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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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sie zu ihrer Gymnastikstunde bei Roy und Bernie gehen und sich dort mit Brenda treffen. Endlich hatte Brenda sich überreden lassen, die Übungen mitzumachen. Danach würden sie gemeinsam Mittagessen. Am Nachmittag war dann ihre Italienischstunde, und dann kam die gefährlichste Zeit, so gegen halb sechs, in der sie früher zur Therapie bei Dr. Rosen gewesen war. Sie vermißte ihre Therapeutin. Aber sie würde es überstehen. Wie alles andere, das sie durchzustehen hatte. Denn bald würde Aaron anrufen.
    Sie schaute über die Terrasse hinweg zu dem Spielplatz, wo sie mit Sylvie hingegangen war, bis die anderen Kinder Sylvie gegenüber zu gemein geworden waren. Bitte, lieber Gott, laß dieses neue Internat ein wirkliches Zuhause für sie werden. Während sie schaute, stieg ein Flugzeug vom La Guardia auf, überquerte von Queens her ein Zug den Viadukt, steuerte ein Schiff den Hafen an, brausten Autos den Franklin-Roosevelt-Drive entlang. Hier oben jedoch, gleichsam abgehoben von der Hetze der Stadt, herrschte eine vollkommene Ruhe, ein vollkommener Friede. Mitunter schien es Annie, als ob dies auch für sie selbst der vollkommenste Ort überhaupt sei. Heute dagegen, in gespannter Erwartung von Aarons Anruf, kam es ihr weniger so vor. Alles erschien ihr fad – neben dem champagnergleichen Prickeln der Erwartung, das in ihrem Innern aufstieg. Aaron, sagte es, Aaron.
    Ohne Aaron erschien ihr das Leben leer, inhaltslos. Es gab nichts zu erwarten, nichts zu erhoffen, nichts, auf das sich zu freuen lohnte. Sie brauchte ihn. Sie sehnte sich so sehr danach, ihn in ihren Armen zu halten.
    Bitte, lieber Gott, mach, daß Aaron mich wieder liebt. Nach diesem Stoßgebet ging Annie sich für ihre Gymnastikstunde umziehen.
    Weshalb habe ich mich nur auf diese idiotische Aerobic-Stunde eingelassen? haderte Brenda mit sich, als sie zusammen mit Annie im Lift hinauf zum Probenraum der Carnegie Hall unterwegs war. Im Grunde kannte sie die Antwort. Sie sah beschissen aus und fühlte sich auch so. Sogar Angela hatte etwas derartiges gesagt. Außerdem war da auch bald das Sportfest in Tonys schicker Grundschule, und sie wollte Peinlichkeiten vermeiden. Sie stöhnte beinahe auf bei dem Gedanken daran, wie sie damals in der Schule wegen ihres Vaters von den anderen Schülern gehänselt worden war. Sie mußte einfach etwas unternehmen. Und schließlich war sie auch neugierig auf das Training der Reichen und Berühmten. Bernie und Roy gehörten zu den exklusivsten Trainern in der Stadt.
    Sie betraten einen Raum, der Brenda ein wenig an die Sporthalle des Julia Richmond-Gymnasiums erinnerte, allerdings ohne deren Geruch. Sie folgte Annie zu den Kleiderspinden.
    »Ich ginge lieber zur Paradentose-Behandlung. Es tut weniger weh und ist auch nicht so teuer.« Brenda traute sich weder zu gehen noch sich umzuziehen. Annie überhörte ihre Bemerkung und meinte lächelnd: »Dir bleiben noch fünf Minuten, mach zu, Brenda. Außerdem habe ich dich eingeladen, und du wirst sehen, danach fühlst du dich viel besser.«
    Mißmutig konstatierte Brenda Annies gute Laune und beobachtete, wie sie Rock und Pulli abstreifte. Ein dünner, schmaler Körper kam zum Vorschein. Als Annie ihren Gymnastikanzug hervorzog, rührte Brenda sich immer noch nicht.
    »Nun mach schon, Brenda, Bernie und Roy mögen es nicht, wenn man zu spät kommt.« Für einen kurzen Moment haßte Brenda sie geradezu.
    »Die können mich mal. Ich muß das Technische Hilfswerk anfordern, wenn ich in meine Unterhose steigen will, und jetzt soll ich an einer Gymnastikübung teilnehmen, bei der ich die Füße über Knöchelhöhe heben soll.« Kurz hatte Brenda das Bild mit den tanzenden Nilpferden aus Fantasia vor Augen, dann zuckte sie die Achseln und fing an, sich auszuziehen.
    »Du wirst sehen, es wird dir gefallen, Brenda. Du wirst noch regelrecht süchtig danach. Wenn ich auch nur eine einzige Stunde versäume, bekomme ich Schuldgefühle, echt katholische.«
    Warum ist sie nur so verdammt gut gelaunt? fragte sich Brenda. Irgendwie ist sie nicht ganz bei der Sache. »Hör mal«, entgegnete sie, »ich bin zur Hälfte katholisch und zur Hälfte jüdisch. Soviel ich davon mitbekommen habe, sind die Juden die Alleininhaber aller Schuld, die Katholiken haben sie nur gepachtet.«
    »Na gut. Aber wenn ich ein, zwei Stunden ausgelassen habe, kann ich nicht mehr so locker mithalten, und dann fühle ich mich halt irgendwie beschämt.«
    »Genau das ist das Geschäft von Bernie und Roy, und wie es

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