Der Club der Teufelinnen
gnadenlosen Nadelstichen hinter dem linken Auge. Wenn doch bloß Chessie, ihre Zofe, hier wäre. Sie würde ein feuchtes Tuch bringen und die Vorhänge vorziehen, und nach einer Valiumtablette und ein wenig Ruhe würde Elise sich wieder besser fühlen.
Aber hier sah niemand nach ihr, mit niemandem konnte sie sprechen. Auch wenn sie Annie gern hatte und allmählich auch Brenda leiden mochte, konnte sie doch nicht über diese abscheuliche Sache sprechen. Sie gehörte zu jener Generation, in der ein ordentliches Mädchen so etwas zwar tat, aber niemals darüber sprach. Ihre eigene sexuelle Gier hatte sie erschreckt. In Hollywood hatte sie sich zurückgehalten, nachdem sie gesehen hatte, was Ehen auf dieser Basis aus den Frauen machten. Sie hatte sich geschworen, daß ihr das nie passieren würde. Doch diese Unvorsichtigkeit, dieser einzige scheußliche Fehltritt könnte ihren Ruin bedeuten. Was würde sein, wenn Bill davon erführe? Was würde aus der Scheidung? Was passierte, wenn dieser Cochran Fotos an ein Klatschblatt verkaufte, zusammen mit einer Geschichte? War sie noch interessant genug für eine solche Story?
Nun lagen dieser Brief, das Foto und ein Drehbuch vor ihr auf dem Tisch. Sie mochte sie nicht einmal berühren. Wollte er sie zwingen, einen Film zu finanzieren? Es schauderte sie, und ihre Kopfschmerzen verschlimmerten sich. Ihr fiel die strikte Regel ihrer Mutter ein: Keine finanzielle Unterstützung einer Produktion oder eines Ehemanns. Bislang hatte sie beides vermeiden können. Allerdings hatte ihre Mutter ihr keine Ratschläge bei Erpressungen hinterlassen. Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Und ihre Mutter konnte ihr auch nicht mehr helfen. Aber vielleicht konnten dies Annie und Brenda. Sie griff zum Telefon.
Brenda hatte jeden Tag stundenlang in Elises Büro, in Elises Akten und in ihren eigenen Unterlagen nach Hinweisen gesucht, die sich gegen die vier Schweinehunde verwenden ließen. Erstaunt stellte sie fest, daß ihr das Spaß machte. Die ganze Buchhaltung, die sie damals in der Julia-Richman-Schule gelernt hatte, fiel ihr wieder ein. Und interessant war es auch. Langsam, ganz langsam grub sie aus den Papieren, Notizen, Steuererklärungen und Steuerrückzahlungen die Leichen in Mortys Keller aus.
Heute konnte sie es kaum erwarten, Annie und Elise im Algonquin Hotel zu treffen, wo sie sich zu einem Drink verabredet hatten. Im Geiste ging sie einige ihrer Fundstücke durch. Es würde ein ergiebiges Treffen werden. Und Elise hatte auch ein paar Neuigkeiten angekündigt.
Und wenn sie das mit Mortys Sachen schaffte, warum nicht auch mit Bills oder Gils oder Aarons? Die Frage war, wie sie an deren Akten kam. Alle diese Zahlenkolonnen, Rechnungen, Steuerveranlagungen hatte sie im Griff. Sie konnten einen nicht anbrüllen oder schlagen, wie Männer es taten.
Diese großen, mächtigen, ängstlichen Männer – wenn man genau hinsah, waren sie keineswegs so zäh oder unbesiegbar. Es stimmte, daß sie bei Gericht vorsaßen, Verbrechensyndikate und Unternehmen leiteten, aber Brenda begann langsam daran zu glauben, daß es möglich sein könnte, sie mit ihren eigenen Waffen zu Fall zu bringen. Denn aus Mortys konfusen und verwirrenden Papieren konnte sie ganz deutlich seine ungesetzlichen Schritte herauslesen.
Vielleicht waren diese Typen nicht gar so perfekt und unbesiegbar, sondern nur Möchtegerns mit einem guten Haarschnitt. Und vielleicht war sie in irgendwas besonders gut und war nicht nur bloß eine fette Exehefrau. Nur was war sie dann?
Hier wußte sie nicht weiter. Denn noch einmal zu Schule gehen, um ein Diplom als Steuerberater zu machen oder sonst etwas, das war ihre Sache nicht. Es ging ihr gegen den Strich, daran zu denken, anderen Leuten die Steuererklärungen zu machen. Nein, da würde sie lieber in einem kleinen Geschäft den ganzen Papierkram führen. Aber wer stellte schon eine fette Hausfrau mittleren Alters ohne irgendeinen Abschluß oder ein Diplom ein? Sie seufzte und betrat die Lobby des Algonquin. In einer ruhigen Ecke sah sie Annie und eine bleiche, erregte Elise sitzen.
»Was ist los?« fragte Brenda, nahezu schockiert beim Anblick der sonst so coolen Elise. Wortlos reichte Annie Brenda ein zerknittertes Blatt Papier.
»Der hat Nerven!« meinte sie, nachdem sie Larry Cochrans Schreiben gelesen hatte. »Erst verkauft er dein Bild an People und dann schickt er dir ein Drehbuch. Ich weiß nicht recht. Das sieht mir nicht ganz koscher aus.«
»Ist es auch nicht«,
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