Der Club der Teufelinnen
er sich zur Loyalität gegenüber seinen Angestellten verpflichtet. Er konnte nicht zulassen, daß die Firma auf solche Weise demontiert werden sollte.«
»Ich werde ihm mehr bieten als Sie«, warf Gil ein. »Ihr Deal wird nicht halten.«
»Wir glauben doch. Denn Bob Blogee hat Tanaki die Portland-Zementwerke verkauft. Auch dieses Abkommen wurde schon unterzeichnet.« Annie wies auf den Vertrag in Bobs Händen.
»Wer, zum Teufel, denken Sie eigentlich, wer Sie sind?« tobte Gil. »Ich werde mit Tanaki einen Handel ausmachen …«
»Das ist kaum anzunehmen. Tanaki ist ein ehrenwerter Mann«, entgegnete Annie. »Und nach dem heutigen Tag ist das auch nicht mehr weiter relevant. Sie werden noch eine ganze Weile mit den Folgen dieser Transaktion beschäftigt sein. Das heißt, wenn Sie dann noch an der Wall Street sind.«
Bei dem Gedanken an ihren letzten Besuch in diesem Zimmer und daran, wie Gil sie behandelt hatte, verspürte Annie ein gutes Gefühl. So war es recht.
Sie bemerkte, daß Gils Gesicht fast genauso grau aussah wie sein Haar, und beinahe verspürte sie Mitleid mit ihm.
»Wie ist es, wenn man siebenhundert Millionen Dollar an einem einzigen Morgen verliert?« fragte Annie.
»Warum haben Sie das getan?« fragte er flüsternd.
»Fragen Sie Cynthia.«
Gils Hände zitterten, und für einen Augenblick erwog er, über den Tisch zu springen und sich irgendeine von ihnen zu greifen. Aber da hatten sie sich schon gemeinsam erhoben und verließen das Zimmer.
War das alles wahr? Unmöglich. Er wäre ruiniert. Alles würde er verlieren. Sein Geschäft würde sich als Fiasko entpuppen. Seine Teilhaber … Ach du heiliger Schreck, diese Bastarde würden ihn glatt hinauswerfen. Hängen würden sie ihn.
Mrs. Rodgers trat ein. »Die Pressekonferenz ist angesagt, aber Mr. Lederer möchte Sie vorher noch sprechen. Und Mr. McMurdo und die anderen Partner haben angerufen. Sie möchten Sie umgehend sprechen, im Konferenzzimmer des Vorstands. Und dann ist da noch ein Besucher. Er sagt, daß er Sie jetzt sprechen muß.« Mrs. Rodgers schwieg und lächelte. Sie genießt es, dachte Gil. Sie weiß nicht, was los ist, aber sie hat Blut gerochen – mein Blut –, und es bereitet ihr Vergnügen.
»Sind denn alle verrückt geworden?« kreischte Gil. »Ich kann jetzt mit niemandem sprechen.«
»Oh, ich glaube, es ist besser, wenn Sie mich empfangen«, meinte Miguel De Los Santos und trat ein. »Es gibt eine Menge, worüber wir uns unterhalten müssen.«
Leise schloß Mrs. Rodgers die Tür, ein feines Lächeln auf den Lippen.
13
Verschlossene Türen
»Annie. Aaron hier.«
Eigentlich war sie nicht überrascht. Trotzdem zog sich ihr Magen zusammen, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Sie holte tief Luft und versuchte, den Hörer weniger verkrampft zu halten.
»Hallo.«
»Hör mal, wegen letzten Samstagabend … auf dem Fest …«
»Ja?« Seine ihr so wohlbekannte Stimme klang unterwürfig.
»Bitte, Annie, treffen wir uns heute zum Lunch? Ich muß dich sprechen«, sprudelte er hervor.
»Das geht nicht, Aaron. Ich habe eine Menge zu tun heute nachmittag.« Nach ihrer erfolgreichen Konfrontation mit Gil blieben nur noch ein paar Dinge zu erledigen. Sie fühlte sich gut. Sie hatte ihr Leben in die eigenen Hände genommen. Sie hatten Gerechtigkeit für Cynthia erwirkt. Heute würde sie mit zwei verschiedenen Wohnungsmaklern den Verkauf ihres Apartments besprechen, und dann würde sie hinaus nach Amagansett fahren und sich auch dort mit Maklern treffen. Aber wieso erzählte sie Aaron, daß sie zu tun hatte? Wieso konnte sie nicht einfach nein sagen und den Hörer auflegen? Sie war nicht in der Stimmung, sich sein Gejammer über Miguel oder Jerry, Chris oder sonstwen anzuhören, der ihn schlecht behandelte.
»Bitte, Annie«, schmeichelte er. »Es ist wichtig. Wir können uns kurz fassen.«
Nervös suchte Aaron die Menge mit den Kindermädchen, den Joggern, den Obdachlosen und Spaziergängern im Central Park nach Annie ab. Seitdem er Annie am Samstag auf dem Ball gesehen hatte, hatte er sich einige Dinge durch den Kopf gehen lassen. Er wußte nicht, was sie für eine Beziehung zu diesem Santos-Typen hatte, aber er nahm ihr nicht weiter übel, daß sie Miguel alles erzählt hatte. Er sah nun deutlich seine Fehler. Um so mehr brauchte er jetzt Annie.
Er war früh dran, und obwohl er nervös war, fühlte er sich wohl, befreit von der Lethargie, die ihn so niedergedrückt hatte. Er hatte Leslie gesagt, daß er frische
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