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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Nun wollten alle etwas von ihm hören, dem großen und schrec k lichen Skiba. Sie wollten den Vorhang wieder aufreißen. Alle wollten einen Blick auf den Scharlatan werfen, der an den Kontrollknöpfen saß.
    Aber so würde es nicht laufen. Jedenfalls nicht, solange er noch atmen konnte. Sollten sie doch daherplappern und Häme verbreiten. Er würde schweigen. Und wenn dann der Codex eintraf und der Wert ihrer Aktie sich verdoppelte, verdreifachte, vervierfachte ...
    Skiba schaute auf seine Armbanduhr. Noch zwei Minuten.
    Wenn man davon absah, dass der Verschlüssler Hausers Stimme wie Donald Duck klingen ließ, war die Satellite n verbindung so deutlich, als riefe er aus dem Nebenraum an. Trotzdem waren Hausers großkotziges Gehabe und seine unverschämte Vertrautheit unüberhörbar.
    »Wie geht's Ihnen, Lewis?«, fragte er.
    Skiba ließ einen frostigen Moment verstreichen, bevor er antwortete: »Wann kriege ich den Codex?«
    »Also, Skiba, die Lage ist folgende: Vernon, der mittlere der Brüder, hat sich, wie ich's vorhergesehen habe, in den Sümpfen verirrt, dieser Arsch, und wird möglicherweise bald seinen Abschied einreichen. Tom, der jüngste ...«
    »Ich habe mich nicht nach den Brüdern erkundigt, so n dern nach dem Codex. Die Brüder sind mir gleichgültig.«
    »Sie dürften Ihnen aber nicht gleichgültig sein. Sie kennen doch den Spielstand. Na ja, ich wollte gerade sagen, dass es Tom gelungen ist, ein paar Soldaten zu entkommen, die ich ihm auf den Hals gehetzt hatte. Sie verfolgen ihn jetzt flus s aufwärts. Vielleicht erwischen sie ihn, bevor er das Sumpfgebiet erreicht, aber es hat sich ja nun erwiesen, dass er fi n diger ist, als ich dachte. Wenn er aufgehalten werden muss, wäre das andere Ende des Sumpfes der ungünstigste Ort dafür. Ich kann nicht riskieren, seine und die Fährte der Frau in den Bergen zu verlieren, die danach kommen. Kö n nen Sie mir folgen?«
    Skiba drehte die hochnäsige Quäkstimme leiser. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er je einen Menschen so gehasst hatte wie in diesem Moment Hauser.
    »Das zweite Problem ist Philip, der älteste Sohn. Ich we r de mich irgendwann seiner annehmen müssen. Ich brauche ihn noch eine Weile, aber wenn er seine Schuldigkeit getan hat, tja, dann können wir nicht zulassen, dass er plötzlich den Hals reckt - haben Sie das eigentlich gesagt oder ich? - und behauptet, er sei der Eigentümer des Codex. Das Gle i che gilt für Vernon und Tom. Und auch für die Frau, mit der Tom unterwegs ist - Sally Colorado.«
    Ein langes Schweigen entstand.
    »Sie verstehen doch wohl, was ich sage, oder?«
    Skiba wartete ab. Er versuchte sich zu beherrschen. Diese Gespräche waren eine unglaubliche Zeitverschwendung. Und nicht nur das: Sie waren auch gefährlich.
    »Sind Sie noch da, Lewis?«
    »Warum erledigen Sie nicht einfach Ihren Auftrag?«, sagte Skiba wütend. »Was sollen diese Anrufe? Sie haben den Auftrag, mir den Codex zu liefern. Wie Sie es tun, ist Ihre Sache, Hauser.«
    Hausers Kichern schwoll zu einem Lachen an. »Ach, das ist ja reizend. Doch so leicht kommen Sie mir nicht davon. Sie haben von Anfang an gewusst, was passieren wird. Sie haben gehofft, dass ich die Sache allein regle. So läuft es aber nicht. Ich räume Ihnen keine Chance ein, in dieser Hinsicht irgendetwas abzustreiten. Wenn da was schief geht, werden Sie nicht das Fußvolk abservieren und einen Kuhhandel mit der Justiz machen. Wenn die Zeit reif ist, werden Sie mir sagen, dass ich sie umlegen soll. So läuft das und nicht anders. Und das wissen Sie genau.«
    »Hören Sie sofort mit diesem Gerede auf. Es wird ni e mand ums Leben kommen.«
    »Ach, Lewis, Lewis ...«
    Skiba wurde schlecht. Er spürte, dass die Übelkeit sich wellenförmig in seinem Magen ausbreitete. Aus den A u genwinkeln sah er, dass die Aktie schon wieder sank. Die SEC hatte den Wertpapierhandel nicht nur zum Stillstand gebracht, sie hatte das Unternehmen auch in den Wind g e drängt. Zwanzigtausend Angestellte waren von Skiba a b hängig; Millionen Kranke brauchten seine Medikamente; er hatte Frau und Kinder, ein Haus, zwei Millionen eigene Optionen und sechs Millionen Anteile ...
    Skiba vernahm etwas aus dem Hörer, das wie eine Hupe klang - es war eindeutig Gelächter. Er fühlte sich plötzlich sehr schwach. Wieso hatte er es nur so weit kommen la s sen? Wie war es diesem Menschen nur gelungen, sich se i ner Kontrolle zu entziehen?
    »Sie bringen niemanden um«, sagte er. Er musste schlucken, bevor er den

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