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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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war.
    Alles, was sie hörten, war das leise Kratzen, mit dem die Ratten über den Beton huschten.
    Zufrieden, dass sie wenigstens vorübergehend allein im Tunnel waren, ging Keith näher an das Licht heran, und während Heather sich auf ein großes Rohr setzte, um sich auszuruhen, durchsuchte er den Rucksack des Mannes. Erst als Heather eine Frage stellte, blickte er auf.
    »Vielleicht«, antwortete er auf ihre letzte Frage. »Er hätte uns umgebracht. Sobald wir an ihm vorbei waren, hätte er uns erschossen.«
    Obwohl sie die Worte deutlich hörte, verwarf Heather, was Keith gesagt hatte. Warum hätte der Mann sie töten sollen? Er kannte sie nicht, hatte keine Ahnung, wer sie waren.
    »Sonst hätte er uns nicht dahin zurückgeschickt, woher wir gekommen waren«, erklärte Keith, der Heathers Zweifel spürte. »Er wollte uns nah bei sich haben, nah genug, dass er uns nicht verfehlen konnte. Also mussten wir an ihm vorbeigehen.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Heather leise. »Warum sollte er ...«
    »Wir haben ihn gesehen, haben sein Gesicht gesehen. In dem Moment, in dem er sagte, wir hätten dort nichts zu suchen, hab ich gewusst, was er tun würde.«
    »Warum hat er es dann nicht einfach getan?«, wollte Heather wissen, und Keith hörte die Verzweiflung in ihrer Stimme, ihren Wunsch zu glauben, dass der Mann sie unverletzt hätte passieren lassen.
    »Weil er ein Feigling ist«, sagte Keith. »Welcher andere Mensch würde einen unbewaffneten Mann mit einem Schnellfeuergewehr jagen?«
    Er sah sich im Tunnel um, der sich in beide Richtungen erstreckte.
    Außer den schattigen Stellen zwischen den Lichttümpeln gab es keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Keith griff wieder in den Rucksack und holte den Inhalt heraus.
    Ein Nachtsichtglas – nicht das billige russische Modell, das er in Jagdzeitschriften gesehen hatte, sondern ein Luxusgerät, dessen Preis er nicht einmal schätzen konnte.
    Ein Wechselsprechfunkgerät, kleiner als jedes Mobiltelefon, das ihm jemals untergekommen war.
    Eine Wasserflasche, ein Paket mit Nahrung – wie Wanderer es bei sich tragen, das fast nichts wog, in dem aber Unmengen von Energien steckten.
    Ein ordentlich aufgerolltes Seil.
    Ein Pint Scotch – Chivas –, das, wie Keith vermutete, nicht zur regulären Ausrüstung der Gruppe gehörte, deren Mitglied der Besitzer des Rucksacks gewesen war.
    Und ganz unten, auf dem Boden des Rucksacks, ein kleines in Leder gebundenes Buch, wie ein Tagebuch. Obwohl die Farbe in dem dunklen Tunnel nicht zu erkennen war, verriet Keith die weiche Narbung des Einbands, dass es von der gleichen Qualität war wie das Nachtsichtglas und der Scotch. Auf dem Einband ein elegantes Monogramm in Goldprägung:
     
    MHC
     
    Unter dem Monogramm in den gleichen Großbuchstaben, aber etwas kleiner, standen die Worte:
     
    THE MANHATTAN HUNT CLUB
     
    Keith schlug das Buch auf; es war kein Tage–, sondern eher eine Art Logbuch, und als er die erste Seite überflog, schien ihm das Blut in den Adern zu Eis zu erstarren.
    Nachdem er fertig war, reichte er es wortlos an Heather weiter. Und während sie leise las, versuchte er alles zu begreifen, was die erste Seite beinhaltete.
     
    Opfer: Leon Nelson
    Verbrechen: Vergewaltigung und Mord
    Datum des Beschlusses: 16.6.94
    Daten der Jagd: 18.6.94 - 22.6.94
    Teilnehmer: Sperber, Falke, Mamba, Viper
    Zur Strecke gebracht von: Klapperschlange
    Zeit: 17 Uhr 5
    Ort: Ebene drei, Sektor vier.
    Notizen: Beute machte ein paar Fluchtversuche, keiner unvorhersehbar oder phantasievoll. Hüter haben berichtet, sie hätten ihn halb ertrunken gefunden, nachdem er versucht hatte, sich während eines Regengusses in einem Abflussrohr zu verstecken. Hat um Gnade gefleht, als Klapperschlange ihn erschoss. Hoffe beim nächsten Mal auf besseres Wild.
     
    Heather las die Seite zweimal und wünschte, eine vernünftige Erklärung für das zu finden, was sie las, war aber nicht imstande, die kalte, klinische Direktheit des Eintrags zu ignorieren. Mit wild klopfendem Herzen durchblätterte sie das Buch, bis sie zum jüngsten Eintrag kam.
    Ihre letzten Zweifel verflogen, als sie die Worte las, die mit großer Sorgfalt niedergeschrieben worden waren.
    In der Zeile »Opfer« stand fein säuberlich Jeffs Name.
    Das »Datum des Beschlusses« war das von vor drei Tagen, jenes Datum, an dem Jeff angeblich bei dem Unfall mit dem Transportvan des Correction Departments ums Leben gekommen war.
    Die »Daten der Jagd« waren nur teilweise

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