Der Club der Teufelinnen
wegen des Themas als vielmehr wegen seiner einfalls- und geschmacklosen Bearbeitung. »Was steckt wohl dahinter?« fragte er zu Asa gewandt. »Selbsthaß? Oder ein politisches Bekenntnis? Was meinst du?« Er starrte hinüber zu Phoebe van Gelder. Sie sah völlig zugedröhnt aus, absolut unfähig zu irgendeiner Form von Aussage. Eine reiche kleine Erbprinzessin. Obwohl er seine Kamera dabei hatte, würde er nie und nimmer einen Abnehmer für ein Foto von ihr finden, auf dem eines ihrer Bilder im Hintergrund zu sehen war. Er versuchte, nicht daran zu denken, was für schöne Dinge er schaffen könnte, wenn er ihre finanziellen Möglichkeiten hätte. Das verbitterte ihn.
Seine Mutter würde ihm einen Scheck schicken, er würde das Stück fertigschreiben und Fotos von diesen öden Typen machen, um was zum Essen zu haben. Er maß Phoebe mit den Augen, um eine Aufnahme zu machen. Sie stand neben einem großen Mann mit silbergrauem Haar in einem lachhaften schwarzen Lederblazer mit goldenen Knöpfen à la Chanel Preauleau. Vielleicht ein Bild von den beiden? Es war gar nicht so einfach, eine Einstellung zu finden, bei der sich keine Schamlippe in den Sucher drängte. Aber sie war zur Zeit der Medienliebling, und wahrscheinlich würde er sich von dieser Aufnahme eine Woche lang ernähren können. Er war durch die vier Haupträume gegangen und hatte ein paar Aufnahmen gemacht, allerdings nicht viele. Kaum etwas, das sich lohnte. Alles nur Filmverschwendung. Er mußte etwas Ordentliches finden. Und Elise einen Entschuldigungsbrief schreiben, auch wenn es nichts bewirkte. Nun ja, immerhin war das Essen recht gut hier.
»Ist das dort ihr Vater?« fragte er Asa.
»Von wegen. Das ist Bill Atchison, ihr Verlobter.«
»Das ist Bill Atchison?« Larry konnte es nicht fassen. Dieser Mann verließ Elise Elliot wegen so einer überspannten, billigen Tussi? Larry schüttelte den Kopf. Er blickte hinüber zu Phoebe, die sich jetzt an Morty Cushman lehnte, den Typ aus der TV-Werbung. Sie hatte den Rücken durchgebogen, so daß ihre kleinen Brustwarzen sich deutlich unter der durchsichtigen Bluse abzeichneten, die sie über ihrem Bodystocking trug.
»Die ist nicht ganz dicht«, meinte Larry zu Asa gewandt. »Die würde ich nicht mal mit deinem Schwanz vögeln.«
»Das ist wirklich nett von dir.«
Der schwule Typ startete nun doch seine Avancen, und Asa begann sich mit ihm zu unterhalten. Larry blieb sich selbst und den Krabben am Büffet überlassen.
Er starrte gerade in Gedanken versunken auf eines der Riesenbilder und überlegte, ob er nicht nach Hause gehen sollte, als er die Gastgeberin der Galerie aus einem der privaten Räume kommen sah. Larry fragte sich, was dort wohl sein mochte. Den ganzen Abend über waren Leute mit dieser Frau dort aus und ein gegangen. Vielleicht war das die VIP-Lounge. Er wollte es einmal versuchen.
So unschuldig wie möglich dreinblickend ging er zu der Tür hinüber. Sie war nicht verschlossen. Er öffnete sie und glitt hinein.
Der Raum war ziemlich dunkel, kleinere Bilder wurden angestrahlt. Kaum daß seine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, erkannte er die unglaublichen Obszönitäten. Und gleich darauf sah er die beiden.
Jon Rosen stand mit dem Rücken zur Tür, das Gesicht der Wand am anderen Ende des Raumes zugekehrt, sich mit den Armen dagegenstützend. So wie er dort vorgebeugt stand, dachte Larry für einen Moment, daß er sich übergeben mußte. Aber dann sah er Phoebe van Gelder, zwischen ihm und der Wand auf den Knien und tief drin zwischen ihren roten, weit geöffneten Lippen Jon Rosens dicken Schwanz. Ob Art News wohl Interesse an einer Aufnahme davon hätte, war die Scherzfrage, die sich Larry stellte, als er sich leise davonstahl.
10
Das Debakel
Aaron streckte den Arm aus, um den Hörer vom Telefon zu nehmen, dessen Klingeln ihn aus tiefsten Träumen gerissen hatte. Es war ein schöner Traum gewesen. Mit bunten Farben. Und einem jungen Mädchen. Schade, dachte er und schüttelte ihn ab.
»Ja?« Seine Stimme war heiser. Er drehte sich um, doch Leslie war bereits aufgestanden und höchstwahrscheinlich schon in der Gymnastikstunde. Unglaublich, diese Frau. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, daß es erst halb acht morgens war. Wer rief um diese Zeit an?
»Hören Sie, es ist was passiert.« Morty Cushmans Stimme war laut und erregt.
Himmel, hatte es Probleme bei den neuen Werbespots für den Irren Morty gegeben? Was hatte er bloß? Jerry hatte damit nichts mehr zu tun. Hatten
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