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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Wickel über das Ein- und Ausschussloch. Vernon spendierte sein Hemd. Tom riss es in Streifen, die er dann zur Befestigung der Wickel verwendete.
    »Uff!«, keuchte Broadbent.
    »Tut mir Leid, Vater.«
    »Hört auf, euch zu entschuldigen, und zwar alle. Ich möchte gefälligst stöhnen, ohne dass sich jemand entschu l digt.«
    »Du hast uns gerade das Leben gerettet, Vater«, sagte Ph i lip.
    »Nachdem ich es zuvor in Gefahr gebracht hatte.«
    »Hättest du Hauser nicht angefallen, wären wir jetzt alle tot.«
    »Die Sünden meiner Jugend kehren zurück, um mich zu plagen.« Broadbent zuckte zusammen.
    Borabay hockte sich auf die Fersen und schaute sie der Reihe nach an. »Ich jetzt gehen. Ich zurück in halbe Stunde. Wenn nicht ... Wenn Nacht kommt, ihr warten, bis regnet, dann gehen ohne mich über Brücke. Verstanden?«
    »Wo gehst du hin?«, fragte Vernon.
    »Ich mir Hauser schnappen.«
    Borabay sprang auf und weg war er.
    Tom zögerte. Wenn er den Codex haben wollte, hieß es jetzt oder nie.
    »Ich muss auch noch was erledigen.«
    »Was?« Philip und Vernon schauten ihn ungläubig an.
    Tom schüttelte den Kopf. Er war jetzt nicht artikulationsfähig, und außerdem hatte er keine Zeit, sein Vorhaben zu verteidigen. Vielleicht war es ja auch gar nicht zu begrü n den. »Wartet nicht auf mich. Wir treffen uns heute Abend an der Brücke. Sobald das Gewitter anfängt.«
    »Bist du verrückt geworden, Tom?«, grollte Max.
    Tom antwortete nicht. Er drehte sich um und verschwand im Dschungel.
    In zwanzig Minuten war er aus dem Rankengewirr ins Freie gekrochen und stand auf, um sich zu orientieren: Die Grabkammern lagen im Osten. Das wusste er mit Siche r heit.
    So dicht am Äquator musste die Sonne vormittags noch am östlichen Himmel st e hen. Er kannte also die generelle Richtung. Über seine Entscheidung - ob es richtig oder falsch war, seinen Vater und seine Brüder allein zu lassen, ob es verrückt oder zu gefährlich war - wollte er jetzt lieber nicht nachdenken. Eigentlich ging es um etwas völlig and e res: Er musste den Codex einfach an sich bringen. Er wandte sich gen Osten.

74
     
    Hausers Augen suchten den Boden ab, lasen ihn wie ein Buch: Ein festgetretenes S a menkorn. Ein geknickter Grashalm. Von einem Blatt gewischter Tau. Spurenlesen hatte er in Vietnam gelernt. Nun wies ihm jede Einzelheit die g e naue Richtung, die die Broadbents genommen hatten. E benso gut hätten sie Brotkrumen verstreuen können. Mit der Steyr AUG im Vorhalt folgte er schnell und methodisch ihrer Route. Es ging ihm nun besser. Er war entspannter, fast friedlich gestimmt. Er hatte die Jagd schon immer als etwas eigenartig Verlockendes empfunden. Nichts war mit dem G e fühl vergleichbar, eine menschliche Beute zu jagen. Es war tatsächlich das gefäh r lichste Spiel überhaupt.
    Seine nichtswürdigen Soldaten gruben und sprengten noch immer am anderen E n de der Stadt. Gut. Damit hatten sie eine Beschäftigung. Die Jagd auf Broadbent und seine Söhne war die Aufgabe eines einsamen Jägers, der unges e hen durch den U r wald pirschte. Für derlei Dinge konnte man einen lärmenden Trupp von schwachsinnigen Sold a ten nicht gebrauchen. Hauser war im Vorteil. Er wusste, dass die Broadbents unbewaffnet waren und die Brücke überqueren mussten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sie einholen würde.
    Sobald sie ins Gras gebissen hatten, konnte er die Gruft in aller Ruhe plündern, den Codex und die tragbaren Kunstwerke mitnehmen und den Rest später abholen. Nun, da er Skiba weich geklopft hatte, wusste er ziemlich genau, dass er mehr als nur fünfzig Millionen aus ihm herauspressen konnte. Vielleicht sogar viel mehr. Die Schweiz war eine gute Basis. Von diesem Land aus ließ es sich operieren. So hatte Broadbent es ja auch gemacht: Er hatte Antiquitäten fragwürdiger Herkunft über die Schweiz verschoben und behauptet, sie entstammten einer alten Schweizer Sammlung. Zwar ließen sich seine Meisterwerke nicht auf dem freien Markt verkaufen, da sie schlichtweg zu berühmt waren und jeder wusste, dass sie ihm gehörten, aber unter der Hand waren sie bestimmt da und dort zu verscherbeln. Es gab immer einen saudischen Scheich, einen japanischen Indu s triellen oder einen amerikanischen Milliardär, der ein sch ö nes Gemälde besitzen wollte und sich nicht groß für seine Herkunft interessierte.
    Hauser gebot diesen angenehmen Phantasien Einhalt und richtete seine Aufmer k samkeit auf den Boden. Auch da war der Tau von einem Blatt

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