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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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hinein in die Dunkelheit. Einen Augenblick später, bevor Jagger ganz verschwunden war, folgte ihm Jeff.

14.Kapitel
    Keith und Eve Harris saßen in einer Kneipe – Mike's oder Jimmy's oder so ähnlich – an einem kleinen Tisch, auf dem ein rot kariertes Tischtuch lag. Ein echtes Leinentischtuch mit den entsprechenden Flecken, die das bewiesen. Jeder Tisch in dem winzigen Lokal war besetzt, und die Leute standen in Dreierreihen an der Bar, die sich über die ganze Wand einer Längsseite erstreckte. Vorhänge nahmen zum Teil die Sicht auf den Gehsteig draußen, sodass man den Eindruck hatte, ein stetiger Strom körperloser Köpfe ziehe vorbei. Das Stimmengemurmel war so laut, dass Keith sich anstrengen musste, um Eve Harris zu verstehen, doch derselbe Lärmpegel war auch willkommene Geräuschkulisse, die sie abschirmte und die sie in einem ruhigeren Restaurant nicht gehabt hätten.
    Keiths Blicke waren in den fünf Minuten, seit sie ihn in die Kneipe geführt, ein Glas Rotwein für sich, einen Scotch on the Rocks für ihn bestellt und ihm ihre Karte gegeben hatte, wenigstens ein Dutzend Mal zwischen Frau und Visitenkarte hin und her geflitzt. »Ist das echt?«, hatte er gefragt, nachdem er den Titel unter dem Namen gelesen hatte.
    »Es ist echt«, hatte der Kellner eingeworfen. »Schön, Sie wiederzusehen, Ms. Harris.«
    »Schön, Sie wiederzusehen, Justin. Alles in Ordnung?«
    »Ich arbeite noch, nicht wahr?«, erwiderte der Kellner und wandte sich dann an Keith. »Ohne Ms. Harris wäre ich jetzt wahrscheinlich schon tot. Sie können sich nicht einmal vorstellen, wie ich gelebt habe, bevor ich sie kannte. Die Getränke kommen in einer Minute.«
    Genau eine Minute hatte es gedauert, und in dieser Minute hatte Eve Harris Keith erzählt, sie habe für den Kellner nicht viel getan – habe ihn nur getroffen, als er auf dem Foley Square bettelte und ihn schließlich, nachdem sie fast einen Monat lang öfters mit ihm geredet habe, gefragt, was er mit seinem Leben anfangen wolle. »Er sagte, er wolle endlich einmal wieder richtig sauber sein und einen richtigen Job finden. Also habe ich ihn zum Einkaufen mitgenommen. Wir haben ihm neue Kleidung gekauft und die Haare schneiden lassen. Dann habe ich ihn zu Jimmy geschickt, und seither arbeitet er.« Justin erschien mit den Drinks, und Eve Harris grinste ihn spitzbübisch an. »Wenn er Mist baut, wird er natürlich der beste Kellner sein, der jemals in einer Kiste auf dem Foley Square lebte.«
    »Keine Sorge, ich baue keinen Mist«, versicherte Justin ihr, ebenfalls grinsend.
    Als sie jetzt wieder allein waren, sagte Keith: »Ich verstehe nicht, warum Sie sich dafür interessieren.« Er spürte, dass Eve Harris ihn, bevor sie antwortete, genauso aufmerksam studierte wie er es getan hatte.
    Sie trank einen Schluck von ihrem Rotwein, schien zu einem Entschluss zu kommen und beugte sich dann auf ihrem Stuhl vor. »Ich weiß, wer Ihr Sohn ist, was er getan hat und was ihm zugestoßen ist«, sagte sie. »Ich weiß auch, dass Perry Randalls Tochter ihn für unschuldig hält und ihn heiraten wollte. Was ich nicht begreife, ist, was Sie in der U-Bahnstation wollten, als Sie die Leute fragten, ob sie Ihren Sohn gesehen hätten. Er ist doch tot, nicht wahr?«
    So knapp er konnte berichtete er, was er im Gerichtsmedizinischen Institut gesehen und was der Trunkenbold auf der Bowery ihm erzählt hatte.
    »Und Sie haben ihm geglaubt?«, fragte Eve.
    »Warum sollte ich nicht?«, fragte Keith, fast aufbrausend.
    Traurig schüttelte sie den Kopf. »Mr. Converse, in dieser Stadt leben im Wesentlichen drei verschiedene Typen auf der Straße: die Süchtigen, die Verrückten und die Unbehausten.« Sie lächelte ein wenig, als sie den ratlosen Ausdruck auf Keiths Gesicht sah. »›Unbehauste‹ ist ihr Ausdruck, nicht der meine. Einige dieser Leute betrachten die Straßen als ihr Heim, also sind sie ihrer Meinung nach nicht obdachlos. Unbehaust, aber nicht obdachlos. Viele dieser Gruppen überschneiden sich natürlich – die meisten Süchtigen und Verrückten sind obdachlos, aber nicht alle Obdachlosen sind verrückt oder süchtig.« Sie wies mit dem Kopf auf Justin, der eifrig auf einem frei gewordenen Tisch herumwischte. »Viele dieser Obdachlosen brauchen einfach nur eine Chance. Aber ein paar der Übrigen ...« Sie breitete mit einer hilflosen Geste die Hände aus. »Ich wünschte, ich könnte sagen, sie hätten ganz einfach Pech, aber ich habe zu lange hier gelebt und viel zu viel gesehen.

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