Der Club der Teufelinnen
»Ist alles in Ordnung?«
»Was ist schon in Ordnung?« entgegnete Asa. »Abgesehen davon sprechen wir hier von dir. Bitte sie, dir zu verzeihen.«
»Und wenn sie nicht will?«
»Dann hast du nichts verloren. Versuch's einfach.«
Larry brütete über Asas vernünftigen Ratschlag nach. Er hatte mal wieder recht. Ich werde ihr schreiben. Schließlich ist Beichten gut für die Seele. Er fühlte sich bereits etwas erleichtert und richtete seine Aufmerksamkeit wieder verstärkt auf Asa. Ein guter Freund und eine gute Idee. Aber weshalb war Asa bedrückt? Und hatte er nicht einen neuen Anzug an? Wieso strapazierte sein sonst so bescheidener Freund sein Plastikgeld? Was war da los?
»Asa, was ist mit dir? Du hast doch etwas?« Larry war sich sicher, daß Asa selbst etwas auf die Seele drückte. Als dieser nicht reagierte, fuhr er fort: »Du weißt, daß du es mir sagen kannst. Spuck es aus, Alter.«
Asa wandte sich ab, wich seinen Augen aus. »Ich hab' auch jemanden verkauft. In einer Riesensache. Und wie ich schon sagte in einigen Fällen ist mehr nötig als eine Entschuldigung, wenn man sie wieder geradebiegen will.«
»Wovon redest du? Was hast du gemacht?« Larry flüsterte beinahe.
Asa ging nicht auf diese Frage ein. Er wandte sich wieder der Bar zu. »Ich möchte jetzt nicht darüber sprechen, Larry. Warte bis Halloween.« Einen Augenblick lang standen sie schweigend und blickten über die recht übersichtliche Menge hinweg. »Tut mir leid, daß ich dir gerade jetzt nicht helfen kann, Larry. Was wirst du nun tun?«
Larry schwieg kurz und sagte dann, mehr zu sich selbst: »Ich werde das tun, was jede andere Flasche in New York macht. Ich werde mich an meine Mutter wenden.« Da bemerkte er einen recht exotisch aussehenden Mann, der sie oder vielmehr Asa mit Blicken verschlang. Dankbar, das Thema wechseln zu können, wandte er sich zu seinem Freund. »Ich glaube, man hat was mit dir vor.«
Asa folgte Larrys Augen und sah den schmelzenden Blick eines hochgewachsenen, mediterran aussehenden Mannes mit dünnem Schnurrbart. Er wandte sich ab. Er wußte nie, wie er sich bei so etwas verhalten sollte.
Als er jedoch in die andere Richtung sah, erblickte er Gil Griffin. Du liebe Güte, mit dem wollte er lieber nicht zusammen gesehen werden. Gil hatte ihm die Nachricht zukommen lassen, daß er seinen Artikel bis Halloween zurückhalten sollte. Er hatte sich darauf eingelassen. Es würde schwierig werden, das Ganze natürlich aussehen zu lassen. Am liebsten hätte er alles wieder rückgängig gemacht. Aber dafür war es jetzt zu spät. Das meiste von dem Geld, das er dafür erhalten hatte, war schon ausgegeben.
»Laß uns ein paar von diesen Bildern ansehen«, schlug er vor und nahm Larrys Arm.
»Müssen wir das unbedingt?«
Jon Rosen hatte keinerlei Hemmungen, die Bilder zu betrachten. Wirklich recht simpel. Er war erst spät gekommen – so wie immer – und hatte die ganze Ausstellung mit einem Blick überflogen. Einfallslos und vordergründig provokativ. Dazu absolut unwichtig und langweilig. Jon wartete, bis Shelby Symington, diese Atlanta-Krake, ihn – wie zu erwarten – sanft am Arm hinüber zu Phoebe führen würde. Sie bildeten einen interessanten Gegensatz: Shelby blond, sonnengebräunt und üppig, Phoebe bleich, knochig, mit rabenschwarzem Haar. Zwei Extreme der weiblichen Spezies.
»Phoebe, ich möchte dir Jon Rosen vorstellen, den Jon Rosen.«
»Tagchen dem Jon.« Phoebe blickte ihm fest in die Augen, die eigenen vor Aufregung oder von etwas anderem geweitet. Ihr zerbrechlicher, knabenhafter Körper war mit dem Chiffon drum herum nur wenig bedeckt. Sie streckte ihm ihre kleine, heiße Hand entgegen.
Jon wußte nicht recht, wie er hier vorgehen sollte. Er spürte sofort, daß sie zu haben war, und er hatte durchaus etwas übrig für altes Geld. Ganz wie meine Schwester, dachte er ohne die geringsten Gewissensbisse. Die einzige Frage war, ob er sie nehmen und einen grausamen Verriß schreiben sollte, oder ob es ihm mehr Spaß machen würde, sie und das Publikum auf den Arm zu nehmen und sie über den grünen Klee zu loben. Eine interessante Überlegung. Anregend. Shelby beobachtete beide äußerst aufmerksam, ebenso wie ein gewisser älterer Herr. Bevor sie jedoch die gegenseitige Vorstellung fortsetzen konnte, machte John den nächsten Zug.
»Warum zeigen Sie mir nicht, was Sie zu zeigen haben?«
Phoebe lächelte ihm zu. Wortlos verließen sie die Gruppe.
Larry Cochran war schockiert. Weniger
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