Der Club der Teufelinnen
Luft brauche, und war einfach gegangen. Er unternahm etwas. Ich weiß, was ich will, und ich kann es immer noch bekommen, dachte er sich.
Annies schmale Gestalt und ihr zügiger Schritt lenkten sein Augenmerk auf sie.
»Hallo, Annie.«
»Grüß dich, Aaron.«
»Gut siehst du aus, Annie. Diese Farbe steht dir.«
Annie lachte. »Rosa tötet jeden Schick. Das habe ich letzte Woche gelesen. Aber trotzdem danke schön.«
Aaron lächelte. Welch eine Erleichterung, wieder mit Annie zusammenzusein! Er nahm ihren Arm.
»Willst du wirklich hier essen?« fragte er zweifelnd vor dem Zoo-Restaurant.
»Sie haben keine große Auswahl«, gab sie zu und überflog die Speisekarte. »Aber es ist ein milder Tag, und das Essen soll hier besser sein als in der alten Zoo-Cafeteria. Erinnerst du dich, wie wir mit den Jungs dorthin gegangen sind? Hast du Hunger?«
»Ein bißchen«, schwindelte Aaron.
»Ich nehme nur einen Tee und einen Joghurt. Und ich möchte draußen auf der Terrasse essen, wenn es dir recht ist. Es ist nicht zu kalt. Und dann muß ich wirklich rennen.«
»Ist recht. Es ist wirklich ganz nett hier.«
Er hielt Annie die Tür auf. Dabei streifte sie ihn, und plötzlich nahm er ihr Parfüm wahr. Das warf ihn beinahe um. Mit einemmal wurde für ihn ihr ganzes gemeinsames Leben wieder lebendig, die Harmonie, das Wohlgefühl, die Freundschaft. Unterstützung, Liebe. Er mußte sich an den Türrahmen lehnen, um seine Fassung wiederzugewinnen. Er war den Tränen nahe. Sich so gut es ging zusammenreißend, folgte er ihr und fragte sich, ob sie seine Schwäche bemerkt hatte. Offenbar nicht.
Aaron selbst nahm Kaffee und ein Sandwich, und dann gingen sie wieder hinaus auf die Terrasse.
»Heutzutage muß man bezahlen, um in den Zoo hineinzukönnen«, stellte Aaron fest.
»Ja, und natürlich ist der ganze Zoo eingezäunt. Nicht mehr so wie früher, wo man einfach hindurchgehen konnte.«
»So finde ich es nicht gut«, murmelte Aaron. Wie er diesen Small talk haßte.
»Ich glaube, man hat es für die Sicherheit der Tiere getan. Aber das ist allgemein so. Viele Menschen mißbrauchen, was man ihnen anvertraut, und dadurch verlieren sie es.«
Aarons Empfindsamkeit war in diesem Moment so angespannt, daß er kurz den Eindruck hatte, als ob diese Bemerkung auf ihn gemünzt war. Er blickte Annie an, aber ihr Gesicht war gleichmütig, ohne jede Boshaftigkeit. Er hielt sich nicht länger zurück. Seine Stimme brach, als er zu sprechen begann. »Annie, ich habe ernsthafte Probleme.«
»Das habe ich deinem Anruf entnommen«, war Annies ruhige Entgegnung.
»Annie, alles hat sich vom Schlechten zum Schlimmeren entwickelt. Ich stecke in ungeheuren Schwierigkeiten.«
»Das tut mir leid, Aaron. Was für welche denn?« Ein Hauch Besorgnis schwang in ihrer Stimme, aber nur ein Hauch.
»Nun, du weißt, daß ich immer die Absicht hatte, Sylvies Geld zurückzubezahlen. Und mit dem Verkauf meiner Teilhaberschaft ist das auch möglich«, versicherte er hastig. »Aber eigentlich hatte ich mit der Agentur noch mehr Geld verdienen wollen. Ich wollte bei Morty eine Anleihe machen, und wenn das geklappt hätte, hätte ich genug gehabt, um meine Verluste zu ersetzen. Aber …«
Aaron beugte sich vor und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. »Ich habe betrügerisch gehandelt. Morty gab mir einen Tip. Ich habe ihn genutzt, obwohl ich das nicht hätte tun dürfen.« Er wagte es nicht, sie anzuschauen. »Und Chris ist wütend auf mich. Er meinte, er sei sich nicht sicher, ob er mich liebe. Er meint, ich hätte ihn und Alex fast zugrunde gerichtet.«
Er saß einen Augenblick still da und sammelte seinen ganzen Mut, um sie schließlich anzuschauen. All der Optimismus, den er auf seinem Gang zum Zoo und aufgrund seiner neuen Zielstrebigkeit verspürt hatte, war wieder verflogen. Seine Nase war rot vor Kälte. Es war ein besiegter Aaron, der da sprach.
»Und ob du es glaubst oder nicht, es tut mir leid, daß ich versucht habe, Jerry hinauszudrängen. Jetzt ist mir klar, daß ich den Kerl mag. Ich brauche ihn. Ich habe mich ihm gegenüber schäbig verhalten. Und Chris gegenüber. Ich brauche Chris. Ich brauche sie alle.«
Er schaute auf sein Sandwich, das er nicht angerührt hatte.
»Und jetzt ist da noch dieser Typ von der Börsenaufsicht. Ich glaube, ich werde Schwierigkeiten bekommen. Aber bin ich denn nicht schon gestraft genug?«
Annie seufzte, und Aaron schaute sie an. Er wußte, er klang jämmerlich. Es lief nicht so, wie er es sich
Weitere Kostenlose Bücher