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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ich tun?«, fragte sie.
    Keith sah Heather an, die ein paar Kleidungsstücke aus der Tasche holte, die sie mitgebracht hatte. Als Heather ins Bad ging, um das Kleid auszuziehen, das sie in der Kirche hatte tragen wollen, zuckte Keith mit den Schultern. »Ich weiß nicht, Mary ...«, begann er.
    »Essen«, sagte sie. »Was hast du da?« Als Keith nicht antwortete, wandte sie sich zur Tür. »Ich besorge ein paar Sandwichs«, sagte sie und sah dann Keith an. »Falls ihr verschwindet, bevor ich wieder da bin – ich schwöre, dann geh ich auch hinein.« Sie lief hinaus, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Zehn Minuten später waren sie so weit. Heather trug zerrissene Jeans und ein ausgebeultes, viel zu weites Sweatshirt, das sie jünger aussehen ließ und den Griff der Waffe verbarg, die im Bund ihrer Jeans steckte. Es war eine 9mm HS 2000, eine kroatische Pistole. In den Taschen hatte sie noch drei Reservemagazine. Keith überprüfte den 38er, den Vic DiMarco ihm aus Bridgehampton gebracht hatte, und Mary schob die Sandwichs, die sie in einem Delikatessenladen auf dem Broadway gekauft hatte, in die Taschen von Keiths Kolani, den er absichtlich so mit Fett und Schmutz verschmiert hatte, dass er aussah, als habe er ihn aus einer Mülltonne gezogen und nicht am Morgen in einem Trödlerladen erstanden.
    »Wie lange wird es dauern?«, fragte Mary, nachdem Heather hinausgegangen war und Keith an der Tür stand.
    »So lange wir eben brauchen«, antwortete er. Er ging zur Treppe, kam zurück, zog Mary in die Arme und küsste sie. »Ich liebe dich«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    »Und ich liebe dich«, flüsterte auch sie. Sie wartete, bis die beiden verschwunden waren, und als sie die Tür schloss, wurde ihr klar, wie ernst es ihr mit den vier Worten war, die sie eben ausgesprochen hatte. »Und ich liebe dich«, wiederholte sie, obwohl niemand da war, der sie hören konnte.
     
    Fünf Minuten später standen Keith und Heather auf dem Bahnsteig der U-Bahn, nachdem sie am Columbus Circle aus einem Zug gestiegen waren. Am anderen Ende des Bahnsteigs sah er die Männer, denen er schon einmal begegnet war – die Männer, denen er das Foto von Jeff gezeigt hatte. Er machte kehrt und ging, von Heather gefolgt, die beiden Treppen zum unteren Bahnsteig hinunter. Zwei Penner am anderen Ende des Bahnsteigs beachteten sie kaum, als sie näher kamen, und diesmal macht Keith nicht den Fehler, ihnen Jeffs Foto zu zeigen.
    »Ich suche Jinx«, sagte er. »Habt ihr sie gesehn?«
    Einer der Männer zuckte mit den Schultern. »Seit'n paar Stunden nich mehr.« Er nickte in Richtung des Tunnels, in dem, wie Keith selbst beobachtet hatte, das Mädchen verschwunden war. »Wollte nach Downtown, als ich sie zuletzt gesehn hab. Wenn nich'n Zug über sie drüber is«, fügte er hinzu, was ihm völlig gleichgültig zu sein schien.
    Keith nickte kurz und blickte die Gleise entlang. Kein Anzeichen dafür, dass ein Zug kam.
    Er sah auch keinen Transit Cop auf dem Bahnsteig.
    »Komm«, sagte er zu Heather, »wir müssen sie finden.«
    Er sprang vom Bahnsteig, bemüht, so auszusehen, als habe er das schon Hunderte von Malen getan, und tauchte in den Rachen des Tunnels ein.
    Auch Heather sprang vom Bahnsteig und warf einen letzten Blick in das helle Licht des weiß gefliesten Bahnsteigs.
    Dann folgte sie Keith in die Dunkelheit.
     
    Eve Harris war noch später dran als sonst. Wie an den meisten Samstagen hatte sie auch heute so viel zu tun wie an einem x-beliebigen Wochentag, aber an den Samstagen – ganz gleich, was sie sonst tat – sorgte sie immer dafür, dass sie Zeit hatte für den Menschen, der ihr am meisten bedeutete.
    Eunice Harris lebte noch immer in der Wohnung, in der sie Eve großgezogen hatte, und wehrte sich eigensinnig dagegen, umzuziehen, so sehr Eve sie auch drängte. »Ich kenne mein Viertel, und ich kenne meine Nachbarn«, erklärte Eunice hartnäckig, wenn Eve ihr zu bedenken gab, dass es eines der gefährlichsten in der ganzen Stadt war. »Alle Orte sind gefährlich, wenn du fremd bist, und hier kennt mich jeder. Und sie kennen dich auch. Wer würde mir etwas tun wollen?«
    Damit hatte sie Recht – in der Umgebung kannte sie jeder und kümmerte sich um sie. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass die Nachbarschaft nicht besser oder Eunice Harris jünger wurde. Doch jedes Mal, wenn Eve andeutete, es sei jetzt an der Zeit, an einen Umzug zu denken, fixierte ihre Mutter sie mit dem unbeugsamen Blick, mit dem Eve bei den

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