Der Club der Teufelinnen
Oh, diese Lippen auf den ihren! Sein ganz persönlicher Duft, sein Geschmack. Wenn doch die Zeit stillstehen, dieser Augenblick ewig währen und sie ganz in ihm aufgehen könnte.
Er hörte auf, sie zu küssen. Als sie die Augen öffnete, sah sie seine Blicke auf ihrem Gesicht ruhen. »Ganz die gute alte Annie.« Gewandt schloß er die Tür. »Wunderschön warst du heute abend.« Er nahm sie fest in die Arme, dann ergriff er ihre Hand und führte sie zum Bett. Seine Arme um sie legend, begann er ihr Kleid aufzuknöpfen. Er zog das Oberteil herab, ihren Hals und ihre Schultern entblößend. Dann lehnte er seinen Kopf an sie, sein Atem streifte ihre Haut.
»Annie, mein Gott. Cynthias Tod hat irgend etwas in mir ausgelöst, mich aufgerüttelt.« Und nach einer kurzen Pause, mit belegter Stimme: »Zeit ist so kostbar.«
Annie griff in sein Haar und streichelte ihn. Es war ein wundervolles Gefühl, ihn so an sich gepreßt zu spüren. Das war alles, was sie sich wünschte. Und jetzt, endlich, hatte sie ihn wieder. Lieber Gott, ich danke dir.
Er entkleidete sie, streifte schnell die eigenen Kleider ab und schon lag er neben ihr. Er schlief mit ihr. Es war einfach unvergleichlich, ihn neben sich, an sich, um sich zu spüren. So lange war es her seit dem letzten Mal. Alle Gedanken an Cynthia, an Sylvie, Dr. Rosen, alles verschwand daneben. Da war nur noch die Wärme seines Körpers, seine Arme, sein Duft, sein Atem.
Er bewegte sich in ihr und dann, kurz bevor er kam, stieß er es hervor, keuchend: »Ich liebe dich.«
»O Aaron, und ich, ich liebe dich doch auch.« Tränen begannen ihr aus den Augen zu strömen. Vielleicht war dieser Alptraum nun vorbei. Vielleicht waren sie jetzt alle wieder eine Familie. »Ich liebe dich.«
Beschäftige dich. Annie versuchte diesen Rat zu beherzigen, schließlich gab es wirklich jede Menge zu erledigen, anstatt herumzusitzen und auf seinen Anruf zu warten. Nach jener Nacht im Ritz hatte Aaron ihr gesagt, daß er sie nicht zum Flughafen bringen könne, weil er einen dringenden geschäftlichen Termin in New Hampshire wahrnehmen müsse. Hoffentlich hatte er keinen Unfall gehabt. Hör schon auf, so eine Glucke zu sein! rief Annie sich selbst zur Ordnung. Er hat viel zu tun. Schließlich wußte sie, wie sehr er in einer Sache aufgehen konnte.
Für heute hatte sie sich vorgenommen, ihre Bonsais zu beschneiden. Einige hatten es wirklich sehr nötig. Sie hatte direkt ein schlechtes Gewissen.
Es klingelte von der Pförtnerloge, und Annie hörte Sylvie zur Sprechanlage stürmen. »Wer ist es, Sylvie?«
»Nestor sagt, daß Chris gekommen ist, um mich zu besuchen.« Sie strahlte und quietschte regelrecht vor Freude. Annie erinnerte sich an Chris' Frage in Boston. Seitdem sie auf der Welt war, hatte Chris immer zu Sylvie gehalten. Alex war ihr gegenüber stets zurückhaltend gewesen, und als Sylvies Behinderung immer deutlicher wurde, hatte er sich noch weiter distanziert. Aber Chris hatte immer seine Freude an ihr gehabt, eine Freude, die auch jetzt zu verspüren war, als er Sylvie in den Mantel half.
»Was werdet ihr unternehmen?« Annie spürte, wie sich Sylvies Begeisterung auf sie übertrug.
»Was meinst du, sollen wir ihr unser Geheimnis verraten, Kleines?« fragte Chris und fuhr Sylvie durchs Haar. Sylvie kämpfte einen Augenblick mit sich selbst, aber dann konnte sie es doch nicht für sich behalten. »Wir werden drei Sachen machen.« Dabei zählte sie an den Fingern ab. »Wir gehen in den Zoo und sehen dort die schwarzweißen Vögel, die so komisch laufen.«
»Stimmt, zu den Pinguinen«, ermutigte Chris sie. »Und dann?«
Sylvie überlegte einen Augenblick, bevor sie fortfuhr. »Dann wird Chris mich im Boot rudern lassen.«
»Und dann?«
»Und dann …« Sie zögerte, intensiv in Chris' Gesicht forschend, während sie sich zu erinnern versuchte. Chris lächelte und wartete geduldig. Und Sylvie erinnerte sich: »Mittagessen. Ich werde Pasghetti essen.« Sylvie strahlte, stolz auf ihre Leistung.
Chris strahlte zurück und legte ihre Hand auf die Klinke. »Ganz richtig, Spaghetti. Und jetzt sag Tschüs zu Mam-Pam.«
Annie gab beiden einen Kuß, ihre Augen trafen die von Chris. »Auch dir einen schönen Tag«, wünschte er ihr. »Und vielen Dank.« Fort waren sie.
Nachdem sich hinter ihnen die Wohnungstür geschlossen hatte, fühlte Annie sich plötzlich überflüssig. Beschäftige dich, ermahnte sie sich. Dann konzentrierte sie sich auf ihre Arbeit an den Bonsais.
Später würde
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