ganz wach, setzte sich auf und wich von Jeff zurück, als sei es ihm peinlich, dass ihre Körper sich berührt hatten, wenn auch nur im Schlaf. Während sie sich aufrichteten und versuchten, sich zu strecken, um Kälte und Steifheit aus den Gliedern zu vertreiben, kam ihnen beiden der gleiche Gedanke, aber es war Jagger, der ihn aussprach:
    »Wenn wir nich bald was zu essen finden, verhungern wir.« Er stand auf und fuhr fort, ohne Jeff anzusehen: »Wohin?«
    »Nach links«, sagte Jeff. »Dort waren wir wenigstens noch nicht.«
    Sie machten sich auf den Weg und kamen etwa hundert Schritt weiter zu einer Kreuzung. Weiter rechts, kaum zu sehen, schien etwas wie Tageslicht zu schimmern, und sie gingen darauf zu.
    Als sie näher kamen und das Licht heller wurde, hörten sie von oben Geräusche.
    Richtige, echte Geräusche, die Geräusche der Stadt, kein tropfendes Wasser und keine donnernden Züge, die ständigen Hintergrundgeräusche in den Tunnels. Jetzt hörten sie Autohupen und das Brummen von Automotoren. Sie kamen zu dem Lichtfleck und blickten nach oben.
    Ein Gitterrost – und darüber strahlend blauer Himmel.
    Und eine Leiter! Eine eiserne Leiter, sicher an der Betonwand des Schachtes festgeschraubt, das untere Ende etwa sechzig Zentimeter über dem Boden des Tunnels, das obere Ende offenbar bündig mit dem Gitterrost, war alles, was zwischen ihnen und der Freiheit lag.
    Sie betrachteten die Leiter, als sei sie der Heilige Gral, als könnte sie vor ihren Augen verschwinden, wenn sie versuchten, sie zu berühren. Endlich streckte Jagger die Hände aus und umklammerte die senkrechten Holme.
    Er zog fest daran, testete die Leiter.
    Sie war so fest wie sie aussah.
    Während Jeff unten wartete, begann Jagger dem Licht entgegenzuklettem.
     
    Fritz Wyskowski hatte nicht erwartet, dass irgendetwas passieren würde. Als Blacky am frühen Morgen zu ihm gekommen war, ihm einen Packen Geld in die Hand geschoben und gesagt hatte, er müsse nur den Gitterrost im Auge behalten, nichts sonst, und dafür sorgen, dass niemand herauskletterte, schätzte Fritz, dass er sich für das Geld gut und gern wenigstens eine Woche lang betrinken konnte. Am liebsten hätte er einfach Blackys Geld genommen, gewartet, bis Blacky gegangen war, und dann sofort angefangen zu trinken. Tatsächlich hätte er

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