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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Verhandlung.«
    Glenda stieß den Bibliothekar an. »Hallo? Alles in Ordnung?« Aber sie bekam nur ein leises Gurgeln zu hören. Sie legte die gewölbten Hände an den Mund und rief: »Mann … äh … jemand am Boden! Hier!«
    Begleitet von einem weiteren Chor aus Buuhs und, weil man sich schließlich in Ankh-Morpork befand, auch unter lautem Jubel, eilte die Reisegesellschaft, zu der das Spiel inzwischen geworden war, zum Tor der Unsichtbaren Akademiker herüber.
    »Jemand hat eine Banane runtergeworfen, und ich habe gesehen, wer es war, und ich glaube, sie war vergiftet«, sagte Glenda in einem Atemzug. »Er atmet sehr schwer«, sagte Ridcully. Der Kommentar war überflüssig, da das Schnarchen des Bibliothekars das gesamte Tor erbeben ließ.
    Ridcully ging in die Hocke und legte das Ohr auf die Brust des Bibliothekars. »Ich glaube nicht, dass er vergiftet wurde«, sagte er.
    »Wieso nicht, Erzkanzler?«, fragte Ponder.
    »Weil, wenn jemand unseren Bibliothekar vergiftet hat«, erwiderte Ridcully, »dann sorge ich, obwohl ich von Natur aus kein rachsüchtiger Mensch bin, dafür, dass diese Universität den Giftmischer zur Strecke bringt, und zwar mit sämtlichen thaumischen, mystischen und okkulten Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, und dass sie ihm den Rest seines Lebens nicht nur so grauenhaft gestaltet, wie man es sich nur vorstellen kann, sondern so grauenhaft, wie ich es mir vorstellen kann. Und Sie können sich darauf verlassen, meine Herrschaften, dass ich bereits damit angefangen habe, mir sehr grauenhafte Dinge vorzustellen.«
    Ponder schaute sich um, bis er Rincewind erblickte. »Professor Rincewind. Sie waren doch, ich meine, Sie sind doch sein Freund? Können Sie ihm nicht die Finger in den Hals stecken oder so was?«
    »Lieber nicht«, sagte Rincewind. »Ich hänge sehr an meinen Fingern, und ich möchte gerne, dass sie auch noch länger an mir hängen.«
    Der Lärm des Publikums wurde lauter. Die Leute waren gekommen, um Fußball zu sehen, keine Debatten.
    »Doktor Rasen ist doch noch hier«, warf Rincewind ein. »Er verdient sein Geld damit, dass er seine Hände irgendwo reinsteckt. Er hat den Bogen raus.«
    »Ja, stimmt«, sagte der Schiedsrichter. »Vielleicht könnten wir ihn darum bitten, sich noch eines anderen Patienten anzunehmen.« Er wandte sich an Ridcully. »Sie müssen Ihren zweiten Reservespieler einsetzen.«
    »Das wäre Trevor Likely«, sagte der Erzkanzler.
    »Nein!«, stieß Trev hervor. »Ich hab’s meiner alten Mama versprochen.«
    »Ich dachte, du gehörst zur Mannschaft?«, sagte Ridcully. »Ja, schon, sozusagen … ich helfe überall mal aus und so … aber ich hab’s meiner alten Mama versprochen, Erzkanzler, nachdem mein Dad gestorben ist. Ich weiß, dass ich auf der Liste stehe, aber wer hätte schon damit gerechnet, dass es tatsächlich so weit kommt?«
    Ridcully blickte gen Himmel. »Nun, meine Herren, es sieht ganz so aus, als könnten wir von einem Mann nicht verlangen, dass er das Versprechen bricht, das er seiner alten Mama gegeben hat. Das wäre ja auch ein noch ruchloseres Verbrechen als Mord. Also müssen wir wohl oder übel mit zehn Mann spielen. Sieht ganz so aus, als müssten wir auf ihn verzichten.«
     
    Hoch oben in seiner baufälligen Loge nahm der Herausgeber der Times sein Notizbuch in die Hand und sagte: »Ich gehe da runter. Hier oben zu sitzen ist doch lächerlich.«
    »Gehen Sie runter zum Spielfeld?«
    »Ja. Dort kriege ich wenigstens mit, was da vor sich geht.«
    »Ich glaube nicht, dass der Schiedsrichter das zulässt!«
    »Willst du denn nicht spielen, Trev?«, fragte Glenda.
    »Ich hab’s euch doch gesagt! Wie oft soll ich es noch sagen? Ich hab’s meiner alten Mama versprochen!«
    »Aber du bist ein Teil der Mannschaft, Trev.«
    »Ich hab’s meiner alten Mama versprochen!«
    »Schon, aber ich bin sicher, dass sie das hier verstehen würde.«
    »Das ist leicht gesagt. Weil wir es nie erfahren werden, oder?«
    »Nicht unbedingt«, sagte jemand aufgekratzt.
    »Oh, hallo, Doktor Hix«, sagte Glenda.
    »Ich habe zufällig Ihre Unterhaltung mitbekommen, und wenn Herr Likely mir sagen könnte, wo seine Mutter begraben liegt, und der Schiedsrichter uns ein wenig mit der Zeit entgegenkommt, wäre es sehr wohl möglich, dass ich …«
    »Wehe, Sie bringen Ihre Schaufel auch nur in die Nähe meiner alten Mama!«, schrie Trev, dem die Tränen übers Gesicht liefen.
    »Ich bin sicher, dass wir dich alle gut verstehen können, Trev«, sagte Glenda.

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