Der Club der Teufelinnen
zueinanderfinden. Gott sei Dank.
»Welch eine wunderbare Aussicht. So ganz anders als bei uns.« Sie begann, ihre Fassung zu verlieren, wurde rot. Sie stockte. Es war doch schwerer, als sie es sich vorgestellt hatte. »Man könnte stundenlang hier aus dem Fenster schauen oder sogar tagelang.«
»Kannst du dir vorstellen, daß ich noch kein einziges Mal hinausgeschaut habe, seit ich hier bin?« Aaron lachte, sah zur Seite.
So ging das nicht weiter. Annie spürte den Drang, etwas zu tun. Sie ging im Zimmer umher, mußte daran denken, wie sie aussah. Ihr Rock war einfach unmöglich. Aaron achtete auf so etwas. Sie setzte sich auf das Sofa. Aaron trat hinüber zu der kleinen Bar. »Möchtest du einen Sherry?« Sie willigte ein, während er sich einen Scotch einschenkte. Als er von seinem Sessel zu ihr hinübersah, konnte sie Spuren von Anspannung auf seinem Gesicht erkennen.
»Ist etwas passiert, Annie. Wenn nicht mit Sylvie, dann vielleicht mit den Jungs?« Er beugte sich vor.
»O nein, nichts. Es geht ihnen gut«, beruhigte sie ihn. Er sah ausgesprochen gut aus, weiche warme Haut, glänzende schwarze Haare. Und er liebte sie. Das hatte er gesagt. Das hinderte sie aber nicht an der Feststellung, daß er – anders als sie – seinen Ehering abgenommen hatte.
Sie nahm einen Schluck von dem Sherry, gleichsam zur Stärkung ihres Entschlusses, dann stellte sie das Glas auf dem Couchtisch ab. Ihre Liebe zu ihm war jetzt so stark, daß sie überzeugt war, er müsse sie spüren und erwidern. »Aaron, ich werde ganz offen sprechen. Ich glaube, daß ich das bei dir kann. Seit Alex' Examen habe ich viel nachgedacht und bin zu einem Entschluß gekommen.« Verwundert sah sie, wie Aaron aufstand und auf die halb offene Tür des Nebenraums zuging. Warum nur wich er starken Gefühlen immer aus? »Bitte, Aaron, laß mich sagen, was ich zu sagen habe.« Sie winkte ihn zurück zu seinem Platz. Widerstrebend kehrte er zurück. »Seit damals habe ich auf deinen Anruf gewartet. Ich dachte schon, du würdest nicht anrufen, weil du es nicht willst. Erst heute in der Kirche ist mir aufgegangen, warum du nicht angerufen hast.«
»Kirche? Seit wann gehst du in die Kirche?«
Annie faltete die Hände in ihrem Schoß und setzte sich kerzengerade auf, so als ob sie ihren Worten mehr Nachdruck verleihen wollte. »Du hattest Angst, mich wieder zu verletzen. Es war wichtig für dich, daß ich anrufe. Und ich glaube, ich mußte dir erst ganz deutlich sagen, wie sehr ich dich liebe. Deshalb bin ich hier, Aaron, um dir zu sagen, daß wir es noch einmal versuchen sollten.«
Sie schaute sich um in dem eleganten, aber anonymen Zimmer. »Komm heim, Aaron. Dies hier ist kein Platz für dich. Wir wollen noch einmal anfangen. Ohne die Belastung mit Sylvie. Es geht ihr jetzt gut, Aaron. Und die schönen Dinge, die wir gemeinsam erlebt haben, können noch schöner werden. Das weiß ich jetzt.«
Annie lächelte und streckte ihre Hände aus. Aaron ließ sich in seinen Sessel fallen. Annie schaute ihn an, ihre Augenlider flackerten. »Du möchtest das genausosehr wie ich, nicht wahr?«
»Aber verstehst du nicht, Annie? Es ist aus.«
»Aus?«
»Annie, wir sind geschieden. Erinnerst du dich? Unsere Ehe ist zu Ende.«
»Ja, das war vor einem Jahr. Aber die Dinge haben sich geändert. Wie könnte es zu Ende sein, Aaron. In Boston …«
»Gar nichts war in Boston, Annie«, unterbrach er sie. »Wir hatten nur viel Spaß bei der Examensfeier unseres Sohnes.« Seine Augen wanderten zur Schlafzimmertür. Annie fragte sich, weshalb er so nervös war. Dann erst begann die Bedeutung dessen, was er gesagt hatte, die Mauer aus Hoffnung, Beschwörung und kindischem Glauben in ihr zu durchbrechen. Sie war besessen gewesen von ihren Gefühlen. Schamröte stieg ihr ins Gesicht, ihr Körper begann zu zittern. Hätte er sie geschlagen, es hätte nicht stärker schmerzen können. Aber das konnte doch nicht wahr sein. Es konnte nicht einfach alles aus sein. Nicht, nachdem er ihr gesagt hatte, daß er sie liebte. Nicht, nachdem er mit ihr geschlafen hatte. Nicht, wo er ihr doch hier gegenübersaß und Wärme, Gesundheit und Männlichkeit ausströmte.
»Annie, ich werde heiraten.« Seine Worte klangen freundlich.
Annie griff sich an die Kehle, so als ob sie den Schrei abwürgen müsse, der in ihrem Kopf schrillte. »Heiraten? Was heißt das?«
»Eben dies, Annie. Wir beide sind geschieden, und nun werde ich wieder heiraten.«
»Einfach so?« Ob sie wohl wahnsinnig
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