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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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Cynthias Gesicht, mit vierzehn, ein Lied singend, sie alle zusammen auf einer Radtour. Es war das Dixie-Cup-Lied gewesen – etwas über Liebe und Hochzeit und nie wieder einsam sein.
    Sie setzte sich. Das Wasser perlte an ihr herab. Seit über zehn Jahren hatte sie nicht mehr gebetet, jetzt tat sie es: Lieber Gott, gib, daß Aaron mich wieder liebt.
    Das Abendessen verlief überraschend harmonisch. Aaron sah elegant aus, die beiden Jungs trugen witzig zur Unterhaltung bei. Zwar war es Alex, der, wie sonst auch, die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Vaters erhielt, aber immerhin war dies ja auch sein Fest. Chris strahlte und sprach wenig, erzählte aber Alex, als dieser ihn danach fragte, daß es ihm Spaß mache, mit Onkel Jerry zusammenzuarbeiten. Niemand erwähnte Cynthias Tod oder die Abwesenheit von Sylvie.
    Alex war stolz und erleichtert über sein bestandenes Examen, und Annie fand, daß er so locker war wie schon seit Jahren nicht mehr. Sie war ganz erstaunt, daß sie sich so glücklich fühlte. Es war lange her. Sie blickte die Tafel entlang. Aaron mit den beiden Jungs vermittelte den Eindruck von Gesundheit, von Normalität. Sie selbst strahlte. So hätte die Familie ohne Sylvie sein können. Annie unterdrückte einen Seufzer. Mehrere Male entdeckte sie, wie Aarons Blicke auf ihr ruhten. Lächelnd.
    Nach dem Essen zogen sich Aarons Eltern auf ihr Zimmer zurück. Aaron aber, mit vor Begeisterung funkelnden Augen, scheuchte die übrigen zu einem wartenden Wagen, der sie ins Hancock Center brachte. Hier trafen sie ein Dutzend Freunde von Alex. Ein Lift brachte sie zu Büroräumen im 53. Stock.
    »Leute, jetzt gibt's was zu sehen«, kündigte er an und führte sie in einen kleinen Vorführraum. Alle suchten sich einen Platz, Annie setzte sich in die letzte Reihe, Chris neben sich, aber den Platz an ihrer anderen Seite hielt sie vorsorglich frei. Eine junge Frau gab ihr ein Programm und eine Tüte Popcorn, um sich dann zu den übrigen zu setzen.
    »Nun sag schon, was das alles bedeutet«, ließ sich Alex vernehmen.
    Es wurde dunkel im Raum, das Kichern und die Gespräche hörten auf, und als es auf der Leinwand hell wurde, ließ sich Aaron auf den freien Platz neben Annie gleiten.
    »Das dürfte recht gut werden«, meinte er, und Annie lächelte erfreut im Dunkeln.
    Der Vorspann begann. Eine Annie und Aaron Paradise-Produktion. Fanfaren ertönten. Alexander der Große. Aufstöhnen und Pfiffe kamen aus dem Zuschauerraum, als Alex' Gesicht erschien. Ein Ansager mit schmalzigem Timbre begann. »Schon seit frühester Kindheit war Alexander MacDuggan Paradise ein Mann mit einer Mission.« Es folgte eine lange Sequenz von Alex mit zwei Jahren, wie er einem Kätzchen hinterherlief.
    »O Pa«, stöhnte Alex.
    »O Aaron«, murmelte Annie. Im Dunkeln griff er nach ihrer Hand.
    »Ich begleite dich zu deinem Zimmer.« Annies Herz tat einen Satz bei Aarons Worten. Alex und Chris blieben noch mit ihren Freunden zusammen. Nachdem sie ihnen gute Nacht gewünscht hatten, nahm Aaron sie wieder bei der Hand. Ob er wohl vorhatte, mit ihr aufs Zimmer zu kommen? Und dann? Sie lächelte ihm zu, mußte sich aber einen Augenblick lang sammeln. Hier stand sie, eine Frau in den Vierzigern, zusammen mit ihrem Exehemann, und hatte keine Ahnung, wie sie sich verhalten sollte.
    Sie konnte seine Wärme durch seinen Ärmel hindurch spüren, als sie im Lift auf Tuchfühlung nebeneinanderstanden. Ein Schauer durchfuhr sie. »Ist dir kühl?« Ohne ihre Antwort abzuwarten, legte er ihr den Arm um die Schultern. Wie konnte er bloß so gefaßt, so gleichmütig sein? Lag es daran, daß er nichts spürte, oder vermochte er seine Gefühle nur besser zu verbergen? Dies war eines der immer noch ungelösten Rätsel für sie: Wie tief waren seine Empfindungen? Sie schüttelte den Kopf, wie immer, wenn sie einen lästigen Gedanken loswerden wollte. Aaron schaute sie an, lächelnd. »Ganz dieselbe gute alte Annie.«
    »Der Film war wundervoll, Aaron. Alex war begeistert. Und ich auch.«
    »Ja, endlich habe ich auch einmal einen Film gemacht.«
    Sie waren an ihrer Tür angekommen. Sie kramte nach ihrem Schlüssel, suchte am Schloß herum. Da nahm er ihr den Schlüssel ab, fand im Handumdrehen das Schlüsselloch und stieß die Tür auf. Sie zögerte einen winzigen Moment, trat einen Schritt ins Zimmer und wandte sich um, um ihm eine gute Nacht zu wünschen. Doch da hatte er bereits seine Hände an ihre Wangen gelegt, ihren Kopf zurückgeneigt und küßte sie.

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