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Der Club der Teufelinnen

Titel: Der Club der Teufelinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldsmith Olivia
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gewesen. Ich kann mich ganz genau an eine Kamera erinnern.
    Entschlossen verbannte sie die ganze Angelegenheit aus ihren Gedanken. Zuerst werde ich bei Martha hereinschauen und sehen, was sie da haben, und dann mit Bill zu Mittag essen. Sie fühlte sich wohl bei Martha, dem exklusivsten Geschäft der Stadt. Da konnte sie sich sammeln, ohne befürchten zu müssen, daß jemand sie beobachtete, und auch ohne anmaßende Verkäuferinnen ertragen zu müssen.
    Während Elise nach Manhattan hineinfuhr, fühlte sie sich unwohl in ihrer Haut – physisch unwohl. Sie widerstand dem Bedürfnis, sich einen Wodka aus der Konsole vor ihr einzugießen. Statt dessen fummelte sie an ihrem Saum, an ihrer Frisur und wieder an ihrem Rock herum. Ich bin angezogen wie eine Greenwich-Matrone, die zum Lunch ausgeht. In diesen Kleidern kann ich nicht einmal einkaufen gehen. Die Vorstellung schreckte sie dermaßen ab, daß sie auf den Knopf der Gegensprechanlage drückte. »Zuerst möchte ich zum Apartment.« Sie mußte einfach aus diesen Klamotten heraus.
    Im Lift bedauerte sie, daß Chessie nicht mit in die Stadt gekommen war. Sie betrachtete sich im Spiegel der Liftkabine und brachte ein Lächeln zustande. Sie würde sich trotzdem toll anziehen und zurechtmachen. Allen würden die Augen übergehen bei ihrem Treffen mit Bill.
    Oben angekommen, ging sie gleich in ihr Schlafzimmer. Es war groß, mit einer hohen Decke und einem österreichischen Kristallüster, den sie aber niemals einschaltete. Deckenbeleuchtung hatte eine verheerende Wirkung. Ihre Räume wurden von Tischlampen beleuchtet, mit rosa getönten Sechzig-Watt-Birnen und ebenfalls rosafarbenen Lampenschirmen. In zwei stuckverzierten Nischen standen je eine unbezahlbare Vase, die Elise aus der großen Sammlung ihrer Mutter geerbt hatte, welche jetzt eine eigene Abteilung im Metropolitan-Museum einnahm. Ansonsten sah der Raum erstaunlich alltäglich aus, mit angejahrtem (und etwas schäbig gewordenem) Mobiliar.
    Schnell zog Elise sich aus und überlegte, wofür sie sich entscheiden sollte. Blass oder Armani? Das war lange immer eine gute Wahl gewesen. Vielleicht schon zu lange. Sie überlegte.
    In Unterwäsche und Strümpfen ging sie in ihr Ankleidezimmer und suchte nach dem Montana-Kleid. Es war nicht dort. Es konnte sonst wo sein. Auch wenn ihr Ankleidezimmer so groß war wie ein Schlafzimmer in einer gewöhnlichen Wohnung, überschwemmte ihre Garderobe die Schränke in den Gästezimmern, in der Eingangshalle und sogar in Bills kleinem Ankleideraum. Nach einer ersten vergeblichen Suche ging sie hinüber zu Bills Räumlichkeiten. Vor der Ablage im Badezimmer blieb sie stocksteif stehen, ihre Augen wurden immer größer. Der Raum war leer. Da stand keine einzige Flasche, lag keine Tube, kein Hemd lag in den Fächern, keine Schuhe standen in den Schuhschränken. Elise zog die Schubladen auf. Keine Unterwäsche, keine Socken, keine Pullover. Der Atem stockte ihr. Die ganze Zeit hatte sie es gewußt. Er würde sie verlassen. Mein Gott, er hatte sie verlassen.
    Sie setzte sich abrupt auf den Badewannenrand. Was hatte er am Telefon gesagt? Denk nach! Sie versuchte angestrengt, sich zu erinnern. Er hatte ihr vorgeschlagen, sie zum Lunch einzuladen und dabei darauf bestanden, sie im Restaurant zu treffen. Er hatte nicht gewollt, daß sie vorher davon erfuhr. Das war nicht möglich, einfach nicht möglich.
    Aber es konnte auch nichts anderes bedeuten. Bill verfügte über prallgefüllte Kleiderschränke in allen ihren drei Häusern und in der Londoner Wohnung. Er hatte selten mehr einzupacken als eine Übernachtungsgarnitur. Und jetzt war alles weg. Er hatte sie verlassen, und sie hatte es nicht einmal bemerkt.
    Ohne weitere Hoffnung stand sie auf und öffnete seinen Kleiderschrank. Vielleicht … Die Tür glitt auf, und dort hing ihr Montana-Kostüm, leise pendelnd in der Leere links und rechts.
    »Fahren Sie die Fifth Avenue entlang«, wies Elise ihren Fahrer durch die geöffnete Trennscheibe an. Aber wohin weiter? Was soll ich tun? Wo kann ich hin? »Zu Martha.« Es war das nächstbeste, das ihr einfiel.
    Elise ließ ihren Kopf auf die mit cremefarbenem Leder bezogene Kopfstütze zurücksinken, während die Limousine sich durch den dichten Mittagsverkehr drängte. Noch war sie zu erschüttert, um die Wirkung des doppelten Wodkas zu spüren, den sie sich noch in ihrem Apartment genehmigt hatte. Sie schloß die Augen und spürte die Einsamkeit über ihr zusammenschlagen. Sie fühlte ihren

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